«Star Wars»-Schöpfer George Lucas (75) und Darsteller wie Harrison Ford (76) und Mark Hamill (67) haben die neue Disneyland-Attraktion «Star Wars: Galaxy's Edge» im kalifornischen Anaheim eingeweiht. Die riesige Erweiterung des Freizeitparkes als Hommage an die «Star Wars»-Saga ist erstmals für Besucher zugänglich. Zu den größten Attraktionen zählt der Nachbau des Raumschiffes Millennium Falke. In einem Simulator können Besucher im Cockpit auf Abenteuerfahrt gehen.
«Das ist wirklich etwas, von dem wir vor 20 Jahren nicht einmal träumen konnten», sagte Lucas über die hochmoderne Anlage. Harrison Ford, der schon 1977 in «Krieg der Sterne» den Schmuggler und Raumschiffpiloten Han Solo spielte, widmete die Attraktion dem kürzlich gestorbenen Chewbacca-Darsteller Peter Mayhew. «Peter, dies hier ist für dich», sagte Ford bei der Einweihung. Neben Disney-Chef Bob Iger waren auch Hollywood-Stars wie Brie Larson, Viola Davis und Kerry Washington dabei. dpa
Die neue «Star-Wars»-Welt im Disneyland
«Oh mein Gott, Chewbacca!», ruft eine amerikanische Touristin, als sie auf die zottelige Kreatur vom Volk der Wookies trifft. Er sieht tatsächlich aus wie im Film. Zwei Meter, braunes Fell. Und er macht seinen unvergleichlichen Sprechlaut, dieses wehmütige Röhren, das stets gleich klingt und alles heißen kann. Bevor die Amerikanerin ein Foto machen kann, schreitet die Weltraumlegende eilig davon, offenbar in wichtiger Mission.
Dass Chewbacca nicht handzahm für ein Touristenfoto posiert, ist Absicht. Die Figuren des neuen Themenbereichs «Star Wars: Galaxy's Edge» im kalifornischen Disneyland in Anaheim sollen dem Besucher das Gefühl vermitteln, leibhaftig ins «Star-Wars»-Universum einzutauchen.
Disney zufolge handelt es sich um die bislang größte Erweiterung des Parks. Die Kosten: eine Milliarde US-Dollar (890 Millionen Euro). Als «Star Wars: Galaxy's Edge» am 31. Mai öffnete, herrschte in Anaheim Volksfeststimmung. Ähnlich könnte es in Orlando sein, wo der gleiche Themenbereich Ende August aufmachen soll.
Das hat auch mit dem Mythos zu tun, den die Freizeitparkattraktion zum Leben erweckt. Von vielen popkulturellen Phänomenen heißt es, sie seien angeblich Kult. Für die Weltraumsaga von Georg Lucas, dessen erster Teil («Krieg der Sterne») 1977 in die Kinos kam, gilt das definitiv.
«Star Wars» erzählt die älteste Geschichte der Welt: Gut gegen Böse. Auf der einen Seite das faschistisch anmutende Imperium: ein dunkler Lord mit gesichtslosen Sturmtruppen und dem unbedingten Willen zur Macht und Vernichtung. Auf der anderen Seite die Jedi-Ritter, Hüter des Friedens in der Galaxis, die sich der metaphysischen «Macht» bedienen, die alle lebenden Dinge durchdringt.
Die religiösen Bezüge sind offensichtlich. «Star Wars» war immer auch ein Transzendenzangebot. Zum Beispiel für vorpubertäre Jungen und Mädchen, die eher keine Lust auf Kirche haben. Und für große Kinder: Es gibt angeblich zigtausend Erwachsene, die sich zum sogenannten Jediismus bekennen. Das ist vielleicht der Unterschied des «Star-Wars»-Areals zu den anderen Fantasiewelten im Disneyland: Viele Eltern haben womöglich ebenso sehnsüchtig darauf gewartet wie ihre Kinder.
