Gastgewerbe Hessen Mit gemischten Gefühlen in die Zukunft

Das hessische Gastgewerbe blickt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. "Die Hotels und das Gastgewerbe kämpfen vor allem mit drei Problemen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Dehoga, Julius Wagner. "Das sind die hohen Energiekosten, der Fachkräftemangel vor allem in den ländlichen Regionen und der starke bürokratische Aufwand durch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns."

Für das Gesamtjahr rechne die Branche in Hessen zwar mit einem Umsatzplus von über zwei Prozent. "Viele Betriebe haben aber Probleme, Gewinne zu erzielen." Fast ein Viertel der Hotels und Gaststätten rechne nach einer Umfrage des Branchenverbands mit einem anziehenden Geschäft im laufenden Jahr. 17 bis 20 Prozent der Betriebe schauten aber eher skeptisch in die Zukunft, erklärte der Hauptgeschäftsführer.

Mit der Entwicklung bewegt sich der Landesverband auf dem Niveau der gesamten Branche in Deutschland. Der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Ernst Fischer, hatte jüngst eine Umsatzprognose von 2,5 Prozent für das Gesamtjahr vorgelegt. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres erzielten Deutschlands Gastwirte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ein Umsatzplus preisbereinigt um 0,7 und nominal um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Bei den Aussichten für Hessen gebe es eine deutliche Kluft zwischen den Häusern in den strukturschwachen Regionen in Nord- und Osthessen und dem Rhein-Main-Gebiet mit der Metropole Frankfurt, sagte Wagner. Hessens größte Stadt gehöre zu den Top-Adressen in Deutschland und könne auch im internationalen Vergleich bei Qualität und neuen Trends mithalten. "In Regionen wie dem Werra-Meißner- oder dem Schwalm-Eder-Kreis kämpfen die Betriebe dagegen um die Existenz."

In Hessen gibt es nach Angaben von Wagner derzeit rund 75 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Insgesamt liege die Zahl der Mitarbeiter im hessischen Gastgewerbe bei rund 164 000. Es gebe zwar einen leichten Aufbau der Beschäftigtenzahlen. Durch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns werde aber eine Verschiebung auf dem Arbeitsmarkt beobachtet.

Die Zahl der Minijobs und Aushilfen gehe leicht zurück, erklärte der Hauptgeschäftsführer. Dies liege insbesondere an Einschränkungen von Serviceleistungen und Öffnungszeiten in einigen Gastronomiebetrieben. Eine Prognose über die weitere Entwicklung der Mitarbeiterzahlen im Land wollte Wagner zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeben.

Um das Gasthaussterben in Hessen vor allem in den ländlichen Regionen aufzuhalten, setzt der Hotel- und Gaststättenverband weiter auf seine Kampagne "Gasthaus trifft Rathaus". Bei den Treffen sitzen die politischen Verantwortlichen in der Region mit Gastronomen, Sportvereinen und Verbänden an einem Tisch und diskutieren mit dem Dehoga über Zukunftsperspektiven.

"Mit der Initiative haben wir den Nerv der Branche getroffen", betonte Wagner. Noch sechs dieser Treffen sind in diesem Jahr geplant. 2015 stehen Nord- und Mittelhessen im Mittelpunkt der Kampagne, im nächsten Jahr sollen zehn weitere Veranstaltungen in Süd- und Westhessen folgen. dpa