Konkrete Namen oder Länder nannte er aber nicht. "Wir haben durch den Verkauf die Liquidität zur strategischen Weiterentwicklung der Gruppe erheblich verbessert", erklärte Christmann. Es gebe noch Märkte mit Wachstumspotenzial für die klassischen Oetker-Geschäftsmodelle. Dort wolle das Unternehmen "idealerweise Marktführerunternehmen" kaufen.
Zuletzt hatte das Familienunternehmen die Übernahmen des ägyptischen Marktführers für Backprodukte und Desserts, Tag El Melouk, vermeldet. Christmann bezeichnete den Verkauf von Hamburg Süd im Dezember für 3,7 Milliarden Euro an das dänische Unternehmen Maersk als "ohne Zweifel richtig". Oetker sei jetzt zwar ein kleineres, aber dafür schnelleres Boot, sagte der persönlich haftende Gesellschafter.
Erste Folgen des fehlenden Schiffsbereichs gab es im vergangenen Geschäftsjahr 2017. Die Dr. August Oetker KG setzte 11,6 Milliarden Euro um und lag damit um 0,9 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Bereinigt um den fehlenden Monat Dezember im Bereich Schifffahrt wuchs der Erlös bei Oetker um 4,6 Prozent. Angaben zum Gewinn macht das Familienunternehmen traditionell nicht.
Dabei verabschiedete sich Hamburg-Süd nochmals mit guten Zahlen aus der Gruppe. Nach einem schwachen Jahr 2016 legte die Reederei beim Umsatz um fast acht Prozent zu.
Für das laufende Jahr rechnet Christmann für die gesamte Gruppe auch mit Wachstum durch das operative Geschäft. "Aber wir müssen das zweite Halbjahr abwarten", sagte der Top-Manager.
Die Oetker-Gruppe mit knapp 33 000 Mitarbeitern litt 2017 in der Lebensmittelsparte unter massiven Preissteigerungen. Besonders beim Einkauf von Käse, Milch und Butter lagen die Kosten um rund 100 Millionen Euro über dem Vorjahr. Sorgen macht sich Christmann auch über die Weltpolitik. Er kritisierte das Auftreten von US-Präsident Donald Trump und autokratisch geführte Länder.
Geschäftserfolge wie in der Türkei oder Großbritannien, wo die Wirtschaft unter Ängsten um den Brexit leidet, würden durch massive Wechselkurs-Risiken gefährdet. In den beiden Ländern haben die Heimatwährungen zum Euro nachgegeben, was in der Türkei oder Großbritannien erzielte Erträge beim Umrechnen drückt.
In den einzelnen Sparten fiel die Bilanz unterschiedlich aus. Der deutsche Markt bei den Lebensmitteln war 2017 leicht rückläufig. Hier wurde das Minus durch internationale Zuwächse kompensiert. Die Bier- und Getränkesparte der Radeberger-Gruppe behauptete sich auf einem schrumpfenden Biermarkt mit einem fast unveränderten Umsatz von 1,9 Milliarden Euro.
Bei Sekt (Henkel) und Spirituosen kletterte der Erlös hingegen um 4 Prozent auf 523 Millionen Euro. Die Hotel-Tochter legte um 3 Prozent auf 150 Millionen Euro zu. Und auch das Chemieunternehmen Budenheim legte mit 6 Prozent ein Umsatzplus auf 300 Millionen Euro vor. Sorgen bereitet Dr. Oetker die Privatbank Lampe. Zahlen nannte Dr. Oetker nicht, sprach aber von verfehlten Zielen im Kapitalmarktgeschäft und in der Vermögensverwaltung. dpa