Deutschland Weinlese 2018 Süden hofft, Norden bangt

Trockene Hitze lässt fränkische Winzer auf Spitzenjahrgang hoffen

Die bayerischen Winzer blicken gespannt auf das Wetter. Klappt es vielleicht sogar mit einem Spitzenjahrgang? Die Chancen stehen sehr gut. Doch dafür müsste etwas Bestimmtes unbedingt passieren. Die Trauben aus bayerischen Weinbergen haben das Zeug zu einem Spitzenjahrgang. Davon ist der Präsident des fränkischen Weinbauverbandes überzeugt: "Das sieht im Moment sehr gut aus. Der Ansatz für einen Spitzenjahrgang ist gegeben", sagte Artur Steinmann der Deutschen Presse-Agentur. Dank des warmen Frühjahrs mit vielerorts ausreichend Regen und dem Hitzesommer hätten sich die Trauben bislang sehr gut entwickelt. Eine Zutat fehle allerdings für eine sehr gute Qualität des Jahrgangs noch: "Wir bräuchten jetzt nochmal Regen. Nächste Woche 30 Liter Niederschlag - das wäre genial. Und Ende Juli am besten auch noch einmal. Dann ist es perfekt."

Vor allem in den trockenen Regionen Frankens werden die Weinberge zum Teil schon künstlich mit Wasser versorgt. Dafür lassen viele Winzer Wasser an die Rebstöcke tröpfeln. "Vor allem die jungen Anlagen brauchen das, sonst vertrocknen sie", so Steinmann. Ältere Weinstöcke kommen wegen ihrer bis zu zwölf Meter langen Wurzeln länger mit Trockenheit zurecht.

Das warme Frühjahr hat die Rebstöcke in diesem Jahr schon früh blühen lassen - so früh wie noch nie zuvor, sagte Steinmann dazu.
Üblicherweise blühen die Rebstöcke um den 10. bis 20. Juni. In diesem Jahr war es Ende Mai so weit.

Für die Weinbauern bedeutet das auch eine sehr frühe Ernte. Normalerweise werden die ersten Trauben etwa 100 Tage nach der Blüte in die Keller geholt. "2017 waren es nur 80 Tage", sagte Steinmann weiter. Auch heuer werde es wahrscheinlich schon Ende August so weit sein. "Es gab mal eine Zeit, da wurde vor Oktober nicht gelesen. Der Klimawandel ist da spürbar."

Für Pausen oder gar längere Auszeiten bleibt da kaum Zeit. "Tja, Urlaub ist gestrichen", so Steinmann. Früher konnten die Winzer nach der letzten Behandlung der Trauben im August bis Mitte Ende September in den Urlaub fahren. "Und dann hatte man noch Zeit, um in aller Ruhe den Keller vorzubereiten." Seit einigen Jahren gehe es stattdessen schon im September Schlag auf Schlag - in den Weinbergen und im Weinkeller.
In Bayern gibt es drei Anbaugebiete für Wein - insgesamt gut 6300 Hektar. Fünf Hektar davon liegen bei Regensburg, fast 70 Hektar am Bodensee, der Rest in Franken. Insgesamt haben die Bayern einen Anteil von sechs Prozent an der Weinanbaufläche in Deutschland. In Bayern sind mehr als 80 Prozent der angebauten Rebstöcke Weißweinsorten.

Winzer in Baden-Württemberg hoffen auf Spitzenjahr

Winzer in Baden und Württemberg rechnen mit einer reichhaltigen Lese und hoher Qualität. Schon Mitte August soll es den ersten Federweißer geben. Die frühere Lese bringt allerdings auch Probleme mit sich.

Die diesjährige Weinlese könnte die Winzer im Südwesten für die zahlreichen Frostschäden im vergangenen Jahr entschädigen. "Dieses Jahr könnte es einen Spitzenjahrgang geben", sagte der Präsident des Weinbauverbandes Württemberg, Hermann Hohl. Das Wetter im Mai und Juni sei für den Wein optimal gewesen, daher habe es auf den Hängen ein "explosionsartiges Wachstum" gegeben.

Auch in Baden blicken die Winzer optimistisch auf die Lese. "Der Ansatz der Trauben ist sehr gut", sagte der Geschäftsführer vom Weinbauverband Baden, Peter Wohlfarth. Wegen der guten Bedingungen können die Trauben in diesem Jahr etwa drei Wochen früher geerntet werden. "Der Herbst beginnt früh", sagt Wohlfarth. "Die Faustregel ist, dass die Lese 100 Tage nach der Blüte beginnt".

