Von Isabell Scheuplein
Ohne ein Motorgeräusch rollt das Taxi heran und parkt am Bordstein. Keine zwei Minuten später hat sich bereits eine Traube junger Männer um das Fahrzeug gebildet. Es handelt sich um ein Model X von Tesla, und es gehört zu den ersten E-Taxis, die in Frankfurt überhaupt unterwegs sind. «Es zieht auch bei unseren Kunden viel Aufmerksamkeit auf sich», sagt Frank Benner, der Unternehmer, der das schicke Auto mit insgesamt sechs Sitzen angeschafft hat.
Damit zählen nun zwei E-Fahrzeuge zu seiner Flotte, das erste E-Taxi ist bei ihm bereits seit Juni in Betrieb. «Es gibt Kunden, die rufen an und wollen nur damit gefahren werden», berichtet Benner. Sein Fahrer K. Tuchy sagt, die E-Autos fahren sich sehr gut. Allerdings wisse er inzwischen, dass er besonders auf Radfahrer und Fußgänger achten müsse, da sie so leise seien.
«Wir wollen die Zukunft mitgestalten», sagt Benner. Die aktuelle Diskussion um den Abgasskandal und das drohende Dieselfahrverbot in Frankfurt zeigten, dass sich etwas verändere. «Ich bin mir sicher, dass die Verbrennungstechnologie ein rasches Ende findet», sagt der Unternehmer. Ob die E-Mobiltät die Antwort auf alle Fragen sei, müsse sich aber noch zeigen.
Das Model X mit seinen ungewöhnlichen Flügeltüren war mit mehr als 100 000 Euro doppelt so teuer wie eine herkömmliche S-Klasse. Benner sagt, er rechne dafür mit geringeren Wartungskosten und Verschleiß, zudem sei Strom billiger als Diesel. «Das ist auf Sicht wirtschaftlicher, zumindest im Taxi-Bereich», schätzt der Unternehmer. Problematisch sei allerdings die mangelnde Lade-Infrastruktur in Frankfurt.
Die beiden E-Taxen sind wie die Diesel-Autos 24 Stunden in Betrieb. Pro Tag müssen sie mindestens eine Stunde an die Ladesäule. Seine Fahrer steuerten möglichst eine Schnell-Ladesäule an, etwa in Erlensee an der Autobahn 45 oder bei Wiesbaden an der A 66. Doch das reiche nicht aus, es seien weitaus mehr Lademöglichkeiten in Fankfurt nötig, um die E-Mobilität nach vorne zu bringen, sagt Benner.
In einem bundesweiten Ranking mit Stand Ende Juli taucht die fünftgrößte Stadt Deutschlands jedenfalls nicht unter den Top Ten auf, dafür aber Aachen und Ingolstadt; Hessen als Bundesland erreichte das vordere Mittelfeld. Bundesweite Spitzenreiter sind der Aufstellung des Bundesverbands Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zufolge Hamburg und Berlin mit 785 beziehungsweise 743 öffentlich zugänglichen Ladesäulen. In Frankfurt gibt es nach Angaben der Wirtschaftsförderung aktuell insgesamt 49 Standorte mit knapp über 100 Lademöglichkeiten. Darunter zwei öffentliche Standorte, an denen eine Schnellladung schon in etwa einer halben Stunde möglich ist.
Es gebe einen deutlichen Bedarf im Bereich der Lade-Infrastruktur, sagt der zuständige Abteilungsleiter bei der Frankfurter Wirtschaftsförderung, Ansgar Roese. Derzeit werde nach geeigneten Standorten gesucht, zudem liefen Gespräche mit potenziellen Investoren. Eine Schnellladesäule koste mindestens 40 000 Euro, um hierfür Geldgeber zu finden, brauche es den entsprechenden Bedarf. Seinen Angaben zufolge sind in der Stadt 953 rein batteriebetriebene Fahrzeuge mit E-Kennzeichen unterwegs. Hinzu kommen 825 Hybrid-Fahrzeuge, die mit Batterien und herkömmlichen Motor fahren.
Neben der Taxi-Branche versucht Frankfurt in weiteren Bereichen wie etwa Handwerksbetrieben sowie Paket- und Pflegediensten, die E-Mobilität voranzutreiben, unter anderem auch im öffentlichen Busbetrieb und bei der Müllabfuhr. Landesweit gibt es zahlreiche weitere Projekte, auch die hessische Polizei fährt mit ersten E-Fahrzeugen.
Speziell für Taxis werden in Frankfurt mögliche Standorte für Schnell-Ladestationen geprüft, sagt Roese: «Dazu sind wir in Gesprächen. Wichtig ist allerdings auch, dass die entsprechende Stromkapazität in unmittelbar Nähe der zu installierenden Ladesäule vorhanden ist.» Ein Projekt, insgesamt 50 E-Taxen auf den Frankfurter Straßen zu haben, sei in der Vorbereitung.
Bisher sind es nach Angaben der Frankfurter Taxi-Vereinigung insgesamt drei. Ein weiterer Frankfurter Unternehmer habe ein Fahrzeug des Herstellers Hyundai angeschafft, sagt der Chef der Taxi-Vereinigung, Hans-Peter Kratz. Weitere Pläne seien ihm nicht bekannt. Unternehmer Frank Benner sagt, er wolle es nun erst einmal bei seinen beiden Teslas belassen und die Lage beobachten. dpa