Dank höherer Durchschnittspreise werde der Export für immer mehr Betriebe zu einem wichtigen Standbein und einer interessanten Alternative zum umkämpften deutschen Markt, sagte die Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts, Monika Reule, in Oppenheim am Rhein.
Im vergangenen Jahr sei der Durchschnittspreis für exportierte Weine auf 3,04 Euro pro Liter gestiegen, sagte Reule auf dem Exportforum des Weininstituts. «Das ist eine schöne Entwicklung. Wir schauen weniger auf Menge, daher ist uns die Wertentwicklung sehr viel wichtiger als die Mengenentwicklung.»
Nach einer überdurchschnittlich guten Ernte haben die Winzer in Deutschland im ersten Quartal mehr Wein exportiert. Der Wert der ausgeführten Weine stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,6 Prozent auf 67,3 Millionen Euro. Die Exportmenge nahm um 1,1 Prozent auf 229 000 Hektoliter zu.
Angesichts der sehr guten Qualitäten des 2018er Jahrgangs und der im Vergleich zu 2017 deutlich gestiegenen Menge zeigte sich Reule zuversichtlich, dass sich die Ausfuhren in diesem Jahr weiter gut entwickelten. In den vergangenen zwei Jahren hat sich das Exportgeschäft stabilisiert. Zuvor hatte sich die Exportmenge nach der Finanzkrise 2008/09 mehr als halbiert, von mehr als zwei Millionen Hektoliter jährlich oder rund einem Fünftel der Produktion auf etwa eine Million Hektoliter.
Deutlich zugenommen hat zuletzt der Export in die skandinavischen Länder. Allein in Finnland sei der Anteil deutscher Weine an allen Importen seit 2016 von 12 auf 16 Prozent gestiegen, sagte Tomas Lönnberg von der Importfirma Norex Selected Brands Oy. Damit liegen deutsche Weine auf dem zweiten Platz hinter chilenischen.
Etwas gestiegen sind in diesem Jahr auch Menge und Wert der Weinexporte nach Großbritannien - offenbar in Vorbereitung auf den Brexit. Allerdings nehmen deutsche Weine nach Daten von 2018 nur noch den 10. Platz der britischen Importe ein. Im Fall eines EU-Austritts ohne Vertrag werde es zu einem starken Einbruch des Warenverkehrs kommen, sagte Rob Ivory von der britischen Handelsvereinigung für alkoholische Getränke (WSTA). Weinexporteure sollten sich rechtzeitig mit ihren britischen Partnern auf diese Situation vorbereiten, um schädliche Auswirkungen zu begrenzen.
Russland vor Comeback deutscher Weine
Der aufstrebende russische Weinmarkt steht aus Sicht des DWI nach sehr starken Einbrüchen der letzten Jahre wieder vor einem Comeback für deutsche Weine. Wie die Leiterin des neu eröffneten DWI-Büros in Moskau, Tatiana Böhm, erklärte, wächst das Interesse der russischen Verbraucher insbesondere an Riesling.
Insgesamt gesehen ist DWI-Geschäftsführerin Reule zuversichtlich, dass sich der Weinexport in diesem Jahr weiterhin positiv entwickelt. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der sehr guten Qualitäten und Mengen des Jahrgangs 2018. GW/dpa