Kapselhotels an Flughäfen

Von Andreas Sträter

In der Hektik des Münchner Flughafens finden Besucher nur selten Ruhe. Mobiltelefone klingeln, Menschen laufen hin und her. In den acht kleinen Schlafkabinen ist das alles vergessen. Die schalldichten Schlafstätten wirken wie Fremdkörper. Auf den großen internationalen Flughäfen eröffnen immer mehr Kapselhotels und kleine Schlafwaben, die Reisenden ein Nickerchen ermöglichen. In Deutschland gibt es dieses Konzept bislang nur in München. Doch der Betreiber will mit seinen Napcabs weltweit expandieren.

Die Tür zu den Schlafkabinen in München öffnet sich. Im Zentrum steht ein Bett, zwei Meter mal 80 Zentimeter. «Hier können die Gäste wieder auftanken und relaxen», sagt Jörg Pohl, Sprecher der Napcabs. Bis zu 5500 vornehmlich internationale Transitgäste haben schon in den Miniherbergen am Münchner Flughafen übernachtet. «Nur wenige Gäste kommen aus Deutschland», sagt Pohl. Tagsüber kostet die Kapsel der Ruhe 15 Euro pro Stunde, abends lässt sich für 10 Euro am Airport schlummern.

«Für die Durchreise mag so ein Kapselhotel eine gute, kostensparende Möglichkeit sein. Für die eigentliche Urlaubreise eignet sich ein Kapselhotel allerdings nicht», sagt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV) in Berlin. «Es ist aber sicher eine nette Alternative zu einem Feldbett», findet sie. Ob die Deutschen das aus dem asiatischen Kulturraum stammende Konzept annehmen würden, weiß sie nicht. Das sei letztlich auch eine Mentalitätsfrage, sagt Zeuch.

Der Hotelverband Deutschland (IHA) sieht auf dem deutschen Markt für das Konzept der Kapselhotels nur ein geringes Potenzial. «Die Bedürfnisse und Anforderungen, die europäische Gäste an eine Schlafstätte stellen, sind einfach nicht mit denen asiatischer Gäste vergleichbar», sagt Sprecher Benedikt Wolbeck.

Die Kabinen am Flughafen in München sind 1,65 Meter breit und 2,7 Meter tief. Groß ist das nicht, aber zur Entspannung reicht es allemal. Das Licht in dem fensterlosen Raum kann dabei je nach Gefühlslage in Richtung Rot oder Blau eingestellt werden. Gezahlt wird per Kreditkarte am Rezeptions-Bildschirm.

Nach dem Auschecken benachrichtigt ein Gerät automatisch den flughafeneigenen Putztrupp. Ansonsten gibt es aber kein Personal. Auch fließendes Wasser gibt es nicht. Aber die Napcabs sollen ja auch kein Luxushotel ersetzen, sagen die Betreiber. «Wir sprechen vor allem jene Fluggäste an, die einen längeren Zwischenaufenthalt in München haben», so Napcabs-Sprecher Jörg Pohl.

Vergleichbare Kapselhotels gibt es in Moskau, London, Amsterdam, Atlanta oder New York. Die ursprüngliche Idee kommt aus Japan. Etwa 100 Minihotels gibt es allein in Tokio. Kein Wunder: Tokio hat alles - nur keinen Platz. Manchmal sind die Schlafschließfächer dort nicht größer als vier Kubikmeter. «Für uns Japaner ist das kein Problem. Ich kenne so viele Menschen, die das regelmäßig machen», sagt Tomoki Kaihotsu, ein Unternehmensberater aus Tokio.

Am drittgrößten Flughafen der Welt, in London-Heathrow, können Reisende in einem besonders stylischen Kapselhotel einchecken. Das «Yotel» ist in violettes Licht getaucht. Das Minihotel am Terminal vier erinnert stark an das Interieur eines Flugzeugs. Besucher können hier Erste Klasse fliegen, ohne in die Luft zu gehen, sagt «Yotel»-Sprecherin Greta Vanhersecke.

Es ist wie schlafen im Jumbojet - auf sieben Quadratmetern. Der Besucher darf sich auf ein Alkoven-Bett, einen Fernseher, einen Internetanschluss und eine Dusche freuen. Vier Stunden Schlaf kosten in London 25 britische Pfund, umgerechnet etwa 33 Euro.

Simon Woodroffe, der Firmengründer von «Yotel», wollte das japanische Schlafkonzept in der westlichen Welt etablieren, erklärt die «Yotel»-Sprecherin. Und er hat es geschafft, indem er den Flugzeug-Komfort auf den Boden geholt hat. Die Inneneinrichtung kommt von der gleichen Firma, die für Fluggesellschaften Langstreckenflieger einrichtet. dpa

napcabs.net