Doch kann man der Magie der Weltraumsaga in einem Disney-Themenpark nachspüren? Die Walt Disney Company, die die Produktionsfirma Lucasfilm 2012 für gut vier Milliarden Dollar kaufte, hat viel dafür getan, damit Besucher sich wirklich «in einer weit, weit entfernten Galaxis» wähnen, wie es im Kult-Intro der Filmreihe heißt.
Zunächst einmal wurde das Areal von der Außenwelt abgeschirmt. Der Blick fällt nur auf «Star-Wars»-Kulissen mit Patina-Ästhetik, die perfekt zu all den halbseidenen Raumhäfen passt, die in den Filmen wichtige Schauplätze der Handlung sind. Auch das übrige Disneyland ist nicht zu sehen. Nichts soll die Illusion trüben.
Die Macher des «Star-Wars»-Areals verorten den Besucher im Raumhafen Black Spire Outpost auf Batuu, einem abgelegenen Planet am Rande der Galaxis, kontrolliert von der bösen Ersten Ordnung - aber auch ein Unterschlupf des Widerstands. Fans sind gleich im Bilde.
Jeder Parkmitarbeiter steckt hier in einem Kostüm und spielt eine Geschichte. Man begegnet Händlern, Schmugglern, Kopfgeldjägern, Rebellen, Sturmtruppen und dem düsteren Kylo Ren. Der größte Hingucker ist der Millennium Falke, das legendäre Raumschiff des gutherzigen Haudegens Han Solo (Harrison Ford) und seines Wookie-Copiloten Chewbacca. Der Falke wurde laut Disney zum ersten Mal originalgetreu nachgebaut und trägt sogar Blaster-Spuren.
Überhaupt ist die Liebe zum Detail bemerkenswert. Auf den Gehwegen sieht man seltsame Spuren: Bevor der Bodenbelag ausgehärtet war, ließ man einen Nachbau des Kult-Droiden R2D2 durch den Zement fahren. Überall gibt es Referenzen aus dem «Star-Wars»-Universum. Wer schon immer wie Luke Skywalker blaue Weltraum-Milch trinken wollte, kann dies in der Cantina des Raumhafens tun. Kein Coca-Cola-Becher bricht dort mit der Fiktion, mitten im Film zu sein.
Dass man sich trotz allem in einem Vergnügungspark befindet, wird im bislang einzigen Fahrgeschäft der neuen Themenwelt deutlich: «Millennium Falcon: Smugglers Run». Nach einer Dreiviertelstunde Anstehen wünscht man sich den Hyperraumantrieb herbei, fühlt sich jedoch bloß an die Immigration-Warteschlange am Flughafen von Los Angeles erinnert. Sehr irdisch. Schlussendlich landet man in einem Flugsimulator, der an ein hektisches Videospiel erinnert und eher wenig Nostalgie aufkommen lässt. Ende des Jahres soll mit «Rise of the Resistance» ein weiteres Fahrgeschäft aufmachen.
Bei der Wahl der Souvenirs kann sich der Fan nun entscheiden, ob er der hellen oder dunklen Seite der Macht folgt: Jedi-Roben gibt es ebenso zu kaufen wie den schwarzen Umhang der bösen Sith-Lords. Insgesamt stehen laut Disney fast 700 Andenken zur Auswahl, von der Jedi-Vollmontur bis zu den Zufallswürfeln des zwielichtigen Händlers Watto auf Tatooine. In Savis Werkstatt können sich Fans ein Lichtschwert nach eigenen Wünschen entwerfen lassen, die Waffe der Jedi. Das kostet 200 Dollar. Modelle von der Stange sind günstiger. Und im Droiden-Depot lässt sich ein Heim-Roboter aus verschiedensten Bauteilen individuell zusammenstellen.
Eines wird in dem neuen «Star-Wars»-Land sofort klar: Die Besucher sollten möglichst viel kaufen. Hinter der überwältigenden Optik des Themenbereichs verbergen sich am Ende vor allem - Shops.
