Der Jahrgang 2011 in Österreich

Das Wetter hat weitgehend gesunde und reife Trauben beschert - die Belohnung für gute Arbeit und die letzten Jahre. Der warme Sommer führte zur Herausforderung bei der Wahl der richtigen Laubarbeit und teilweise moderaten Säuregehalten und erforderte damit ein achtsames Agieren bei der Vinifizierung. Das Fazit von Österreich Wein (ÖWM):

Das Wetter 2011

Nach den letzten zwei Jahren, die aufgrund der Witterung einige Probleme bescherten, hat das heurige Jahr die österreichischen Winzer mit dem Wettergott versöhnt. Zumindest weitgehend, denn mit strenger Winterkälte, Frostschäden Anfang Mai, einer Trockenperiode im Juli und so manchem Hagelunwetter gibt es einerseits noch Verbesserungsmöglichkeiten für einen optimalen Verlauf. Doch andererseits ergab ein schönes Blütewetter einen guten Traubenansatz, und ein sonniger und warmer Spätsommer eine gute Reifeperiode.

Das fast permanente Schönwetter erlaubte den Lesetermin entsprechend der gewünschten Reife festzulegen und auch noch je nach Wunsch zuzuwarten. Das hatte den Effekt einer unterschiedlichen und langen Lesedauer, sodass beispielsweise beim Beginn der Hauptlese am Wagram schon der erste gefüllte Jungwein aus dem burgenländischen Seewinkel auf dem Tisch stand. Aufgrund des trockenen Wetters gab es wenige Pilzkrankheiten, störend war allerdings der teilweise massive Wespenfraß, der in vielen Gebieten zu verzeichnen war.

Ein Augenmerk galt der durch das warme Wetter rascher als sonst schwindenden Säure. Hier war die Achtsamkeit der Winzer gefordert, um den richtigen Lesezeitpunkt nicht zu verpassen. Aufgrund der zwei Wochen früheren Blüte im Vergleich zum Vorjahr ist die Lese Ende Oktober mehr oder weniger abgeschlossen, ausgenommen natürlich die der Prädikatsweine.

Zufriedenstellende Erntemenge

Endlich wurden die Pressen wieder ordentlich ausgelastet. Die aktuelle Ernteschätzung der Statistik Austria geht von einer Menge von 2,45 Mio. hl aus, das bedeutet zwar nur ein Plus von 2% gegenüber dem fünfjährigen Durchschnitt, gegenüber dem Vorjahr allerdings von +41%, wobei es dennoch regionale Unterschiede gibt. Hagel- und Frostschäden verursachten in manchen Gebieten trotz größerer Erntemenge als im letzten Jahr einen Minderertrag verglichen mit dem langjährigen Durchschnitt. Auf jeden Fall füllten sich wieder erfreulicherweise die leeren Keller!

Burgenland

Wettermäßig war der Verlauf ähnlich wie in den anderen Weinbaugebieten. Ein aufgrund der Blüte auch früherer Lesezeitpunkt sowie die gute Witterung ermöglichte planvolles Arbeiten und nicht den Stress wie im Vorjahr, wo aufgrund der Fäulnisgefahr in kürzester Zeit gelesen werden musste. Einen kleinen Dämpfer verursachten heuer gebietsweise Winterfrost und die Kälte Anfang Mai, die tausende Hektar schädigte, wie auch das Hagelgewitter am 23. Juni das ca. 1.600 ha sehr schwer traf. Die sonst sonnige und trockene Witterung ermöglichte aber überall gesunde Trauben ohne weitere Beeinträchtigung in den Keller zu bringen, wobei der Säure wegen gute Nerven notwendig waren um eine optimale Ausreifung auch abwarten zu können. Mit geschätzten 715.200 Hektolitern wurde eine normale Ernte erreicht - ein Plus von 54% zum Vorjahr. Dies freut genauso wie die resultierende Weinqualität: Gute Fruchtigkeit und angenehme Säure, begleitet von einer heuer auffällig tiefdunklen Farbe bei den Rotweinen.

Niederösterreich

Mengenmäßig rechnet man mit einer durchschnittlichen Ernte von 1,5 Mio. hl, wobei es gebietsweise Unterschiede gibt, verursacht durch Frost und Hagel. So werden sowohl das Weinviertel als auch die Thermenregion unter dem langjährigen Durchschnitt liegen (-9 bzw. -3%). Ansonsten waren auch in Niederösterreich in diesem Jahr eher nur die Wespen das störende Element - sowohl für das Lesepersonal als auch Weinqualität - mitunter wurde die Lese des Wespenfraßes wegen vorverlegt. Ansonsten achtete man auf die durch die Wärme teilweise rasch abnehmende Säure um die richtige Balance von physiologischer Reife und gutem Säurerückgrat zu erreichen.

Steiermark

Heuer hat es die Steiermark mit dem Wetter besonders gut erwischt, wenig Frost- und Hagelschäden werden sogar eine mit +19% überdurchschnittliche Ernte im Vergleich mit dem Fünfjahresschnitt ergeben. Die geschätzten 226.600 hl bedeuten zum Vorjahr sogar +28%. Aufgrund der frühen und relativ kurzen Blüte konnte die Lese auch relativ zeitig begonnen werden, und wurde zügig durchgeführt, um Säure- und Zuckergehalte richtig zu erwischen. Mitte Oktober war die Hauptlese vorbei, und gute Laubarbeit sorgte für fruchtige und vollmundige Weine.

Wien

Der Hagelsturm vom 4. Juni ist den Winzern in Döbling und Stammersdorf in schlechter Erinnerung, führte er doch zu Schäden und Ertragseinbußen. Dennoch, auch in Wien freut man sich über sehr gute Qualität mit einem Ertrag leicht unter dem langjährigen Durchschnitt. Wie auch in den anderen Gebieten entschied die Arbeit im Weingarten über hohe Gradation und Säuregehalte, sodass ein vielschichtiges Angebot an fruchtigen und gehaltvollen Weinen zu erwarten ist.