Am 27. Februar war ein ganz besonderer Abend für mich. Von der Zeitschrift Falstaff wurde ich in der Kategorie Winzer / Winzerin des Jahres nominiert. Das erste Mal hat mich mein Bauchgefühl getäuscht, denn ich war mir sicher, dass ich es NICHT werde. Die männliche Konkurrenz war einfach zu stark. Mit diesem sicheren Gefühl bin ich in das wunderschöne Schloss Hugenpoet nach Essen gefahren. Eine meiner ältesten Freundinnen, Christine, hat mich begleitet und sie versuchte, mich mit ihrem felsenfesten Optimismus anzustecken.
Die offene Weinverkostung begann und immer näher rückte die Preisverleihung. Der wunderbare Michael Noack wurde zum Sommelier des Jahres gekürt und der junge Tobias Knewitz zum Newcomer des Jahres. Auch ein Rheinhesse, also war klar, dass ich chancenlos bin.
Und dann kam der bekannte Fernsehjournalist Heiner Bremer auf die Bühne, um seine Laudatio auf den Winzer des Jahres zu halten. Ich hörte gespannt zu und versuchte herauszuhören, ob die Laudatio auf Nik Weis oder Klaus Zimmerling zugeschnitten war. Aber ich hörte Zitate, die auf mich zutrafen. Heiner Bremer sagte dann, dass die Überraschung wahrscheinlich sehr gelungen sei, denn er glaubt, dass die Gewinnerin es nicht erwartet.
Dem war so und ich habe mich wirklich riesig gefreut. Zum einen freut mich, dass ich ausgewählt wurde und zum anderen freut mich, dass der Markt den Preis vergeben hat. Insgesamt 70 Händler, Gastronomen, Sommeliers und Journalisten haben gewählt und ihren Stimmzettel einem Notar zugesandt.
WIR SIND WINZERIN DES JAHRES. Und das ist mir ganz, ganz wichtig, denn die Auszeichnung gehört auch ganz viel meinem Mann H.O., der die Weine und Stilistik seit 2004 komplett umgekrempelt hat, meinen großartigen Eltern und unserem tollen Mitarbeitern.
Daher hat mein Schwiegervater sich kurzerhand entschlossen, die Wildschweinkeulen doch nicht herzugeben, sondern seinen Holzofen mal wieder in Betrieb zu nehmen. Das musste doch gefeiert werden.
Ich glaube, dass dieses Mal die Photos für sich sprechen und ich nicht zu sehr ins Detail bei den Rezepten gehen muss. Das Rotkraut habe ich nach einem tollen Rezept von Johann Lafer gekocht. Rotkohl mit Essig, Apfelmus, Honig, Rotwein, Zimt, Nelken, Lorbeer, Wacholder und Pfeffer über Nacht ziehen lassen und am nächsten Tag kochen.
Das Wildschwein-Fleisch haben wir vier Tage mariniert und im heißen Holzofen (natürlich mit Rebknorzen beheizt) gegart. Da der Ofen so lange seine Hitze hält, war noch Zeit, um ein wunderbares Nussbrot zu backen und Flammkuchen zum Aperitif. Da wir so viele Leute waren, habe ich zwei Varianten an Kartoffeln gemacht. Einen Backofenkartoffelsalat mit Pesto, der sich toll vorbereiten lässt und klassische Rosmarinkartoffeln.
Und weil wir Sonntag den ersten Frühlingstag verbringen konnten, durfte als Nachtisch ein Erdbeertiramisu nicht fehlen.
Jedenfalls ging es sehr spät ins Bett. Ich habe in einer kleinen Rede meinen Emotionen freien Lauf gelassen und H.O. hat in seiner unverwechselbaren Art tiefgründig, aber mit viel Humor uns alle zu bester Laune gebracht.
Grüße aus Hohen-Sülzen
Eure Carolin Spanier
Zu Teil 5: Gegrillte Hirschsteaks