Ist «Star Wars: Galaxy's Edge» also doch nur der alte Disney-Kommerz? Kommt das «Star-Wars»-Gefühl auf? Sollte man es zumindest einmal probieren? Vielleicht muss man hier Meister Yoda bemühen, den weisesten Jedi: «Tu es. Oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen.» dpa
Info-Kasten: «Star Wars: Galaxy's Egde» in Disneyland Der neue «Star-Wars»-Themenbereich ist im Ticket für den Park enthalten. Die Preise für das Tagesticket für Disneyland schwanken je nach Datum zwischen 104 und 149 Dollar (rund 92 bis 132 Euro), für die kommenden Wochen sind nur noch Tickets der teuersten Kategorie erhältlich. Bei Mehrtagestickets sinkt der Preis pro Tag. Noch bis 23. Juni brauchen alle Besucher von «Galaxy's Edge» eine Reservierung. Wer in einem der drei Disney-Hotels übernachtet, bekommt diese automatisch. Nach diesem Zeitraum ist das Areal für alle übrigen Besucher zugänglich.
Reiselust trotz Trump: Trends beim USA-Urlaub
Waldbrände und Hurrikans. Das Aus von Air Berlin mit seinen Langstreckenflügen. Dazu Präsident Donald Trump, der hierzulande nicht das beste Image hat: In den vergangenen zwei Jahren gab es einige Gründe dafür, eine USA-Reise eher zu verschieben - oder vielleicht sogar ganz davon abzusehen. Doch in diesem Jahr reisen die Deutschen wieder gerne ins Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten. Die deutschen Reiseveranstalter sind zufrieden, wie sich auf der Tourismusmesse IPW in Anaheim bei Los Angeles zeigte.
Bei den großen Veranstaltern wie Tui, DER Touristik mit Dertour, Meiers Weltreisen und ADAC Reisen sowie FTI liegen die Buchungen im Vergleich zum Vorjahr im Plus - ebenso bei Nordamerika-Spezialisten wie Canusa und America Unlimited. Das spricht für eine Erholung. Im vergangenen Jahr hatten viele Veranstalter von rückläufigen Buchungen berichtet, auch wegen der Naturkatastrophen.
Von einem negativen Trump-Effekt auf USA-Reisen ist keine Rede mehr. «Trump ist kein Thema», sagt Canusa-Chef Tilo Krause-Dünow, der auch Vorstandsmitglied im deutschen Visit USA Committee (VUSA) ist. «Die Leute haben sich möglicherweise an die Art der Politik hier gewöhnt.» Philipp Detmer, Nordamerika-Verantwortlicher bei DER Touristik, erklärt: «Der US-Dollar-Kurs hat einen stärkeren und langfristigeren Einfluss auf die Reiseentscheidung als die US-Politik.» Glaubt man den Veranstaltern, spielt Trump für die Reiseentscheidung der Deutschen also derzeit keine Rolle.
Allerdings sorgt sich die U.S. Travel Association durchaus weiterhin um das Image der USA als Reiseland. Präsident Roger Dow betonte auf dem IPW mit Blick auf die Prioritäten der derzeitigen US-Regierung: «Es ist wichtig, die bösen Leute draußen zu halten. Aber es ist noch viel wichtiger, all die guten Leute aus der ganzen Welt dazu zu bringen, in die USA zu kommen.» Man versucht, Trump klarzumachen, welche bedeutende Rolle der Tourismus für die Wirtschaft der USA spielt. Befürchtungen nach strengeren Einreisevorschriften auch für deutsche Urlauber haben sich nicht bewahrheitet - wobei die teils sehr langen Wartezeiten bei der Einreise an den Flughäfen immer noch ein Ärgernis sind.
Insgesamt zählten die USA im vergangenen Jahr 2,1 Millionen Besucher aus Deutschland - 2015 waren es mit 2,29 Millionen aber noch mehr. In diesem Jahr zeigt der Trend wieder nach oben. Gefragt sind die Klassiker: New York, der Westen, Florida. Aber auch Nischenziele wie Hawaii und Alaska laufen gut. Der Trend geht noch stärker zu individuellen Touren im Mietwagen oder Camper.
Besonders große Schwankungen beim Wechselkurs gab es in den vergangenen zwölf Monaten nicht. Schon länger bewegt sich der Gegenwert eines Euros unter der Marke von 1,20 US-Dollar. Aktuell bekommen Urlauber für einen Euro etwa 1,12 Dollar. Damit bleiben die USA ein relativ teures Reiseland für deutsche Gäste.
