Der Koch Film für alle Sinne nach Martin Suter

Von Britta Schmeis

Kochen auf höchstem Niveau ist zweifelsohne gerade schwer angesagt. Und dass genussvolles Essen durchaus erotisch sein kann, weiß jeder, der schon mal Schokolade von Finger, Löffel oder Lippen geleckt hat. Martin Suter hat das in seinem Roman «Der Koch» beschrieben und mit einer tamilischen Familiengeschichte, illegalem Waffenhandel und einem Politthriller vermischt. Damit landete der Schweizer einen Bestseller. Ralf Huettner hat diese Verflechtung von Kulinarik und Erotik, Biografie und Politik nun verfilmt.

Maravan (Hamza Jeetooa) ist ein tamilischer Asylbewerber, der als Küchenhilfe in einem Gourmet-Tempel in Zürich arbeitet. Von seiner Großmutter hat er die ayurvedische Kochkunst mit anregender Wirkung gelernt. Eines Tages lädt er seine Kollegin Andrea (Jessica Schwarz) zum Essen ein und verführt sie mehr oder minder unbewusst.

Eigentlich wollte Maravan Andrea lediglich von seinen Kochkünsten überzeugen, um sie als Geschäftspartnerin für ein Restaurant zu gewinnen. Dass seine Kollegin lesbisch ist, erfährt er erst später.

Andrea überzeugt den schüchternen und ehrlichen Maravan schließlich, den Catering-Service «Love Food» zu gründen. Fortan verwöhnen sie Paare, deren sexuelle Beziehung ein wenig eingerostet ist. Doch nicht nur das. Schnell werden über Andreas Freundin, die Escortdame Makeda (Yrsa Daley-Ward), finanzkräftige Geschäftsleute auf «Love Food» aufmerksam.

Dazu zählt auch der schmierige Waffenhändler Dalmann (Hanspeter Müller-Drossaart), der ausgerechnet in Maravans Heimat Geschäfte macht. Dort, wo Maravans Eltern einst im Bürgerkrieg umgekommen sind und sein Neffe nun an der Seite der Tamil Tigers kämpft.

Regisseur Ralf Huettner lässt die Kamera eindrucksvolle Nahaufnahmen einfangen von kleinen Fischstückchen, wie sie in eine Pfanne voller Fett fallen und zischen, wie Maravan die Messer wetzt, Gemüse schneidet, liebevoll die filigranen Speisen anrichtet, an Kräutern und Gemüse riecht. Für den Zuschauer öffnet sich ein Farbenmeer der kräftigen Töne Sri Lankas - ein sinnliches Erleben.

Wenn Andrea lustvoll Maravans Speisen isst, wirkt dies ein wenig platt erotisch und offenbart zugleich die Limitierung von Schwarzs Darstellung. Ihr Gesicht, ihre Lippen versprühen kaum knisternde Erotik. Eine Schwäche des Films ist auch, dass Huettner zu viel will: Das wird schon in den ersten Szenen deutlich.

Wenn ein kleiner Junge im Bürgerkrieg in Sri Lanka vor den Soldaten zu seiner Großmutter flieht, die später Maravan in die Geheimnisse des Kochens einweiht. Diese Bilder verweisen zugleich auf die 40 000 Tamilen, die in der Schweiz leben. Doch die Problematik dieser Flüchtlinge bleibt außen vor, die der illegalen Waffengeschäfte ebenfalls.

So verpufft die Wirkung der vielstrangigen Erzählung wie die Dämpfe in Maravans Rotationsverdampfer. Es bleiben rauschhafte Bilder und Farben im Kopf. Doch eine virtuos-sinnliche Verknüpfung von Kulinarik, Erotik und Moral bleibt aus. dpa