Die Kreuzfahrt-Premieren 2011

Finanzkrise? War da was? Das dürfte sich mancher gefragt haben, der 2010 erlebt hat, wie nach und nach elf neue Kreuzfahrtschiffe mit Champagner begossen wurden. 2011 wird es mit neun Schiffstaufen kaum weniger Premieren auf hoher See geben, für 2012 sind neun weitere Neulinge schon in Sicht.

Wer annimmt, der Schlingerkurs der Weltwirtschaft wirke sich so gar nicht auf die boomende Urlaubsform Seereisen aus, schaut allerdings nicht weit genug: Weil Kreuzfahrtschiffe nicht von heute auf morgen gebaut werden können, werden die Folgen der globalen Finanzkrise erst im Jahr 2013 zu sehen sein, wenn die Zahl der Neubauten stark sinkt.

Unerwartete Einschnitte in die Weltökonomie zeigten sich bei neuen Kreuzfahrtschiffe immer erst mit vier Jahren Verzögerung, sagt Helge H. Grammerstorf vom Beratungsunternehmen SeaConsult in Hamburg. Schon nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sei das so gewesen. Eine Spätfolge der Finanzkrise sei nun, dass für 2013 erst drei neue Schiffe erwartet werden, «2014 sind es sogar nur zwei, von denen wir schon wissen».

Dass das stetige Urlauberplus in der Hochseekreuzfahrt dadurch einen Dämpfer bekommt, erwartet Grammerstorf aber nicht: «Die Zahl der Schiffe wächst bis 2014 zwar nur um 7 Prozent, die Zahl der Betten aber um 15 Prozent. Die Kreuzfahrtschiffe werden also größer.»

Das zeigt sich auch an den Neuvorstellungen des Jahres 2011. Eine weitere schwimmende Kleinstadt im Format der «Oasis of the Seas» und «Allure of the Seas» ist zwar nicht darunter. Der Wettlauf um das größte Kreuzfahrtschiff sei zugunsten von Royal Caribbean entschieden, sagt Grammerstorf. Mit der «Disney Dream», der «Carnival Magic» und der «Costa Favolosa» kommen aber gleich drei Neubauten auf mehr als 3600 Betten - und damit auf Zahlen, die noch bis zum Herbst 2009 rekordverdächtig gewesen wären.

Insgesamt bieten die neun neuen Schiffe Platz für 20 398 Passagiere - Betten, die erstmal gefüllt werden müssen. Insbesondere im «Massenmarkt» mit den Vier-Sterne-Schiffen werde das weiterhin günstige Reisepreise zur Folge haben, erwartet der Seereisenexperte. (Christian Röwekamp, dpa)

Hier ein Überblick zu den neuen Kreuzfahrtschiffen 2011:

MARINA (238 Meter, 1258 Passagiere): Bisher gehören zu Oceania Cruises drei kleinere Schiffe, nun wagt sich die US-Reederei an etwas größere Dimensionen. Fast alle 629 Kabinen und Suiten haben einen mit Teakholz getäfelten Balkon, gespeist wird in sechs Restaurants. Die Jungfernfahrt führt die «Marina» am 22. Januar von Barcelona aus in wärmere Gewässer nach Miami in Florida. Zu den ersten Zielen gehören dann der Panamakanal und die US-Westküste. Von April an geht es mit wechselnden Ausgangshäfen zurück ins Mittelmeer, auf die Ostsee und nach Großbritannien, ehe im Dezember 2011 wieder Miami zum Ziel wird.

DISNEY DREAM (340 Meter, 4000 Passagiere): Das neue Flaggschiff von Mickey Mouse und Co. stammt von der Meyer Werft in Papenburg im Emsland. Nie zuvor wurde in Deutschland ein so großes Kreuzfahrtschiff gebaut. Mit ihrem dunklen Rumpf wurde die «Disney Dream» im Stil klassischer Ozeandampfer entworfen, sie soll nicht zuletzt Familien mit Kindern zum Urlaub auf dem Wasser bewegen. Die Jungfernfahrt beginnt nach Reedereiangaben am 26. Januar. Vom Heimathafen Port Canaveral in Florida aus stehen anschließend vier- bis sechstägige Bahamas-Reisen auf dem Programm.

AIDASOL (252 Meter, 2194 Passagiere): Nach Diva, Bella, Luna und Blu nun also die Sol. Deutschlands Seereisen-Marktführer Aida stellt im fünften Jahr in Folge ein Clubschiff seiner neuen Generation vor. Mit dem Neuzugang wächst die Aida-Flotte auf acht Schiffe. Taufe ist am 9. April in Kiel. Zu den besonderen Merkmalen der «Aidasol» gehört wie bei den Vorgängerinnen das über mehrere Decks reichende «Theatrium» in der Schiffsmitte. Außerdem wird im bordeigenen Brauhaus mit aufbereitetem Meerwasser Bier gebraut. In ihrem ersten Sommer ist das Schiff auf der Ostsee unterwegs. Ausgangshafen ist dabei jeweils Warnemünde bei Rostock.

