„Seit über 111 Jahren erfreut dieser Ort Menschen und ermöglicht ihnen eine Pause vom Leben. Ich glaube, das ist die Aufgabe: einen Raum zu schaffen, der für die nächsten 25 Jahre etwas Besonderes ist. Ein Ort, wo Leute wissen, dass sie dort super essen gehen, tanzen und feiern können“, erklärt Kulturinvestor und Eigentümer Yoram Roth. Durch seine Philosophie, seinen Reparaturauftrag und das zeitgemäße Konzept hat er dem geschichtsträchtigen Haus die Liebe zurückgegeben, die es verdient und die es brauchte - um mit liebevollem Blick in die Vergangenheit – mutig in die Zukunft schauen zu können.
Im Inneren des Ballhauses entstand im unteren Saal ein fabelhaftes Restaurant, das sowohl die letzten Jahrzehnte lebendig werden lässt, als auch den heutigen Anspruch an Gastronomie und Ausgehen mit 146 Sitzplätzen erfüllen wird. Hier gibt es traditionelle deutsche Küche, die den Berliner Humor und Zeitgeist feiert. Das „Luna D’Oro” (kurz Luna) im Clärchens ehrt dabei die goldene Discokugel im Ballsaal, den „goldenen Mond“ und die – so sagt man sich – legendäre Tänzerin Lisbeth Dorowski, die unter dem Künstlernamen Luna Dorow wohl im Clärchens Ballhaus tätig war. Man erzählt sich, dass sie zwischen 1919 und 1926 mit ihren progressiven Aufführungen für Furore sorgte und später als Tanzlehrerin des Hauses in die Geschichte einging. Die kleine Liebesbotschaft auf dem Wandbild hinter der Bühne im Restaurant „Luna D’Oro“ zeugt bis heute davon und inspirierte zum Namen der neuen Einkehr.
Das Augenzwinkern steht auch auf der Speisekarte, neben den nostalgischen Speisen wie Königsberger Klopse und Wackelpudding mit Vanillesauce. „Der Geist des Clärchens Ballhaus schreibt das Menü für uns”, sagt Tobias Beck, der zuvor mit dem Restaurant-Konzept Ember und dem Kochen auf offenem Feuer in Berlins Foodszene für Staunen gesorgt hat. Fortan wird im Luna unter seiner Leitung gekocht. „Wir orientieren uns an den saisonalen Produkten der Umgebung, der Esskultur unserer Vergangenheit und des direkten Umlandes. Ein nostalgischer Ort verlangt nach einem passenden Menü und das werden wir kreativ und modern umsetzen, ohne Dinge zu verkomplizieren.” Verlässlich, aber nicht erwartbar wird es sein: Hauptgänge gibt’s hier auch unter 20 Euro.
Das Highlight auf der Getränkekarte: Der Hauswein kommt direkt aus dem Fass, hier liefert der renommierte Winzer Jörg Bretz aus dem österreichischen Burgenland eine beeindruckende Qualität an Rebsorten und eigens für das Clärchens produzierten Wein. Der Geschmack hat im Clärchens also wieder Priorität, dafür sorgt Gastgeberin Claudia Steinbauer mit ihrem Team. Die Seele des Clärchens, so wird General Manager Claudia liebevoll genannt, denn ihre Wertschätzung für den Ort, ihre Expertise in der Gastronomie und ihr Gespür für Menschen machen die Magie dieses historischen Ortes für alle Gäste wieder spürbar. „Hier ist das Herz Berlins. Das Clärchens hat eine Großzügigkeit, eine Geschichte und eine magische Anziehungskraft”, so Claudia Steinbauer.
Und wie sieht es jetzt im neuen Restaurant aus? „Wir haben genau den richtigen Cast mit Szenenbildner Uli Hanisch gefunden, der die Geschichte des Hauses auch Innen weitererzählt: Als hätten wir die Wände so ein bisschen hinter den Tapeten und charmante Möbel von damals noch im Keller gefunden”, sagt Claudia Steinbauer. Nicht nur die herausgearbeitete Wandmalerei des tanzenden Paares versprüht die Eleganz vergangener Tage. Auch die neu gepolsterten alten Stühle und die Sitzbänke, die an frühere Kirchenbänke erinnern, tragen zur nostalgischen Atmosphäre bei und laden verschiedene Generationen zum Verweilen ein. Das Luna erzählt eine alte Geschichte, so authentisch und stilvoll, wie es nur das Clärchens kann und bricht mit modernem Anspruch des jungen Berlins. „Das Clärchens ist 111 Jahre alt und hat so viele Umbrüche erlebt. Das neue Konzept hat lustigerweise einen roten Faden in diesen ganzen Brüchen, die Brüche sind wahrscheinlich die DNA des Charakters”, erklärt Claudia Steinbauer.
Das Obergeschoss wird wieder zugänglich für alle, die das Tanzen erfüllt: Der meistbewunderte Raum des Hauses, der Spiegelsaal, wird nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und als Liebeserklärung zieht der Tanz fest am Wochenende ein. Sonntags gibt’s von 16 bis 18 Uhr Tanzworkshops rund um Swing, Salsa, Tango, Latein und Standard. Und danach kommen die Generationen zusammen, um beim legendären Schwoof unbeschwert aus dem Wochenende zu tanzen. Ganz bewusst wurde die Kultveranstaltung von den späten Abendstunden vorgezogen, von 18 bis 23 Uhr wird der heutige Stil des Ausgehens wertgeschätzt und die Veranstaltung für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht.
Und noch ein Highlight jeden Sonntag: Von 13 bis 15 Uhr werden die wöchentlichen Führungen von Autorin Marion Kiesow für Tourist*innen und Berlin-Fans angeboten, um die Anekdoten dieses ikonischen Ortes auch künftig weiterzuerzählen. Ihre Liebe zum Ballhaus und die umfangreichen historischen Recherchen für das Buch „Berlin tanzt in Clärchens Ballhaus. 111 Jahre Vergnügen. Eine Kulturgeschichte” machen Kiesow zur Clärchens-Expertin.
Ab dem 26. September öffnet der zutiefst berlinerischen Ort die Türen für die Neuentdeckungen - und dennoch bleibt das Clärchens auch das Clärchens: „Es ist ein bewusster Schritt nach vorne, mit dem ich dazu beitragen will, dass wir in Berlin diesen kulturellen Spagat hinbekommen. Ich liebe Berlin, und ich denke, man unterstützt die Stadt am besten, indem man solche Orte am Leben erhält und sie beschützt“, sagt Yoram Roth. Verständnis und Wertschätzung, so haucht man der Ballhaus-Kultur neues Leben ein.