Der Michelin und das Restaurant Alte Vogtei Wird der Skandal zum Betrugsfall?

Inspektoren hätten die «Alte Vogtei» 2017 und zuletzt im Frühjahr 2018 getestet und der Küche die Qualität für einen Stern bescheinigt, sagte Michelin-Sprecherin Nina Grigoleit am Donnerstag in Karlsruhe. Mehrere Zeitungen berichteten darüber. Die Betreiber kamen nach Grigoleits Angaben sogar noch zur Präsentation der Deutschlandausgabe 2019 des Guide Michelin am Dienstag nach Berlin.

Die Betreiber hätten im vergangenen November darüber informiert, dass ihr Restaurant wegen einer Sanierung in dem alten Gebäude vorübergehend geschlossen werden müsse und im Januar wieder öffnen sollte.

Noch wenige Tage vor der Präsentation in Berlin habe der Direktor des Guide Michelin für Deutschland und die Schweiz, Ralf Flinkenflügel, mit den Betreibern telefoniert. Ihm sei dann März als Termin für die Wiedereröffnung genannt worden.

Küchenchef Lars Volbrecht teilte mit, in der «Alten Vogtei» stecke sein ganzes Herzblut. «Ein Traum ist hier für mich zu Ende gegangen. Den Stern habe ich nur entgegen genommen für die Leistung die wir all die Monate zusammen erbracht haben und die Gäste damit glücklich gemacht haben.» Seinen Angaben zufolge wird das Restaurant nicht wieder eröffnet. Ihm sei bei Vertragsabschluss Schimmelbefall des Gebäudes verschwiegen worden, der einen weiteren Betrieb ausschließe. dpa

Sternekoch Benjamin Maerz schreibt dazu auf Facebook: "Was ich aber heute erlebt habe, geht für mich in irgendeiner Form zu weit. Und da muss es eben Menschen geben, die in einer gewissen Art und Weise den Mund aufmachen. Mir ist es grundsätzlich egal, was andere Menschen tun. Jeder ist seines eigenes Glückes Schmid und auch jeder hat sein Leben selbst in der Hand. Es gibt aber Grenzen. Dann wenn Mitarbeiter und Lieferanten um Geld betrogen und gebrellt werden. Wenn man als Unternehmer mit Verantwortung seiner Vorbildfunktion nicht nachkommt, sondern nur verbrannte Erde hinterlässt.

Und jetzt kommt dann der eigentliche Punkt. Wenn man dann noch so dreist und kackfrech nach Berlin fährt, sich auf diese Bühne stellt und sich dann auch noch feiern und weitreichend fotografieren lässt. Warum mich das ärgert? Ganz einfach! Weil es ein Schlag ins Gesicht eines jeden Koches ist, der sich in seinem Leben nichts sehnlicher wünscht, als auf dieser Bühne zu stehen. Der jeden Tag versucht das Unmögliche zu schaffen, der Blut, Schweiß und Tränen in Kauf nimmt und der für seinen großen Traum den Michelin-Stern vieles aufs Spiel setzt. Familie, Freunde, Freizeit und noch vieles mehr. Menschen, die diesen Traum leben und erleben wollen schauen auf solche Menschen auf. Sehen sie als Vorbilder. Und dann muss man zuschauen, wie dort jemand steht, der genau diese Attribute NICHT verkörpert, sondern der noch für viele weitere negative Aspekte steht?"

MICHELIN-Stellungnahme zum Restaurant „Alte Vogtei“ in Köngen

Im Guide MICHELIN Deutschland 2019 ist das Restaurant „Alte Vogtei“ in Köngen (Baden-Württemberg) mit einem Stern empfohlen. Zahlreiche Medien berichten nun übereinstimmend, dass das Restaurant seit geraumer Zeit geschlossen sei. Hierzu können wir Folgendes sagen:

  • Die Michelin Inspektoren haben das Restaurant für den Guide 2019 mehrfach getestet, zuletzt im Frühjahr 2018, und die Küchenleistung mit einem Stern bewertet.
  • Im Juni 2018 haben die Restaurantbetreiber den üblichen Fragebogen mit Angaben zu Öffnungszeiten, Ruhetagen usw. für den Guide 2019 an die Guide-Redaktion ausgefüllt zurückgeschickt.
  • Ende November 2018 haben die Restaurantbetreiber die Guide-Redaktion darüber informiert, dass das Restaurant wegen Sanierungsarbeiten infolge eines Schimmelschadens im Keller geschlossen sei und am 15. Januar 2019 wieder eröffnen werde.
  • Die Information, dass das Restaurant zu diesem Zeitpunkt bereits seit Monaten geschlossen war, wurde der Guide-Redaktion vorenthalten.
  • Am Freitag, 22. Februar 2019, teilten die Restaurantbetreiber der Guide-Redaktion in einem Telefonat mit, die Arbeiten hätten sich länger hingezogen. Die „Alte Vogtei“ werde nun im März 2019 wieder öffnen. Außerdem seien die Betreiber dabei, zusätzlich ein zweites gastronomisches Standbein in der Schweiz aufzubauen, die „Alte Vogtei“ solle aber der Schwerpunkt ihrer Aktivitäten bleiben.

Als die Guide-Redaktion Ende November die Information über die Schließung des Restaurants erhielt, stellte sich die Situation zu diesem Zeitpunkt als eine vorübergehende Schließung wegen Sanierung dar. Das Restaurant blieb daher in der Liste der neu ausgezeichneten Adressen für 2019 erhalten."

Niko meint: Wurde der Michelin also betrogen? Der Michelin muss reagieren und Strafanzeige gegen die Betreiber der Alten Vogtei wegen Betruges stellen. Sonst wird es zum Betrug an den Köchen.

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