Hotel der Nationalmannschaft zur EM 2012 in Polen

Von Arne Richter und Klaus Bergmann

Wenn Joachim Löw im nächsten Sommer aus seiner Hotelsuite schaut, geht sein Blick auf einen kleinen, malerischen Garten. Drei Birken wiegen sich im Wind. Am anderen Ende des Gutshofes plätschert ein Bach als Begrenzung der pittoresken Luxusherberge. «Dieses Quartier gefällt uns, weil es auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist», sagte Löw über das Hotel Dwór Oliwski, in dem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in neun Monaten während der EM exklusiv wohnen wird.

Alle 70 Betten in dem reetgedeckten Komplex unweit des polnischen Ostseestrandes sind bis zum Finalwochenende reserviert. Teammanager Oliver Bierhoff kann nun die endgültigen Planungen für die zwei Trainingslager im Mai angehen.

Anfang Juni wird der DFB-Tross etwa fünf Tage vor dem ersten Gruppenspiel in dem Fünf-Sterne-Hotel vor den Toren Danzigs Einzug halten, das genaue Datum hängt noch vom Ergebnis der EM-Auslosung am 2. Dezember ab, bei der neben den Gegnern auch die Daten der drei Gruppenspiele festgelegt werden. Abgeschirmt von neugierigen Blicken, am Ende eines holprigen Waldweges können sich Mesut Özil und Co. in größtmöglicher Abgeschiedenheit vom EM-Trubel auf ihre Titelmission konzentrieren. «Wir haben ein Hotel gefunden, wo wir eine entspannte, familiäre Atmosphäre aufbauen können, wo wir exklusiv für uns sind, auch für einen längeren Zeitraum», sagte Oliver Bierhoff.

Für den DFB-Teammanager ist die frühe Buchung ein Erfolg. Der große Konkurrent Spanien konnte sich zumindest abseits des Rasens nicht durchsetzen. Neben dem Weltmeister interessierten sich auch noch die Franzosen und Schweden für den «Olivenhof». Marketing- Managerin Maja Lubománska-Palarczyk darf über die Verhandlungen mit dem DFB und die Buchungskonditionen nicht reden. Aber klar ist: Deutschland als EM-Gast ist für das Hotel das große Los. «Wir haben viele Gäste aus Deutschland», sagt sie.

Bis zu fünf Jahre lang profitiert ein Hotel davon, deutsche Turnier-Herberge zu sein, heißt es aus Verbands-Kreisen. «Es war die Freude der Menschen zu spüren, die deutsche Nationalmannschaft nach Danzig zu bringen», erzählt Bierhoff von den Verhandlungen. Die Chance zu bieten, in dem Bett zu schlafen, in dem Lahm, Podolski oder Schweinsteiger nächtigten ist ein Werbefaktor. Und im Dwór Oliwski sind Promis regelmäßig zu Gast. Popsternchen Kylie Minogue schlief dort, Rockstar Rod Stewart war schon zweimal da.

Bis zur EM wird der DFB noch einige Male zur Inspektion vorbeischauen. Vor dem Testspiel am Dienstagabend gegen Polen in Danzig besichtigte Teamkoch Holger Stromberg den in einem separaten Gebäude untergebrachten Restaurant- und Küchenbereich. Für die Titelmission wollen alle Details - auch die kulinarischen - genau geplant sein.

Für den DFB, der Hotels und Trainingsplätze in allen acht EM-Orten unter die Lupe nahm, war Danzig «Liebe auf den ersten Blick», sagt Generalsekretär Wolfgang Niersbach. Für Löw ist «eine Stadt am Meer immer etwas Besonderes» - ungeachtet des Risikos wie bei der EM 2008 Flugreisen zu allen drei Gruppenspielen in Kauf nehmen zu müssen. «Es konnte kein Thema sein, erst die Auslosung abzuwarten. Wir bekennen uns zu Danzig. Selbst wenn unsere Mannschaft dreimal in der Ukraine spielen sollte. In dem Moment sind eben drei Flugreisen zu organisieren», sagte Niersbach.

Den DFB in die Ostsee-Stadt zu lotsen war aber doch nicht einfach. Vize-Bürgermeister Andrzej Bojanowski berichtete von langen, harten Verhandlungen. Die stehen anderen Hoteliers und Lokalpolitikern wohl noch bevor. Denn für die unmittelbare EM-Vorbereitung, die wie vor den vergangenen Turnieren üblich im Süden Europas beginnen soll, sind die Planungen noch nicht endgültig abgeschlossen.

Nach dem Bundesliga-Ende ist im Mai wieder ein erstes Trainingslager mit Familienanschluss geplant. Nach Sardinien, Mallorca und Sizilien gilt diesmal Südfrankreich als Favorit für die aktive Erholungswoche. Das anschließende harte Trainingslager soll wie vor der WM 2010 im Alpenraum stattfinden. In dieser Zeit stehen zwei oder drei Testspiele an. Die Generalproben-Gegner werden auch erst nach der Auslosung ausgewählt. «Es gibt eine klare Vorgabe von Joachim Löw, artverwandte Gegner zu suchen», sagte Niersbach. dpa

dworoliwski.pl