Kolumne Knigge-Alarm Tafelsilber

Als Kind hatte ich jedesmal Ärger mit meinen Großeltern, weil ich mein Frühsücksei bei ihnen nicht essen mochte. Es schmeckte mir einfach nicht. Heute weiß ich, warum: Bei meinen Großeltern gab es am Sonntag (auch zum Ei) Silberbesteck. Offensichtlich war ihnen nicht bekannt, dass man Eier nicht mit silbernen Löffeln essen sollte.

In der gehobenen Gastronomie und dabei vor allem in traditionsreichen Häusern findet man noch häufig Silberbesteck. Die Eleganz des hochwertigen Materials macht aus dem Tisch erst eine Tafel. Bei festlichen Banketten und Empfängen ist eigentlich kein Edelstahlbesteck denkbar.

Man unterscheidet verschiedene Qualitäten: Das sogenannte Hotelsilber ist versilbert. Die geprägte Zahl auf jedem Besteckteil gibt an, wieviel Gramm Silber für ein 24-teiliges Besteckset verwendet wurden. Es gibt Bestecke mit 80er, 90er und 100er Auflage und mehr. Beim Sterlingsilber hingegen sagt der Stempel (800 oder 925) etwas über den Silberanteil aus: 925er Sterling-Silber besteht pro 1000 Gramm aus 925 Gramm Silber und 75 Gramm Kupfer. Da Silber ein relativ weiches Metall ist, mischt man Kupfer zur Härtung unter.

Der Nachteil von Silber ist, dass es oxidiert, also schwarz anläuft, wenn es selten benutzt wird. Bei täglichem Gebrauch ist das zwar weniger ein Problem; dennoch reagiert Silber mit schwefelhaltigen Nahrungsmitteln zu Silbersulfid. Das bedeutet, dass man zum Beispiel Eier oder Spargel nicht mit Silberbesteck essen sollte.

Der Vorteil ist der besondere Glanz des edlen Materials. Um ihn zu erhalten sollten Servicekräfte, die Festtafeln eindecken, unbedingt Handschuhe tragen.

Wer also das Glück hat, ein Tafelsilber zu besitzen, sollte es ruhig öfters mal benutzen - nur eben nicht zum Ei, da ist der einfache Plastiklöffel besser, wenn man nicht gerade einen Perlmuttlöffel zur Hand hat.

Babette Gott, Dipl. Betriebswirtin
Trainerin für Business-Etikette (IHK)
Vorstandsmitglied der
Deutschen Knigge-Gesellschaft
www.kniggealarm.de