Demnach lesen die Badener schon in der ersten Augustwoche Sorten wie Regent, Solaris und einige Reben Müller-Thurgau. Der erste Federweißer ist dann einige Tage später im Handel. Bei den Württembergern gehört die Rebsorte Acolon zu den ersten, die gelesen und gekeltert werden.

Einige Winzer hätten wegen der sich abzeichnenden früheren Lese schon ihren Sommerurlaub verschoben, sagt Wohlfarth. Auch die Organisation der Lese stelle die Produzenten vor Herausforderungen. "Die müssen sich jetzt darum kümmern, dass sie pünktlich zur Lese ihre Erntehelfer haben". Die kämen häufig aus Rumänien und anderen europäischen Ländern und müssten rechtzeitig angeheuert werden.

Bis dahin sind die Winzer allerdings noch auf günstiges Wetter angewiesen: Erntemenge und Qualität des fertigen Weins lassen sich erst nach der Lese einschätzen. "Wenn es, wie etwa 2003, weiterhin warm und trocken bleibt, könnten wir eine sehr gute Qualität erreichen", sagt Wohlfarth.

Wenn es während der Lese warm und feucht sei, baue der Wein seine Säure sehr schnell ab und werde dadurch anfällig für Pilze. Eine weitere Gefahr ist die Kirschessigfliege. Der ursprünglich aus Asien stammende Schädling fühlt sich besonders bei kühlen und feuchten Temperaturen wohl. Die Larven der Fliege, die vor allem Steinobst, aber auch Wein befällt, frisst sich durchs Fruchtfleisch, die Früchte verfallen binnen weniger Tage.

Im Vorjahr hatte später Frost zu einer mäßigen Lese geführt. Verheerend war dabei, dass im April zuerst sehr warmes Wetter die Reben austreiben ließ, danach einsetzender Frost die Knospen und Blüten der Pflanzen dann aber beschädigte. Mit 1,8 Millionen Hektolitern produzierten Baden-Württembergs Winzer in der Folge so wenig Wein, wie seit 2010 nicht mehr. 2016 hatten sie noch 2,4 Millionen Hektoliter hergestellt, im Jahr zuvor 2,2 Millionen Hektoliter.

Trockenheit wird zum Problem für Winzer in Sachsen-Anhalt und Thüringen

Die anhaltende Trockenheit wird zunehmend zum Problem für die Winzer in der Saale-Unstrut-Region. Die Weinbauern rechnen schon jetzt mit einem Verlust von 15 Prozent der üblichen Erntemenge, wie die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut am Freitag mitteilte. "20 Millimeter Niederschlag, das bringt auch den stärksten Rebstock zur Verzweiflung", sagte Geschäftsführer Hans Albrecht Zieger. Zum letzten Mal geregnet habe es in der Region am 16. April.

Dabei seien die vielen Sonnenstunden der vergangenen Wochen eigentlich optimal gewesen. Vor allem Trauben für Rotwein profitieren den Angaben zufolge davon. Bislang konnten sich die Rebstöcke dank tiefer Wurzeln auch noch problemlos mit genügend Wasser versorgen. Diese Reserven seien aber jetzt erschöpft. Alles erreichbare Wasser werde in die Trauben gepumpt. "Das sieht man an den Blättern, die sich vom Sattgrün verabschieden und immer heller werden", so Zieger.

Manche Winzer setzen deshalb Bewässerungssysteme ein. Das sei jedoch aufwendig und teuer, sagte Zieger. Deshalb gibt es seinen Angaben zufolge nur auf 5 der 400 Hektar der Genossenschaft eine solche direkte Wasserleitung bis zum Stock. Auf allen anderen Flächen ist Handarbeit gefragt. Einziger Vorteil der Trockenheit sei, dass auch Schädlinge wie Mehltau-Pilze keine Chance hätten.

In der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut haben sich rund 400 Weinbauern zusammengeschlossen. Der Großteil der bewirtschafteten Fläche von rund 400 Hektar liegt in Sachsen-Anhalt, ein kleinerer in Thüringen. Die Winzervereinigung gibt es seit 1934. dpa