Dahlem-Dorf Kulinarische Reise durch den Kiez

Von Dieter Großklaus

Das zu Beginn des 19. Jahrhunderts angelegte Dahlem Dorf brillierte bereits durch den bis heute erhaltenen Gutshof mit Herrenhaus und den inzwischen umgebauten Wirtschaftsgebäuden. Gemeinsam mit den gegenüberliegenden Landarbeiterhäusern und dem historischen Gasthaus "Alter Krug" stellt es das eigentliche Gebäudeensemble dar, das zum Namensgeber dieses über 200 Jahre alten Stadtteils wurde. Dass durch das frühere Rittergut mit seiner für damalige Verhältnisse umfangreichen landwirtschaftlichen Produktion die kalte und warme Küche bereits eine herausragende Rolle gespielt haben muss, beweisen überlieferte Schriften.

Das älteste Restaurant in Dahlem "Alter Krug"

Dahlem-Dorf | Kulinarische Reise durch den Kiez

Das 1865 errichtete Familienwohnhaus, zunächst bewohnt vom ehemaligen Milchpächter der Domäne Dahlem, erfuhr durch die Jahrhunderte mehrere auch optisch sichtbare Veränderungen und Erweiterungen. Seine frühzeitige Verwendung als traditionelle Gaststätte zieht noch heute den Blick der Passanten auf sich, die an der Königin-Luise-Straße 52, Ecke Fabeckstraße, vorbeigehen. Der 2013 stattgefundene Eigentumswechsel mit Frau Marianne Marweld hat zunächst zu gravierenden Verbesserungen in den Gästeräumen geführt. Es entstanden ein anheimelndes holzgetäfeltes Jagdzimmer und eine Restaurierung des gesamten Restaurants einschließlich des etwa 100 Personen fassenden Festsaales. Die Fassade erscheint wieder im traditionellen Licht, und die Vorderhausseite wird durch eine verlorengegangene historische Säuleneinfassung ergänzt.

Der bis 400 Gäste fassende Biergarten wurde völlig umgestaltet, erhielt eine Tischneuordnung und einen Kinderspielplatz und durch Rasenrabatten zweckdienliche Abgrenzungen. Der Gästeandrang in der warmen Jahreszeit wird durch eine neuerbaute und überdachte Grillstation entlastet. Noch wichtiger sind die kulinarischen Veränderungen. Die Küche unter Leitung des Küchenchefs Lutz Nowak mit seiner Crew bietet eine beständig gehobene regionale Küche unter besonderer Berücksichtigung klassischer deutscher Gerichte, aber auch solche mit mediterranem Einfluss. Ein preisgünstig ausgewählter Mittagstisch lädt berufstätige Stammgäste mit kurzer Mittagspause und Pensionäre ein, und ein inzwischen an Sonn- und Feiertagen eingerichteter Brunch ersetzt ein aufwendiges Mittagessen. Überhaupt scheinen die Bemühungen der neuen Eigentümerin darauf ausgerichtet zu sein, mit Angebot und Ambiente das im Laufe der Jahre verlorengegangene Bürgertum als Gast zurückzugewinnen.

Die Domäne Dahlem - das Wahrzeichen im Kiez

Das dem "Alten Krug" gegenüberliegende 800 Jahre alte Domänengelände mit dem historischen Herrenhaus aus dem Jahre 1560 eröffnete dem neugierigen Passanten jahrelang den Blick zur 1907 errichteten Remise für die Unterstellung landwirtschaftlicher Geräte, die im Zuge einer jüngsten Weiterentwicklung durch eine Stiftung (Leiter: Dr. Peter Lummel) zu einem "Landgasthof" umgebaut worden ist.

Dessen Eröffnung ist Anfang 2016 vorgesehen und soll täglich den interessierten Besuchern zur Verfügung stehen. Hier erwartet den Gast begleitet von einer Schaubäckerei voraussichtlich eine deftige deutsche Küche auf Bio-Grundlage. Die an zahlreichen Wochenenden durchgeführten Domänenfeste wurden im Verlaufe der letzten Jahre nicht zuletzt durch die herzhaften kulinarischen Angebote wie die beim beliebten Bratwurstwettbewerb oder beim Erntedankfest mit tausenden Besuchern zu einer Attraktion für Jung und Alt. In einem an der Königin-Luise-Straße gelegenen neu erbauten Verkaufshaus für Bioprodukte, neben dem sich zugleich der neue Haupteingang der Domäne befindet, werden u. a. die auf der eigenen 12,5 Hektar großen landwirtschaftlichen Nutzfläche geernteten Gemüsearten angeboten. Eine erst 2015 eröffnete Dauerausstellung "Vom Acker bis zum Teller" ist im umgebauten Hauptstallgebäude, im sog. "Culinarium" untergebracht und behandelt in vorbildlicher Weise mit moderner Bildtechnik die Kulturgeschichte unserer Ernährung.

