Von Wolf von Dewitz
Ob Riesling oder Spätburgunder: Das Interesse von Chinesen an deutschem Wein steigt. Im vergangenen Jahr seien 4 Millionen Liter (40 000 Hektoliter) Rebensaft aus heimischem Anbau nach Fernost verkauft worden und damit ein Viertel mehr als 2016, teilte das Deutsche Weininstitut im rheinland-pfälzischen Bodenheim mit. Zehn Jahre zuvor, 2007, waren es nur 1 Million Liter. Die Aussichten sind gut: Der Anstieg wird sich nach Schätzung des Instituts fortsetzen.
Die Asiaten legten ihren Fokus bei europäischem Wein nicht mehr nur auf Frankreich, sondern kauften inzwischen auch auf anderen Märkten ein, sagte der Sprecher des Weininstituts, Ernst Büscher. "Das Image des deutschen Weins im Ausland wird besser."
Die Exportzahlen sind ohne Hongkong. Rechnet man die chinesische Sonderverwaltungszone dazu, kämen rund 5000 Hektoliter hinzu. Auch dort gab es einen deutlichen Anstieg: 2007 waren dorthin nur 1000 Hektoliter verkauft worden.
Wichtig ist zudem ein genereller Trend: Während noch vor Jahrzehnten kaum ein Chinese regelmäßig Wein getrunken habe, sei das Getränk inzwischen etwas weiter verbreitet in der asiatischen Gesellschaft, erklärte Büscher. Von der steigenden Nachfrage habe lange Zeit vor allem Frankreich profitiert mit seinen Bordeaux-Rotweinen. "Rot gilt in China als Farbe des Glücks, zudem war den chinesischen Käufern der Name des Weins und die Reputation des Anbaugebiets wichtig", sagt der Institutssprecher. Inzwischen werde aber auch mehr Weißwein nachgefragt, was den deutschen Winzern mit ihrem Exportschlager Riesling zugutekomme.
Die Kunden aus Fernost sind Winzern aus der Pfalz, von der Mosel oder vom Neckar willkommen, da sie tief in die Tasche greifen. Pro Liter gaben sie den Angaben zufolge 4,59 Euro für deutschen Wein aus und damit 37 Cent mehr als ein Jahr zuvor (plus 9 Prozent). Konsumenten in Deutschland haben 2017 im Schnitt dagegen nur 3,15 Euro pro Liter Wein im Lebensmittel-Einzelhandel ausgegeben.
"Chinesen kaufen auch über den Preis und geben entsprechend etwas mehr aus für Wein", sagte der Institutssprecher. Hongkong ist besonders lukrativ: Pro Liter deutschen Weins zahlten Konsumenten dort zuletzt umgerechnet 7,73 Euro.
Dennoch bleibt die Menge vergleichsweise bescheiden. Etwa ein Achtel des Weins aus deutschem Anbau geht in den Export, dies waren im vergangenen Jahr 110 Millionen Liter. Der Anteil von China und Hongkong an den Ausfuhren liegt also bei circa vier Prozent. Immerhin kommen China und Hongkong mit circa 23 Millionen Euro auf Rang 4 im Ranking nach Exportwert, hinter Spitzenreiter USA (79 Millionen Euro), den Niederlanden (30), Norwegen (25) und vor Großbritannien (20). dpa