Hotel Adlon kontra Waldorf Astoria in Berlin

Von Maren Martell

Zimmer mit Blick aufs Brandenburger Tor oder die Gedächtniskirche. Wenn in Berlin das erste deutsche Waldorf Astoria im Herbst endlich öffnen sollte, kämpfen zwei Luxushotels mit legendärem Namen um zahlungskräftige Gäste aus dem In- und Ausland: Das traditionsreiche Adlon am Pariser Platz in Mitte und der Ableger der berühmten New Yorker Nobelherberge im alten Westen der Stadt.

Beide Hoteldirektoren sehen das recht gelassen. Tourismusexperten warnen allerdings schon lange vor einem ruinösen Wettbewerb auf dem hart umkämpften Hotelmarkt der deutschen Hauptstadt. Die Auslastung sei zwar gut, aber die Preise wären eine Katastrophe.

Allein im absoluten Top-Segment gibt es nach Angaben des Hotelverbands IHA in Berlin schon 19 Häuser - der Druck auf die Gewinnmargen ist enorm. Gerade in solchen Märkten werden «Top-Hotels stärker um auskömmliche Durchschnittsraten kämpfen müssen», heißt es auch im aktuellen Branchenbericht des Verbandes. Dennoch boomt die Luxushotellerie weiter. Deutschlandweit werden in den nächsten Jahren 43 neue Fünf-Sterne-Häuser mit insgesamt 7 855 Zimmern errichtet oder geplant.

An der Spree sind bis 2015 acht Nobel-Projekte in der Entstehung oder Planung. In Frankfurt sind es sieben und Hamburg und München jeweils drei. Die Tourismusboomstadt Berlin steht schon jetzt im Luxussegment mit Häusern wie dem Adlon, dem Hotel de Rome oder dem Ritz-Carlton bundesweit an der Spitze. In Frankfurt gibt es nach IHA-Zahlen 14 Nobelherbergen mit 4105 Zimmern, in Hamburg sind es 13 mit 2720 Zimmern und in München elf (3180 Zimmer). Dafür ist in Berlin eine Hotelübernachtung so günstig wie in kaum einer anderen Metropole: Im Fünf-Sterne-Bereich liegt der Zimmerpreis laut Dehoga im Schnitt bei 143 Euro.

Für Hoteldirektor Oliver Eller, der das Berliner Adlon seit gut anderthalb Jahren führt, ist angesichts des scharfen Wettbewerbs vor allem der Standort entscheidend. Sein Haus am Brandenburger Tor sei schon seit gut 15 Jahren wieder auf dem Markt - nach einer fast 40-jährigen Pause infolge des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Teilung. «Ich glaube, wir haben uns in dieser Zeit einen guten, verlässlichen Namen aufgebaut.»

Das Adlon ist ein Mythos. Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Grandhotel Treffpunkt für «tout le monde» (für die ganze Welt): Charlie Chaplin, Benito Mussolini, Marlene Dietrich und Vertreter von zahlreichen Königshäusern residierten dort. Das 1907 eröffnete Haus aus Kaiserzeiten war ein Ort für Luxus und Prunk. Auch das neue Adlon mit seinen 382 Zimmern auf sechs Etagen - davon 80 Suiten - kann mit Michael Douglas, Nelson Mandela oder Michael Gorbatschow eine beachtliche Gästeliste aufweisen. Kurz nach dem Krieg 1945 waren Teile des Adlon abgebrannt, 1984 wurde der Rest gesprengt. Erst nach der Wende wurde das heutige Kempinski-Flaggschiff am alten Standort wiedererrichtet und 1997 neu eröffnet.

Der Name Waldorf Astoria steht ebenfalls für Glanz und Gloria. Auch in der New Yorker Park Avenue stiegen einst Mitglieder von Königshäusern sowie berühmte Schauspieler und Politiker ab: Die Windsors, US-Präsidenten aber auch Sowjet-Chef Nikita Chruschtschow oder Mafiaboss Lucky Luciano. Ob der Berliner Ableger an die große Geschichte in New York anknüpfen kann, muss sich zeigen.

Mit seinen 232 Zimmern und Suiten soll das Luxushotel Glamour in die Schmuddelecke am Bahnhof Zoo bringen. Das 118 Meter hohe Gebäude liegt aber auch nicht weit vom noblen Boulevard Kurfürstendamm. Im Umfeld wird noch viel gebaut: Für rund 100 Millionen wird das Bikini-Haus aufgehübscht, das Kino Zoopalast zu einem Edel-Lichtspieltheater umgewandelt.

Ursprünglich wollte die Hilton-Gruppe ihr neues Fünf-Sterne-Haus Ende vergangenen Jahres öffnen. Jetzt verschob sich der Starttermin erneut - von Frühsommer auf voraussichtlich Oktober. In Deutschland plant der Konzern demnächst ein weiteres Top-Hotel.

Hotelchef Friedrich W. Niemann sieht Prominente, Schauspieler und Politiker als künftige Zielgruppe für das Berliner Waldorf Astoria. Den Wettbewerb in der Hauptstadt betrachtet er gelassen, auch wenn hier allein in diesem Jahr rund 8000 neue Hotelbetten entstehen sollen: «Die hohe Zahl an Hotels bereiten mir keine Kopfschmerzen.»

Positiver Faktor dürfte der anhaltende Touristenboom sein: Die Stadt könnte in diesem Jahr die 24-Millionen-Marke bei den Übernachtungen knacken, prognostiziert die Tourismusagentur VisitBerlin. Bis 2020 werden sogar 30 Millionen angepeilt. Die werden aber auch dringend benötigt. Denn mit rund 121 000 Betten hat Berlin schon jetzt deutlich mehr Betten als beispielsweise der Stadtteil Manhattan in New York mit seinen gut 70 000. dpa