Der Klimawandel vergrößert die Wetterrisiken auch für Winzer. Weil sie mit häufigeren Schäden durch späte Fröste nach einem frühen Austrieb, durch Hagel oder Dürre rechnen, fordern sie Unterstützung aus der Politik. Es müsse ein Risikomanagement mit einer Mehrgefahrenversicherung geben, sagte der Präsident des Winzerverbandes Württemberg, Hermann Hohl.
Das Problem sei die Finanzierung von Versicherungen. «Die Landwirtschaft und der Weinbau wollen nicht ständig, wenn mal ein größerer Schaden auftritt, als Bittsteller auftreten.» Man sei bereit, einen eigenen Beitrag über Prämienzahlungen zu leisten. Länder und Bund sollten etwas dazugeben, schlug Hohl vor. Schon seit längerer Zeit fordern Landwirte, in guten Jahren eine steuerfreie Rücklage für schwierige Zeiten bilden zu können. Diesen Wunsch hätten auch die württembergischen Winzer, sagte der Präsident.
Unterstützung kommt vom Badischen Weinbauverband. Geschäftsführer Peter Wohlfahrth verwies auf Gespräche mit der EU und die Absicht des Landes, sich an Versicherungspolicen beteiligen zu wollen. Das hätte für beide Seiten Vorteile. Winzer müssten nach einem Schaden nicht mehr als Bittsteller auftreten und das Land könnte mit einem festen Betrag rechnen. Es bleibe dann den einzelnen Winzern überlassen, ob sie ihr Risiko absichern wollten, sagte er.
Nach Überzeugung von Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) erfordert der Klimawandel ein einzelbetriebliches Risikomanagement. Dazu gehörten eine steuerliche Risikoausgleichsrücklage, die eine Rücklagenbildung erleichtere, und die staatliche Unterstützung von Mehrgefahrenversicherungen, auch durch den Bund. Außerdem sollten Fördermöglichkeiten für Maßnahmen wie Bewässerung verbessert werden. Ein weiteres Ziel sie die Senkung der Versicherungssteuer auch für die Risiken Trockenheit und Hochwasser, teilte Hauk mit.
Verbandspräsident Hohl verwies auf die Kälteperiode Anfang des Monats. Ähnlich wie 2017, als nach einem späten Frühlings-Nachtfrost die Ernte weitgehend ausgefallen war, folgte jetzt auf einen frühen Austrieb noch Frost. Diesmal allerdings gerade noch ohne größere Schäden. «Da werden wir künftig große Probleme bekommen.» Der Klimawandel sei in den Reben voll angekommen.
Um Frost- und Dürreschaden zu vermeiden, könnten die Winzer Beregnungsanlagen installieren. Allerdings bräuchten sie dabei Hilfen von Land, Bund und EU. «Das wird erheblich teurer, weil wir da mit Pufferbecken arbeiten müssen, wir bekommen keinen Zugang zum Grundwasser.» Es gehe um Millioneninvestitionen, die die Weinwirtschaft alleine nicht stemmen könne.
Eine Anpassung an trockenere Sommer kann nach Hohls Angaben auch die Wahl anderer Unterlagsrebsorten sein. Unterlagsreben bilden Wurzeln und Stock der Weinreben, sie sind resistent gegen die Reblaus. Auf diese werden Rebsorten wie Trollinger oder Riesling aufgepfropft.
Außerdem müsse künftig stärker darauf geachtet werden, wo welche Rebsorte angebaut werde. Für den Riesling kommen nach Hohls Angaben nur noch die höchsten und damit kühleren Lagen in Württemberg in Frage. Sonnenliebende Sorten wie Burgunder seien für die tieferen Lagen geeignet. Auch der Trollinger liebe Wärme. dpa