Er entstand als gewagte Abweichung der Tradition, die die Erzeugung eines reinsortigen Sangiovese für unmöglich hielt, und trägt heute wie damals die IGT-Klassifizierung, um daran zu erinnern, wie weit der zurück gelegte Weg seit jener historischen Periode war, als die Appellation die genaue Zugabe anderer Rebsorten für die Herstellung des Chianti Classico vorschrieb.
Als Paolo de Marchi 1976 die Leitung des Anwesens seines Vaters Francesco übernahm begann eine neue Ära für Isole e Olena. Als passionierter Forscher und Anhänger der Notwendigkeit den Weinbau qualitativ und nicht quantitativ zu gestalten, startete er eine Revolution in seinen Weinbergen: Er erforschte die verschiedenen Bodentypen und begann mit einer Massen- und Klonselektion der besten Rebstöcke.
Das war auch der Beginn eines Projekts, das in wenigen Jahren zu einer Stilikone für die Rebsorte Sangiovese und das Chianti Classico werden sollte: der Cepparelo. Paolo de Marchi war fest überzeugt dass man um einen großen Wein zu erzeugen, keine internationale Rebsorten benötigt, sondern ausschließlich die besten Sangiovese-Trauben. Da die Produktionsdisziplinarien der Appellation damals Weine aus 100 % Sangiovese nicht erlaubten, wurde der Cepparello zuerst als Vino da Tavola und später als IGT-Wein gekennzeichnet. 1980 war die Geburtsstunde des Cepparello.
Die signifikanten Merkmale der Weine von Isole e Olena sind Eleganz, Komplexität und Balance. Diese zeigen sich nicht nur im Cepparello sondern auch im Chianti Classico, den Protagonist des Weinguts, der erstmals 1969 produziert wurde und seither seinen Charakter und seine Authentizität bewahrte. Ein weiterer Vorteil dieses Weins, der aus einem hohen Anteil an Sangiovese mit einer Beimischung von Canaiolo und einem Hauch Syrah vinifiziert wird, ist seine angenehme Trinkigkeit.
Beeindruckend ist auch der Chardonnay, der 1987 nach der Aufpfropfung ausgewählter französischer Chardonnay-Klone auf weiße Rebsorten erstmals erzeugt wurde. Heute sind fast 6 Hektar mit hoher Stockdichte mit Chardonnay bepflanzt. Er wird in kleinen Fässern mit einem ausgewogenen Anteil an neuem Holz vergoren und mit einem langen Kontakt auf der Gärhefe ausgebaut.
2022 verkaufte Familie De Marchi das Weingut an die unabhängige Familiengruppe EPI unter der Leitung von Christopher Descours. Direktor des Weingut ist der 42jährige Emanuele Reolon, der ein Jahr an der Seite von Paolo de Marchi gearbeitet hat und die Mission des Weinguts, Weine mit unverwechselbarer Persönlichkeit zu produzieren, weiterführen wird. Sein Ziel ist es das Potenzial des Weinguts voll zum Ausdruck zu bringen und den großen Ruf, den Isole e Olena im Laufe der Jahrzehnte aufgebaut hat, in die Zukunft zu leiten. Dazu gehört auch das Projekt der Neubepflanzung von 2 Hektar Weinbergen pro Jahr.
Der Önologe Emanuele Reolon, der eine langjährige Erfahrung als technischer Direktor in namhaften Weingütern in Italien und Rumänien gesammelt hat, stellte im Münchner EssZimmer by Käfer fünf Jahrgänge des Cepparello vor (2021, 2019, 2010, 2007, 2005) Sommeliers und Weinjournalisten vor.
Zum erlesenen Menü von Bobby Bräuer wurden der ausdrucksstarke Chardonnay 2022, der ansprechende Chianti Classico 2021, der beeindruckende Cepparello 2021 und der Vin Santo 2011, den Isole e Olena nach alter Tradition vinifiziert, gereicht.