L'AUSTRAL (142 Meter, 264 Passagiere): Einen Kontrapunkt zu den neuen Kreuzfahrtriesen setzt die französische Reederei Ponant mit dem Schwesterschiff der 2010 getauften «Le Boréal». Die Gäste sollen sich wie in einem Fünf-Sterne-Hotel fühlen. Die Taufe der «L'Austral» ist nach Reedereiangaben für den 27. April in Marseille angesetzt, die Jungfernfahrt führt unter anderem nach Mallorca und Lissabon. In der Premierensaison 2010 wird Venedig zum Basishafen der Luxusjacht, im Winter 2011/12 bietet Ponant dann auch Antarktis-Reisen an.

CARNIVAL MAGIC (306 Meter, 3690 Passagiere): Erst der Traum, dann die Zauberei: Mit der «Carnival Magic» nimmt die US-Reederei Carnival ein Schwesterschiff der 2009 getauften «Carnival Dream» in die Flotte auf. Das Schiff glänzt mit einem großen Wasserpark an Deck und Whirlpools, die über die Bordwand hinausragen. Die Jungfernfahrt soll am 1. Mai in Barcelona beginnen. Mitte Oktober reist das Schiff dann zum neuen Heimathafen Galveston im US-Bundesstaat Texas, wo jeweils einwöchige Karibikreisen beginnen sollen. Mit der «Carnival Breeze» erweitert Carnival seine «Dream»-Baureihe 2013 um ein drittes Schiff.

MEIN SCHIFF 2 (264 Meter, 1912 Passagiere): Kein Neu-, sondern ein Umbau ist das zweite Schiff von TUI Cruises. Bisher fährt das 1997 fertiggestellte Schiff als «Celebrity Mercury» für die Reederei Celebrity Cruises. Im März beginnt der 50 Millionen Euro teure Umbau in der Lloyd Werft in Bremerhaven, bei der die «Mein Schiff 2» unter anderem zusätzliche Außenkabinen erhält. Auf den neuen Namen getauft wird das Schiff am 14. Mai in Hamburg. Das All-Inclusive-Konzept, das seit Oktober 2010 auf der «Mein Schiff 1» gilt, bietet die Reederei auf ihrem Neuzugang zunächst auf Nordeuropa-Reisen an: Von Kiel aus geht es zum Beispiel zum Nordkap und bis nach Spitzbergen.

SEABOURN QUEST (198 Meter, 450 Passagiere): Und noch ein neues Schwesterschiff: Die «Seabourn Quest» ist baugleich mit der «Seabourn Odyssey» und der «Seabourn Sojourn». Sie bietet 225 außen gelegene Suiten mit Größen zwischen 27 und 110 Quadratmetern. Nach der Taufe am 20. Juni in Barcelona bleibt das Schiff zunächst im Mittelmeer und steuert vor allem Ziele in der Adria und der griechischen Inselwelt an. Nach einem Karibik-Abstecher beginnt am 5. Januar 2012 in Fort Lauderdale in Florida eine 109-tägige Weltreise mit dem Ziel Venedig.

COSTA FAVOLOSA (290 Meter, 3780 Gäste): Mit dem «fabelhaften» Namen schickt die italienische Costa-Reederei das vierte Exemplar ihrer größten Schiffsklasse ins Rennen um Passagiere. Die Schwester der «Costa Pacifica», «Costa Serena» und «Costa Concordia» soll Anfang Juli getauft werden. Die Premierenreise beginnt am 7. Juli in Venedig und führt unter anderem nach Izmir in der Türkei und Haifa in Israel. Das östliche Mittelmeer bleibt danach den ganzen Sommer das Revier der «Favolosa», die unter anderem einen neuen großen «Aqua Park», ein rund 6000 Quadratmeter großes Spa und einen Formel-Eins-Simulator an Bord hat.

CELEBRITY SILHOUETTE (315 Meter, 2850 Passagiere): Bereits nach knapp sieben Monaten steht die letzte Kreuzfahrtpremiere 2011 an: Am 23. Juli startet das vierte Schiff der größten Baureihe von Celebrity Cruises zur ersten Reise. Sie führt von Hamburg nach Civitavecchia bei Rom. Das Schiff wird von der Meyer-Werft gebaut und bietet unter anderem eine 2000 Quadratmeter große Rasenfläche an Deck sowie mit der «Aqua Class» spezielle Kabinen für Wellnessfans. Auch die «Celebrity Silhouette» bereist im Sommer das östliche Mittelmeer. Im Winter 2011/12 fährt das Schiff in die Karibik. Basishafen wird dabei Cape Liberty im US-Bundesstaat New Jersey sein.