Die Vereinigten Staaten sind dennoch das beliebteste Fernreiseziel. Und in den Weiten des Landes verteilen sich die Urlauber gut. In Europa wird das Thema Overtourism heiß diskutiert. In Reisezielen wie Venedig, Amsterdam und Mallorca klagen Einwohner über die Besuchermassen. In den USA hat man von solchen Reaktionen auf Touristen noch nichts gehört.
Es gebe das Overtourism-Phänomen zwar in gewissen Regionen zu bestimmten Zeiten, zum Beispiel in beliebten Nationalparks, sagt Fabio Negro von FTI. «Aber es verteilt sich immer noch recht gut.» Krause-Dünow sieht das ähnlich: «In der Form, wie wir über Overtourism in Europa sprechen, da sind wir in den USA weit von entfernt.» Es gebe als Alternative zu den ausgewiesenen Highlights immer andere, unbekannte Reiserouten, die genauso spannend seien.
Nichtsdestotrotz werden die bekannten Nationalparks der USA auch in diesem Jahr wieder ein Nadelöhr für USA-Rundreisen sein. Die Veranstalter raten Wohnmobil-Urlaubern dazu, Campingplätze möglichst früh zu reservieren. Und Hotels in Nationalparks können schon auf Monate im Voraus ausgebucht sein.
Vorerst gibt es laut den Veranstaltern keine Pläne, die Besucherzahlen etwa durch Reservierungssysteme zu begrenzen. «Es ist lange darüber diskutiert worden, aber die Konzepte, die vorlagen, waren nicht praktikabel», berichtet Krause-Dünow. Irgendeine Maßnahme, die Touristenströme besser zu steuern, werde aber noch kommen. Eine Möglichkeit sind Shuttlebusse für Gäste im Nationalpark, um Schlangen von Autos zu vermeiden. So wird es zum Beispiel im Zion National Park in Utah gemacht.
Darüber hinaus lassen sich zwei Trends beobachten. Zum einen entdecken Urlauber aus Deutschland innerhalb einer beliebten Destination mehr Facetten - vor allem in New York. «Die Leute werden mutiger», sagt Robin Brückner von Tui Deutschland. Das beobachtet auch Timo Kohlenberg, Chef von America Unlimited: «Vor kurzem war Manhattan noch das Nonplusultra. Jetzt kommen Harlem und Queens, und Brooklyn läuft schon seit Jahren.» Und etwa in Hawaii schauten sich Reisende zunehmend auch die kleinen Inseln an.
Zum anderen beobachtet Kohlenberg, dass viele Urlauber immer mehr in kürzerer Zeit sehen wollen. Daher werde über Inlandsflüge mehr als früher kombiniert: New York mit den Südstaaten, der Westen mit Hawaii und so weiter. «Das hat stark zugenommen.»
Auch Kombinationen aus den USA und Kanada nehmen zu, wie Krause-Dünow sagt. Urlauber fliegen zum Beispiel nach Vancouver und fahren dann hinunter nach Washington State in die USA und zurück. «Die Kunden sind flexibler geworden und reisen grenzüberschreitend.»
Überhaupt Kanada: Das Land liegt bei fast allen Veranstaltern seit drei, vier Jahren kräftig im Plus. Begünstigt wird das durch einen relativ guten Wechselkurs zwischen Euro und kanadischem Dollar. Möglich ist auch ein gewisser Anti-Trump-Effekt, ein Ausweichen auf den Nachbarn der USA aus politischen Gründen.
Wer Kanada bereisen möchte, sollte seine Route allerdings besonders frühzeitig planen. «Das Land war auf den Touristenboom nicht vorbereitet», sagt Kohlenberg. Es kämen nicht nur mehr Besucher aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Doch die Infrastruktur ist begrenzt, das Hotelangebot in den Nationalparks überschaubar - entsprechend steigen die Preise in der Hochsaison im Sommer. «Ganz oft müssen Urlauber ihre Reise verschieben.» dpa