Erdbeersaison startet Höhere Lohnkosten für Erzeuger

Von Amelie Richter

Es ist die Zeit von Clery, Elsanta und Everest - die Erdbeersorten sprießen derzeit auf den deutschen Feldern. Im Juni und Juli erreicht die Erdbeersaison in Deutschland ihren Höhepunkt, pro Jahr ernten die Erzeuger durchschnittlich 155 000 Tonnen der roten Früchte. Das ist deutlich mehr als aus dem Ausland importiert werden muss. Die heimischen Erdbeeren sind bei deutschen Verbrauchern beliebt. In den Läden müssen sie aktuell zwischen 2,00 und 2,50 Euro für eine 500-Gramm-Schale bezahlen. Hohe Ernteerträge könnten die Preise laut Experten jedoch noch drücken. Das und die Einführung des Mindestlohns macht den Erdbeererzeugern zu schaffen.

Bereits ab März haben deutsche Erdbeeranbauer kleine Mengen an Früchten geerntet. Sie werden während der kalten Jahreszeit in beheizten Tunneln gezogen. Der Großteil der Beeren kommt da aber noch aus Ländern mit wärmeren Klima: "In Deutschland werden pro Jahr etwa 100 000 bis 110 000 Tonnen Erdbeeren eingeführt", sagt Hans-Christoph Behr, Marktexperte bei der Gesellschaft für Agrarmarktinformationen (AMI) in Bonn. "Zwischen 75 000 und 92 000 Tonnen kommen aus Spanien." Italien als einst größter Anbauer von Erdbeeren spiele nur noch eine kleine Rolle auf dem deutschen Markt.

Die Einfuhr der spanischen Erdbeeren sei vor allem im Frühjahr wichtig gewesen. Nun erobere die Beere aus deutscher Produktion jeden Tag einen größeren Marktanteil. Dass die deutschen Erdbeererzeuger die ausländischen Anbieter wegen des Preisdrucks fürchten müssten, kann der AMI-Experte nicht bestätigen: "Für die deutsche Erdbeere sieht es im Prinzip immer gut aus", sagt Behr. Die Verbraucher hätten eine Vorliebe für deutsche Ware. Nach dem Frühjahr nehme der Preisunterschied zwischen ausländischen und deutschen Erdbeeren immer weiter ab - zur Haupterntezeit im Juni und Juli seien die spanischen Früchte dann vom Markt verschwunden.

Erzeuger und Großhändler blicken weniger euphorisch auf die Saison: "Wir haben Sorgenfalten auf der Stirn", sagt Markus Schneider, Geschäftsführer bei der Frutania GmbH, einem der bundesweit größten Obst- und Gemüsegroßhändler. Die Einführung des Mindestlohns und die Arbeitszeitbegrenzung bei den Erntehelfern mache den Erdbeererzeugern zu schaffen. "Die Lohnkosten sind pro 500-Gramm-Schale um neun bis zehn Cent gestiegen", betont Schneider. Im Handel könnten die Erzeuger jedoch keine höheren Preise durchsetzen und blieben so auf den gestiegenen Personalkosten sitzen.

"Die Stimmung im Süden ist nicht gerade berauschend", sagt der Geschäftsführer des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer, Simon Schumacher. Für den Handel spiele der Mindestlohn keine Rolle - die Erzeuger müssten selbst sehen, wie sie damit zurechtkommen. Die Lohnkosten für Erntehelfer seien durch die Einführung des Mindestlohns um etwa 20 Prozent gestiegen. Neben den Kosten für die Vermarktung der Erdbeeren nehme die Bezahlung der Erntehelfer den größten Teil der Produktionskosten ein. Die Helfer für die Ernte kämen aus Rumänien und Polen, Einheimische seien so gut wie nie dabei.

"Die Preise sind im Moment wegen der sehr hohen Erträge sehr niedrig", berichtet Schumacher. Der milde Winter habe an den Pflanzen viele kleine Blüten wachsen lassen, aus welchen auch eher kleine Früchte entstehen. Diese seien jedoch aufwendiger abzuernten als große Früchte - es dauert länger, bis eine Schale gefüllt ist.

Bundesweit bauen noch rund 2400 Betriebe Erdbeeren an. Ihre Zahl sank zuletzt. Die Felder nahmen 2014 eine Größe von gut 19 000 Hektar ein. Zum Vergleich: Das sind drei Viertel der Anbaufläche von Spargel, dem hierzulande nach Fläche bedeutendsten Gemüse. Im vergangenen Sommer konnte in Deutschland eine Rekordernte eingefahren werden: gut 168 000 Tonnen Erdbeeren. Die meisten der roten Früchte werden in Niedersachsen geerntet, 2014 waren das rund 43 000 Tonnen. Auf dem zweiten Platz der Erzeugerländer landet Nordrhein-Westfalen (rund 36 000 Tonnen), vor Baden-Württemberg (etwa 32 000 Tonnen). dpa