Das "Ristorante "Piaggio" - ein treuer Italiener

Piaggio Dahlem-Dorf | Kulinarische Reise durch den Kiez

Wir überqueren das naheliegende Endstück der Brümmerstraße und gelangen in die Iltisstraße/Ecke Königin-Luise-Straße 44. Der Eingang liegt in der Iltisstraße, wenn wir das seit 2002 im Besitz des Ehepaares Valentina Weimann-Misimi und Giacomo Misimi befindliche und von den Dahlemern geschätzte italienische Restaurant "Ristorante Piaggio" betreten. Hier schlägt uns nicht nur beim Service die italienische Gastfreundschaft entgegen, sondern vor allem die Bereitstellung von Lesebrillen unterstreicht diese auf liebenswerte Art. Das breit angelegte italienische Speisenangebot lässt keine Wünsche offen und empfiehlt u. a. über 20 besonders leckere Steinofen-Pizzen, die in der warmen Jahreszeit auch im Vorgarten eingenommen werden können.

Das Restaurant "Luise" - Eine besondere Attraktion für junge Leute

Ein paar Schritte weiter lädt in der Königin-Luise-Straße 40-42 das Restaurant "Luise", eine 1907 erbaute Villa, die 1997 in den Besitz von Matthias Wegert überging, zum geselligen Verweilen ein. Es wurde 2001 mit einem zweckmäßigen Anbau mit 400 m2 zusätzlicher Nutzfläche zu einer nicht nur im Kiez Dahlem, sondern vor allem für Studenten, Touristen, geschlossene Gesellschaften und sportinteressierte Stammgäste aus Gründen des großzügigen Angebotes von Fernsehsportschauen zu einer begehrten Adresse. Der bis zur Takustraße reichende Biergarten fasst bis 700 Gäste und ist durch Sonderaktionen wie die "Bayerische Oktoberfestwoche" gerade bei jungen Gästen unterschiedlicher Nationen und Studenten beliebt. Es sind auch die Studenten, die an einem Wochentag mit einem Nachlass von 20 % rechnen dürfen. Rustikale Stehtische in Nähe der Theke versammeln trinkfeste Stammgäste, und für Raucher entstand eine gesonderte und geschmackvolle Raucherlounge. Eine vielseitige Speisekarte, die von Küchenchef Hasim Sömmezcicek und seiner Crew souverän bedient wird, bietet einen Querschnitt durch eine vornehmlich deutsche Küche mit klassischen deftigen Gerichten, aber auch ausgewählte internationale Spezialitäten an.

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Ein einzigartiges Markenzeichen des Hauses sind Gerichte vom aromatisch-kostbaren Fleisch des Wasserbüffels aus eigener italienischer Wasserbüffelzucht aus der Prignitz. Von diesen wird die berühmte und zugleich nach einem speziellen Kräuteraroma mit leichter Moschusnote schmeckende Büffelmozzarella (Mozzarella di Bufala) der Familie Palolella hergestellt, als Delikatesse angeboten und zum Mitnehmen bereitgehalten. Selbst die angebotenen Steinofenpizzen profitieren vom Büffelmozzarella. Sicher haben das umfangreiche kulinarische Angebot sowie ein beliebter Brunch an Sonn- und Feiertagen und schließlich ein reichhaltiges Frühstücksbuffet in Verbindung mit der Vielzahl unterschiedlicher Raumangebote mit dazu beigetragen, dass sich die "Luise" heute über zahlreiche junge und älter gewordene Stammgäste mit ihren Familien erfreuen kann.

Der Autor

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dieter Großklaus, war Präsident des Bundesgesundheitsamtes und ist auch international ein renommierter Lebensmittel- hygieniker. Von 1995 bis 2008 war er Bailli (Zunftmeister) der Bailliage Berlin-Brandenburg der Confrérie de la Chaîne des Rotisseurs Paris. 1997 begründete er gemeinsam mit dem damaligen Chef von "Berlin Partner", Senator a. D. Dr. Volker Hassemer, die jährliche Wahl von Berliner und Brandenburger Meisterköchen. Er ist noch heute Mitglied dieser Jury.