Von Christopher Weckwerth
Sie haben exotische Namen und sollen die Gesundheit schlagartig verbessern: als Superfood beworbene Lebensmittel wie Goji-Beeren oder Hanfsamen. Ernährungsexperten warnen aber vor überzogenen Erwartungen. "Das sogenannte Superfood kann den Speiseplan ergänzen, aber man sollte sich keine Wunder erhoffen", sagt Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. "Wichtig ist eine ausgewogene und vielfältige Ernährung."
Goji-Beeren zum Beispiel enthalten gegenüber anderen Früchten zwar besonders viel Eisen, Kalzium, Magnesium sowie die Vitamine A, C und E. Schon lange werden sie in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet. Ihr angeblicher Verjüngungseffekt ist laut DGE allerdings wissenschaftlich nicht belegt.
Auch die Chia-Samen, die als "Heilsamen der Maya" gelten, haben viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren - über langfristige Gesundheitseffekte gibt es aber keine gesicherten Aussagen. Und von den Hanfsamen sollte man nicht zu viel essen, obwohl ihre berauschende Wirkung weggezüchtet wurde: Sie sind mit 475 Kilokalorien pro 100 Gramm sehr energiereich.
Daniela Graf vom Max-Rubner-Institut sieht im Superfood vor allem eine Mode. "Ich denke, die Tatsache, dass es bald jedes halbe Jahr ein neues Superfood gibt, belegt, dass keines dieser Produkte wirklich das in der Werbung angepriesene Allheilmittel ist." Ein Lebensmittel, das allein den Körper ausreichend mit allen Nährstoffen versorgen könne, gebe es nicht.
Verbraucher müssen bei den Superfrüchten außerdem auch auf die Form achten: Frische Goji-Beeren etwa sind laut Restemeyer gesünder als getrocknete oder in Pillen- und Pulverform. Menschen, die blutverdünnende Medikamente nehmen, sollten auf Goji-Beeren vorsichtshalber verzichten, weil sie den Abbau der Medikamente verhindern könnten, sagt Restemeyer mit Verweis auf das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Generell gilt für die Trendspeisen: Nur wer sie regelmäßig isst, kann überhaupt von ihnen profitieren. "Die Werbung suggeriert, dass man damit unausgewogene Ernährung ausgleichen kann. Aber das ist nicht der Fall", sagt Restemeyer. Mal ein paar dieser Beeren im gezuckerten Müsli sind keine große Hilfe. "Wer wirklich etwas für seine Gesundheit tun will, muss auf seinen gesamten Lebensstil achten", betont auch Graf.
Viele der positiven Inhaltsstoffe sind nach Ansicht der Expertinnen ohnehin in heimischen Lebensmitteln enthalten - und somit oft für weniger Geld zu haben. Die angeblich schlank machenden Anthocyane der Acai-Beeren etwa finde man auch in Rotkohl, Holunder oder Schwarzen Johannisbeeren, sagt Restemeyer. "Deutschland ist kein Vitaminmangelland. Wir sind nicht auf exotische Lebensmittel angewiesen, um unseren Nährstoffbedarf zu decken."
Ausnahmen sind dabei laut Graf Vitamin D und Folsäure bei Frauen mit Kinderwunsch. Diese Nährstoffe sind aber auch in den Superfoods nicht in größeren Mengen enthalten. dpa