Europa Auf dem Weg zur Normalität

«Endlich raus»: Was den von der Corona-Pandemie besonders hart getroffenen Spaniern schon seit dem Wochenende vergönnt ist, gilt von Montag an auch für die rund 60 Millionen Italiener. Die seit fast zwei Monaten geltenden strikten Ausgangssperren werden in Italien gelockert. Doch auch viele andere Staaten in Europa nehmen zu Wochenbeginn einige der teils drastischen Beschränkungen des Alltagslebens zurück.

DEUTSCHLAND: Vielerorts dürfen Kinder zu Wochenbeginn wieder auf Spielplätze, auch Museen und Zoos (Foto: Berliner Zoo) öffnen wieder. Friseure dürfen wieder Kunden bedienen. Hunderttausende Kinder und Jugendliche in Deutschland gehen an diesem Montag erstmals seit Wochen wieder in die Schule. In einigen Bundesländern kommen nach den Abschlussklassen jetzt die letzten Klassen der Grundschule und die Schüler zurück, für die im nächsten Schuljahr Abschlussprüfungen anstehen. Die Kinder aus den Jahrgangsstufen 1 bis 3 sowie die Schüler der 5. bis 8. Klasse bleiben nach einer dpa-Umfrage erst einmal zuhause. Über weitere Öffnungen von Schulen und Kitas wollen Kanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs am Mittwoch beraten. Fachministerkonferenzen sollen für die nach dem 6. Mai folgende Runde Merkels und der Länderchefs unter anderem Vorschläge für Rahmenbedingungen zur schrittweisen Öffnungen von Gastronomie- und Tourismusangeboten vorbereiten.

ÖSTERREICH: Für rund 100 000 Schüler der Abschlussklassen beginnt in der Alpenrepublik wieder der reguläre Unterricht. Nach dem Stufenplan der Regierung sind danach Mitte Mai die Grundschulen und Unterstufen dran; alle anderen folgen Anfang Juni. Von Montag an sind auch wieder Besuche in Alten- und Pflegeheimen eingeschränkt möglich. Im Land sind inzwischen alle Geschäfte und fast alle Dienstleister wieder geöffnet. Am 15. Mai folgen die Restaurants, Ende Mai Hotels. 

ITALIEN: Ab Montag dürfen rund 60 Millionen Menschen erstmals wieder zum Sport oder Spaziergang nach draußen. Industrie und Bauwirtschaft fahren ihre Produktion wieder hoch. Allerdings dürfen die meisten Geschäfte immer noch nicht öffnen. Restaurants und Bars dürfen nur einen Liefer- oder Take-Away-Service anbieten und bleiben bis Juni für Besuche geschlossen. Die Regierung in Rom hatte die Menschen im ganzen Land am 10. März unter Quarantäne gestellt und dann auch die nicht-lebenswichtige Produktion geschlossen. Mit mehr als 209 000 Infektionen und rund 28 000 Toten zählt Italien zu den am härtesten von der Lungenkrankheit Covid-19 getroffenen Staaten.

BELGIEN: Am Montag soll die erste Phase der Lockerung der Auflagen beginnen. So sollen wieder mehr Busse und Bahnen fahren, dabei gilt eine Masken-Pflicht für Personen ab zwölf Jahren. Öffnen dürfen Unternehmen, die als Kunden andere Firmen haben, aber keine Privatpersonen bedienen. Auch Stoff- und Kurzwarenläden dürfen aufmachen. Andere Geschäfte jenseits des Lebensmittelhandels sollen noch eine Woche zu bleiben. Sport ist unter Einhaltung der Distanzregeln wieder mit zwei Personen erlaubt, die nicht im eigenen Haushalt wohnen. Das Arbeiten zu Hause soll aber die Regel bleiben und die Menschen sollen ihr Haus nur in wenigen Ausnahmen verlassen - etwa zum Einkaufen, für den Weg zur Arbeit oder zum Arzt. Die nächsten Etappen der Lockerung sind für 11. und 18. Mai vorgesehen.

Erst in Phase drei ist die schrittweise Schulöffnung anvisiert.

UNGARN: Fast überall im Land dürfen sich Menschen bei Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern wieder frei bewegen. Geschäfte können uneingeschränkt öffnen, Gaststätten wieder aufmachen, wenn sie draußen bedienen. Auch Strandbäder dürfen aufsperren. Dies gilt nicht für Budapest und Umgebung, wo die bisherigen Ausgangsbeschränkungen in Kraft bleiben. Im ganzen Land besteht Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln. Im ganzen Land können wieder Sportwettbewerbe ohne Publikum stattfinden. Geschäftsreisende, die aus Deutschland, Österreich, Tschechien, Polen, der Slowakei oder Südkorea kommen, sind von der generellen Einreisesperre für Ausländer ausgenommen. Auch die vorgeschriebene 14-tägige Quarantäne entfällt für diesen Personenkreis.

