Von Söhnke Callsen
Mit ernster Miene schwört Harald Hölzer von der «German Barbecue Association» die 150 Jury-Mitglieder auf die Deutsche Grillmeisterschaft 2012 ein. «Ich gelobe, meine Wertung fair und objektiv abzugeben. Der Beste möge gewinnen», sprechen sie ihm nach und heben die rechte Hand zum Schwur.
Am Sonntag ging es in Schwäbisch Hall um die Wurst - aber nicht nur: 33 Teams brutzelten um die Titel «Deutscher Grillmeister 2012» in den Kategorien Profis und Amateure. Da wurden hektisch Spareribs auf dem Kugelgrill gewendet und die Rinderbrust im «Barbecue-Smoker» gegart. Wer nach sieben Gängen die Nase vorn hat, wird zum «Grill- und Barbecue-König» gekürt.
Michael Hoffmann vom Team «Gut Glut» aus Bergisch Gladbach in Nordrhein-Westfalen grillt ganz vorne mit. Seine Truppe holt am Sonntagabend den Titel: Hoffmann und seine Kollegen sind die besten Griller Deutschlands.
Vor dem Sieg kommt die Arbeit. Gerade ist der zweite Gang in Vorbereitung: «handgeangelter schottischer Lachs mit feinen Blätterteigpasteten und gerösteten Spitzkohl-Wraps». Hoffmann stehen die Schweißperlen auf der Stirn, die Jury sitzt schon am Tisch. «Langsam wird es stressig», sagt der 43-Jährige und streut Späne von Whiskey-Fässern in die Glut. «Für den Geschmack», erklärt er.
In seiner Gruppe stehen keine Köche oder Catering-Experten am Rost wie bei den anderen Profiteams, sondern Architekten, Mechatroniker und eben IT-Spezialist Hoffmann. 2003 sah der 43-Jährige mit seiner Frau einen Fernsehbericht zur Grilleuropameisterschaft. «Wir dachten uns: Das können wir auch. Bei uns ist doch eh jedes Wochenende der Grill an.»
Inzwischen startet «Gut Glut» in der Profi-Liga und hat bereits an mehr als 30 Grillwettbewerben teilgenommen. Mit Erfolg: Unter anderem räumten sie den Deutschen-Meister-Titel in der Kategorie «Bratwurst» ab und wurden Weltmeister im Dessert-Grillen. «Es ist weit mehr als ein Hobby geworden», sagt Teamchef Hoffmann. Für die «World Barbecue Championship» in den USA nimmt er auch schon mal seinen Jahresurlaub.
Im Jury-Zelt sitzt Heiko Schüler, vor sich eine kleine Plastikbox mit Bratwurststücken und Speckkraut. Er hat als einer der Juroren die ehrenvolle Aufgabe, das Grillgut zu benoten. Er bewertet die Kreationen der Teilnehmer nach Aussehen, Geschmack und Garzustand und vergibt Noten von «indiskutabel ungenießbar» bis «absolute Spitze».
Schüler nimmt seine Sache ernst. Kritisch begutachtet er den ersten Bissen, riecht an der kleinen Bratwurstscheibe bevor er zubeißt. Die erste Wurst hält seinem Urteil kaum stand. «Ungleichmäßig gebraten und etwas trocken», meint der 44-Jährige, der als Lehrer an einer Hotelschule arbeitet. Schüler ist häufiger als Test-Esser unterwegs und genießt die Portionen mit Bedacht. «Ich muss Platz lassen für die nächsten sechs Gänge und darf mich nicht gleich vollschlingen», sagt der Erfurter.
Unterdessen macht «Jury-Marshall» Harald Hölzer seine Runde, bewaffnet mit einem Funkgerät. Das rauchende Teilnehmerfeld hat er immer im Blick. Der Profigriller und Fleischermeister ist in seinem Element. «Ich liebe diesen Geruch sagt», sagt er und wischt sich kleine Ascheflocken vom schwarzen Sakko. «Sie können mich morgens wecken, und dann kann ich schon Gegrilltes essen.» Das Schöne am Grillen sei die Gemeinsamkeit. «Vom Professor bis zum Hartz-IV-Empfänger: jeder tut es.» dpa