Kochen mit dem Handy Rezepte-Apps erobern die Küche

Von Andrej Sokolow

Die schlechte Nachricht für Schnäppchenjäger schon einmal vorab: Die meisten Koch-Apps für Smartphones und Tablets kosten Geld. Allerdings sind selbst die teuersten immer noch günstiger als die meisten Kochbücher. Und sie haben einen großen Vorteil: Die Rezeptesammlung kann immer dabei sein. Etwa, wenn man im Supermarkt nach einer zündenden Idee fürs Abendessen sucht.

Oder unterwegs das Menü für den nächsten Besuch zusammenstellen will. Die Einkaufslisten hat man dann auch gleich parat und kann sie direkt am Bildschirm abhaken. Da erscheinen die Preise zwischen 79 Cent und mehreren Euro vielen Nutzern akzeptabel.

Die App der Community «Kochmeister» (iOS, 1,59 EUR) verspricht den Zugriff auf mehr als 60 000 Rezepte von Hobby-Köchen. Wie auch andere Web-Communities bietet sie als entscheidenden Vorteil eine Orientierungshilfe - die Bewertungen der Nutzer, die das Rezept schon ausprobiert haben.

Die Lieblingsgerichte können als Favoriten gespeichert werden, per Klick wird eine berührungsempfindliche Einkaufsliste erstellt. Eine kostenlose Lite-Variante von «Kochmeister» kann man in einer Testphase zunächst voll nutzen, danach werden nur die ersten fünf Treffer angezeigt, bis zum Upgrade auf eine Vollversion.

Die Koch-Gemeinschaft Allrecipes.de setzt mit ihrem kostenlosen Angebot aufs Stöbern. Herzstück der App «Dinner Spinner» (iOS) sind drei Drehregler, bei denen man die Art des Gerichts (Suppe, Hauptgericht, Dessert etc.), die Hauptzutaten und die angepeilte Kochzeit auswählen kann. Angezeigt wird dann eine Liste der passenden Rezepte, ebenfalls von Nutzern erstellt und getestet.

Die deutsche Version des «Dinner Spinners» ist kostenlos, auf Englisch gibt es für 2,39 Euro eine «Pro»-Variante mit mehr Funktionen. Sowohl für iOS als auch für Android-Geräte gibt es eine App mit dem schlichten Namen «Rezepte» (2,39 Euro), die Kochanleitungen aus dem «Rezeptewiki» aufbereitet.

Hinter kostenlosen Rezepte-Apps, die nicht die Erweiterung einer Web-Plattform sind, stehen oft einzelne Handelsunternehmen oder Lebensmittel-Hersteller. So gibt es etwa das digitale Kochbuch «Das gute Essen» vom Metro-Konzern. Die Einkaufslisten sind dann auf das Sortiment der hauseigenen Supermarkt-Kette Real abgestimmt, zudem muss man sich online anmelden, um sie zu erstellen.

Ganz kostenlos bleibt es aber auch bei der Metro nicht: Die Gratis-App enthält nur 50 Rezepte, für alle 500 Kochanleitungen aus dem gleichnamigen Buch soll es bald eine kostenpflichtige Variante geben. Aus der Lebensmittelindustrie gibt es Apps etwa von Pfanni (natürlich mit Klößchen oder Nocken) oder von Philadelphia mit Frischkäse-Ideen von Torte bis zum Kartoffelauflauf.

Ansonsten ähnelt die Landschaft der kulinarischen Apps den Kochbuch-Regalen: Bekannte Namen von Fernsehköchen sollen die Kunden ansprechen. Der britische Jungstar Jamie Oliver war einer der ersten, der sich mit einem Extra-Angebot an Smartphone-Nutzer wandte.

Anfänglich kostete die App mehrere Euro. Inzwischen ist das Modell flexibler: Die Grund-App gibt es kostenlos, dafür muss man für die einzelnen Mini-Kochbücher bezahlen, aktuell 1,59 Euro. Auch bekannte Gesichter aus deutschen Kochsendungen - zum Beispiel Cornelia Poletto (iOS, 0,79 Euro) oder Alfons Schuhbeck - haben eigene Mobil-Angebote für Hobbyköche. Dahinter steckt auch ein cleveres Geschäftsmodell: So kann man direkt aus Schuhbecks App (iOS, 1,59 Euro) seltene Gewürze im Online-Shop des Sternekochs bestellen.

Ein weiterer Vorteil der digitalen Bücher ist die Möglichkeit, mitten in die Rezepte nicht nur Bilder, sondern auch Videoanleitungen einzubinden. Hier sind Tablet-Computer wie Apples iPad mit ihren größeren Bildschirmen klar im Vorteil. Allerdings können für Tablets angepasste Apps wie zum Beispiel «Kochen!» mit ausführlichen Bildgalerien locker mehr als zehn Euro kosten.

Und dann bleibt da noch die Frage, ob man wirklich das Risiko eingehen will, das mehrere hundert Euro teure Gerät mit Fett oder Teig zu bekleckern. Für Mutige jedenfalls gibt es auch Hilfen: Einige Apps blättern um, wenn man auf die Tischplatte klopft, und die neue US-Rezeptesammlung iCookbook soll sich komplett mit Sprachbefehlen steuern lassen. dpa