Von Bernd F. Meier
Ein paar Schritte noch durch den feinen Sand und den Dünenhügel empor, dann ist sie auch schon zu sehen: eine Gruppe Shetlandponys im zotteligen Winterfell. Aufmerksam drehen die Tiere ihre Köpfe zu den Wanderern. «100 Shetlandponys leben das ganze Jahr über hier in der freien Natur», erläutert Ted Sluijter. «Die robusten Vierbeiner sorgen für den Bestand der Sanddünen und drängen die Bäume zurück.»
Der Förster und seine Kollegen von der Stiftung Naturmonumenten sind auch im Winterhalbjahr mit Besuchern bei geführten Rundgängen in der Schutzzone im Naturschutzgebiet Zeepeduinen bei Burgh-Haamstede unterwegs.
Seit 1995 ist die raue Landschaft der Zeepeduinen für Besucher zugänglich. Das urtümliche Naturschutzgebiet bildet mit den benachbarten Meeuwenduinen und dem Fichtenwald das mit 1100 Hektar größte zusammenhängende Wald- und Dünengebiet der Provinz Zeeland. Auf dem etwa zehn Kilometer breiten und fünf Kilometer langen Areal entlang des Nordseestrandes wurden in den zurückliegenden Jahren über 50 Kilometer gekennzeichnete Wanderwege angelegt.
Eine der Rundstrecken ist die zwölf Kilometer lange Meeuwenduinwandeling, die Wanderroute zu den Möwendünen. Bis zu 30 Meter türmen sich die weißen Hügel auf: Einen Schritt vor und zwei zurück, so scheint es bei den Anstiegen im lockeren Sand aufwärtszugehen. Das staatliche Forstrevier ist bei stürmischem Wetter ein bevorzugtes Ziel für Winterwanderer. Denn die haushohen Dünen und der dichte Wald mildern alle Stürme, die von Nordwesten über die See heranwehen.
Schouwen-Duiveland mit dem Dünen- und Waldrevier ist eine der fünf ehemaligen Inseln und Halbinseln von Zeeland. Wegen der Nähe zu Deutschland gilt die südwestliche Provinz der Niederlande im Sommer als bevorzugte Urlaubsregion. «Aber nun ist es bis zum 1. April sehr ruhig bei uns», sagt Sonja van der Voet vom Zeeland-Tourismusbüro. «Viele Geschäfte und Strandcafés haben geschlossen. Doch wer Wanderungen an einsamen Stränden liebt, der ist bei uns willkommen.»
Wärmender Saunabesuch und entspannende Massagen nach den Strandwanderungen - darauf schwört so mancher Winterurlauber in Zeeland als Wellnessrezept. Einige Hotels und Ferienparks punkten bereits mit diesen Angeboten. So verwöhnt das Badhotel Domburg die Hausgäste im hoteleigenen Vitaalinstituut, der Landal-Ferienpark in Burgh-Haamstede hat Häuser und Appartements mit privater Sauna und Sonnenbank im Angebot.
In Oostkapelle bietet der Bungalowpark Ons Buiten Chaletferien mit Saunabesuch, und im Hotel Kamperduinen in Kamperland steht der Spa- und Saunabereich auch für Gäste von außen offen.
Wenn Nebel oder Nieselregen die Tage eintrüben, dann geht es zum Stadtbummel nach Middelburg. Die lebendige Provinzhauptstadt mit ihren 50 000 Einwohnern blickt auf eine große Vergangenheit zurück. Die Blütezeit erlebte Middelburg im 17. Jahrhundert, dem Goldenen Zeitalter. Damals war die Stadt einer der Stützpunkte der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Mit dem Handel kam der Wohlstand.
Middelburg galt damals neben Amsterdam als eine der reichsten Städte der Niederlande, und noch heute zeugen die restaurierten prächtigen Häuserzeilen um die im 12. Jahrhundert entstandene Abtei vom Wohlstand vergangener Zeiten. Über allem wacht der «Lange Jan». Der schlanke Turm der Abteikirche ist mit seiner Höhe von 90,5 Metern nicht nur Middelburgs Wahrzeichen sondern auch das höchste Bauwerk in Zeeland.
In den historischen Sälen der ehemaligen Abtei präsentiert das Zeeuws Museum seine sehenswerte Sammlung alter und neuer Schätze der Geschichte Zeelands. Aus dem 16. Jahrhundert stammen riesige Tapisserien. Motive der weltweit einmaligen Wandteppiche aus Seide und Wolle sind die Seeschlachten zwischen der spanischen Flotte und den Niederländern, bei denen von 1568 bis 1648 erbittert um den freien Zugang zum Hafen von Antwerpen gekämpft wurde.
Oranje ist die bestimmende Farbe im Nationaal Voetbalmuseum, dem Niederländischen Fußballmuseum, am Stadtrand von Middelburg. Freunde des Ballspieles begegnen dort in der Fotoschau «Galerie der Großen» den weltbesten Kickern, erfahren viel über Erfolge und Niederlagen der niederländischen Nationalelf und können auch den EM-Pokal aus dem Jahr 1988 bewundern.
An ein tragisches Kapitel der Geschichte Zeelands erinnert in Ouwerkerk das Watersnoodmuseum. Die Ausstellung dokumentiert die Sturmflutkatastrophe 1953, bei der alleine in Zeeland über 1800 Menschen in den tosenden Fluten ertranken. Das Jahrtausendhochwasser war Auslöser für den Deltaplan, durch den die ehemaligen seeländischen Inseln und Halbinseln Zuid- und Noord-Beveland, Walcheren, Schouwen-Duiveland, Goeree-Overflakkee, Sint Philipsland und Tholen durch haushohe Deiche und Sperrdämme geschützt wurden. dpa
Winter in Zeeland
Anreise: Mit dem Auto von Süden kommend über Köln, Aachen, Antwerpen nach Middelburg. Von Norden über Duisburg, Venlo, Eindhoven, Breda, Bergen op Zoom nach Middelburg. Mit dem Zug bis zur Provinzhauptstadt Middelburg auf Walcheren. Von dort aus gibt es zahlreiche Busverbindungen in die Urlaubsorte.
Unterkünfte: Vor- und Nachsaison sind ruhiger, die Übernachtungspreise deutlich niedriger. Viele Campingplätze sind nur vom 1. April bis Ende Oktober geöffnet. Zu den Hotels kommen in Zeeland viele Urlauberparks, Ferienhäuser, Appartements, Privatquartiere und Urlaub auf Bauernhöfen.
Informationen: Niederländisches Büro für Tourismus & Convention, Tel: 0221/925 71 70, vvvzeeland.nl/de/