POLEN: Das Land lockert mehrere Auflagen. Bürger, die in Deutschland, der Slowakei, Tschechien oder Litauen arbeiten oder studieren, müssen von Montag an bei einer Rückkehr nach Polen nicht mehr für 14 Tage in Quarantäne. Für medizinisches Personal und Menschen, die in Pflegeeinrichtungen tätig sind, gilt die Quarantäne-Regelung weiter.

Hotels, Einkaufszentren und Sportplätze unter freiem Himmel sollen wieder öffnen. Kontrollen an den Grenzen zu anderen EU-Mitgliedstaaten bleiben bis zum 13. Mai bestehen - solange ist das Land auch für Ausländer geschlossen. Ausnahmen gelten für Menschen mit Daueraufenthaltsgenehmigung, für Lastwagenfahrer und Diplomaten.

LITAUEN: Die Menschen dürfen das Land wieder verlassen - das Ausreiseverbot für litauische Bürger wurde aufgehoben. Angesichts der geltenden Einreisebeschränkungen in anderen EU-Ländern wird aber kein größeres Reiseaufkommen erwartet. Für Ausländer gilt weiter ein weitgehender Einreisestopp.

ESTLAND: Die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit zwischen den Ostsee-Inseln und dem Festland werden gelockert - Inselbewohner und Personen mit Zweitwohnsitz auf einer der Inseln dürfen wieder pendeln. Etwas strengere Regeln gelten weiter für die landesweit am stärksten vom Coronavirus betroffen größte Insel Saaremaa - im Volksmund bereits «Corona-Insel» genannt.

ISLAND: Als drittes Land Skandinaviens nach Dänemark und Norwegen will Island seine Anti-Corona-Maßnahmen lockern. Von Montag an sollen die bisher mit Einschränkungen geöffneten Schulen auf der Nordatlantik-Insel wieder zum Normalbetrieb zurückkehren. Auch die seit Wochen geschlossenen Universitäten und Hochschulen können wieder öffnen, Gleiches gilt für Friseure, Masseure, Schönheitssalons, Zahnärzte und Museen. Die erlaubte Teilnehmerzahl für Versammlungen wird von 20 auf 50 erhöht.

GRIECHENLAND: Masken sind ab Montag in öffentlichen Verkehrsmitteln, Aufzügen und Krankenhäusern sowie Ärztepraxen Pflicht. Wer sich nicht daran hält, muss 150 Euro Strafe zahlen. Zudem dürfen Friseursalons, Elektrogeschäfte und Buchhandlungen wieder aufmachen. Die Bürger werden von Montag an ohne Einschränkungen aus dem Haus gehen können.

Reisen außerhalb der jeweiligen Präfektur (das entspricht in etwa einem Landkreis in Deutschland) bleiben vorerst tabu. Auch das Reisen vom Festland zu den Inseln ist vorerst nicht gestattet.

ZYPERN: Alle Geschäfte des Einzelhandels machen am Montag wieder auf. Zudem werden Baumärkte geöffnet, alle Bauarbeiten sind wieder möglich. Die Gerichte können wieder unter strenger Einhaltung der Abstandsregeln verhandeln. Ein Ausgangsverbot zwischen 22.00 und 06.00 Uhr bleibt aber noch bestehen.

KROATIEN: In dem für Deutsche wichtigen Urlaubsland öffnen am Montag nun auch Dienstleister mit engem Kundenkontakt (Friseure, Kosmetiker, Beauty Salons). Sie müssen bestimmte Schutzvorkehrungen treffen. Eine Woche später (11. Mai) sollen die großen Einkaufszentren und Gaststätten öffnen, insofern sie draußen bedienen. Kinder werden dann wieder in Grundschulen und Kindertagesstätten gehen können.

BULGARIEN: Die Maskenpflicht im Freien wurde am 1. Mai abgeschafft.

Die Menschen können sich jetzt in Parks, auf Straßen und an Bushaltestellen ohne Mund-Nase-Schutz aufhalten. In Bussen und Bahnen, Läden und Kirchen gilt die Maskenpflicht bis 13. Mai weiter.

Dann soll ein zweimonatiger Ausnahmezustand enden. Seit Sonntag sind alle National- und Naturparks sowie die Gebirge des Balkanlandes für Besucher mit einigen Einschränkungen wieder offen. Der Krisenstab prüft, unter welchen Auflagen Einkaufszentren, Hotels, Restaurants und Cafés wieder geöffnet werden können. dpa