Gourmet isst visuell

Wer Leckeres zu sehen bekommt, verspürt oft spontan Appetit - warum dies so ist, haben Münchner Forscher enträtselt. Verursacht werde der Effekt vom appetitanregenden Hormon Ghrelin, teilte das Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München mit.

Bei optischer Stimulation werde es verstärkt ausgeschüttet. Wer Bilder von leckeren Speisen sehe, gerate deshalb in Versuchung, zu essen - auch, wenn er eigentlich keinen Hunger habe. Die Studie ist im Fachblatt «Obesity» erschienen.

In Hungerphasen steigt der Ghrelin-Spiegel im Blut, nach dem Essen sinkt er ab. «Als Hauptregulator steuert Ghrelin sowohl unser Essverhalten als auch körperliche Prozesse zur Nahrungsverwertung», heißt es in der Studie. Die Forscher um Prof. Axel Steiger zeigten nun acht gesunden Männern eine Serie mit 50 Bildern von Speisen wie Wiener Schnitzel, Pizza, Eiscreme und Schokoladenkuchen und analysierten den Verlauf ihrer Blutwerte.

Obwohl die Männer zuvor gefrühstückt hatten und kaum hungrig sein konnten, meldete sich ihr Appetit - messbar über die Menge ausgeschütteten Ghrelins. Die Mengen anderer Stoffwechselhormone wie Leptin und Insulin wurden von der Bildserie nicht beeinflusst.

Das Gehirn verarbeite die optischen Reize «und ohne willentliche Kontrolle werden die körperlichen Prozesse gestartet, die unser Appetitempfinden steuern», wird Petra Schüssler, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut, zitiert. «Die allgegenwärtige Präsenz von appetitanregenden Lebensmitteln in den Medien könnte zur Gewichtszunahme in der westlichen Bevölkerung beitragen», mutmaßen die Forscher.

Sie empfehlen: «Vermeiden Sie das Betrachten von appetitlichen Speisen, sie werden sonst hungrig». dpa