Eier aus dem Regiomat Bauernhöfe setzen auf Automaten

Von Carolin Eckenfels und Andrea Löbbecke

Auf einer Wiese bei Idstein tummeln sich die Hühner des Taunushofes Volz - wenige Meter weiter liegen ihre Eier im «Regiomat» zum Verkauf bereit. Den Automaten hat die Familie Volz vor fünf Jahren zusätzlich zum Hofladen eingerichtet. In den Fächern wird vor allem der Bestseller angeboten - Eier der rund 600 Hühner, die rund ums Jahr in einem Hühnermobil auf dem Freiland leben. Dazu hausgemachte Dosenwurst aus der Volz'schen Schweinemast, Rapsöl von eigenen Feldern und selbst produzierte Nudeln.

«Wir sind mit dem Automaten sehr zufrieden», sagt Senior-Chef Jürgen Volz. «Der Vorteil ist, dass das Angebot 24 Stunden nutzbar ist, Tag und Nacht, jederzeit erreichbar.» Er habe zunächst die Befürchtung gehabt, dass sich der Hof mit dem Automaten selbst Konkurrenz macht - also die Leute nicht mehr in den Hofladen kommen, sagt Volz. «Aber das Gegenteil ist der Fall.»

Mit dem Automaten habe der Hof viele neue Kunden gewonnen, die ihre «Schwellenangst» überwunden hätten und neugierig geworden seien, was es sonst noch gibt. «Der Automat bietet für unsere Kunden die Möglichkeiten, ohne auf's Grundstück zu müssen, unsere Produkte im Automaten kennenzulernen», sagt Volz.

Angefangen hatte die Selbstvermarktung auf dem Taunushof Volz mit einer Kartoffelkiste, Eiern und Dosenwurst - daneben stand eine Vertrauenskasse. Inzwischen tut der moderne «Regiomat» seinen Dienst, mit gekühlten Fächern und Wechselgeld.

Automaten für Eier, Dosenwurst oder Milch sind nach Einschätzung des hessischen Bauernverbandes eine gute Ergänzung für die Höfe bei der Selbstvermarktung. «Das ist eine Chance, neue Kunden zu gewinnen», sagt der Verbandssprecher Bernd Weber in Friedrichsdorf im Taunus. «Gerade wenn die Manpower auf dem Hof knapp ist, kann nicht immer jemand im Hofladen hinter dem Tresen stehen.»

Bei Höfen, die ihre Produkte selbst anbieten, liegen Automaten nach Einschätzung des Bauernverbandes derzeit im Trend. Das A und O für ein erfolgreiches Angebot sei allerdings der Standort, betont Weber. Wichtig sei eine gute Erreichbarkeit oder - falls der Hof in einer Tourismusregion liegt - die direkte Nähe zu einem Wander- oder Radweg.

Dafür hat auch Landwirt-Familie Jung im mittelhessischen Fronhausen-Bellnhausen gesorgt und an ihren Automaten beispielsweise einen Radler-Rastplatz eingerichtet. Seit 2013 können Kunden hier Eier, Wurst, Kartoffeln oder Saisonware wie Erdbeeren und Spargel ziehen. «Die 24-Stunden-Öffnungszeit hat sich inzwischen bewährt», sagt Margit Jung. So vermarkte man beispielsweise etwa 60 Prozent der eigenen Hühnereier über die Automaten. Mittlerweile betreibt die Familie vier Geräte in einer Holzhütte, die 2018 erweitert werden soll. Unerlässlich sei die Qualität und Regionalität - darauf komme es den Kunden an.

Die Jungs waren mit ihrem «Mittelhessischen Automatenhofladen» beim Start 2013 nach eigener Aussage Pioniere in der Region. «Sowas hatte vor uns noch kein anderer Landwirt gewagt.» Niemand habe ihnen Hilfestellung oder Beratung geben können. Heute gibt Margit Jung anderen Landwirten Tipps, welcher Automat zu Betrieb und Produkten passt.

So bequem der Rund-um-die-Uhr-Service für die Kunden ist - für die Bauern bedeuten er einen nicht zu unterschätzenden Aufwand: «Ein solcher Verkaufsstandort verlangt eine intensive Betreuung», erklärt Jung. Schließlich müssten die Automaten regelmäßig nachgefüllt werden, auch an Sonn- und Feiertagen. «Das ist für uns eine Herausforderung. Die ganze Familie muss bei dieser Art von Direktvermarktung mitziehen.»

Bauernverbands-Sprecher Weber rät den Landwirten, sich mit anderen Höfen zusammenzutun und auch deren Produkte anzubieten - und umgekehrt. Dadurch wird die Produktpalette im Automaten und Hofladen größer. Das ist auch bei Jürgen Volz so, der unter anderem Kartoffeln von einem Berufskollegen anbietet und den Wein eines befreundeten Winzers. Familie Jung verkauft ebenfalls neben ihren eigenen Produkten Ware von Landwirten aus dem Umkreis in ihren Automaten. Zwischenhändler gebe es nicht - das Geld komme also direkt bei den Kollegen an. dpa