Kräuterspirale im Gartenparadies

Von Simone Augustin

Wer Kräuter liebt, möchte sie am liebsten selbst im Garten anbauen. Eine Möglichkeit dafür bietet die Kräuterspirale, auf der Kräuter mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen Platz finden. Ob mediterrane oder eher feuchtigkeitsliebende Arten, die gewundene Form der Spirale macht diese Kombination möglich.

«Sie bietet einen enormen Platzvorteil gegenüber normalen Beeten und wird mit unterschiedlichen Substraten befüllt», erläutert Renate Hudak, Diplomgartenbauingenieurin und Fachbuchautorin aus Augsburg, die Vorteile der Kräuterspirale. So können nicht nur mehr Pflanzen auf einer Fläche kultiviert, sondern auch unterschiedliche Ansprüche erfüllt werden. Auch für kleinere Gärten eignet sich deshalb eine Kräuterspirale.

Sie wird in vier verschiedene Zonen unterteilt: Im oberen Bereich der gewundenen Schnecke wachsen mediterrane Pflanzen. Dann geht sie in die sogenannte normale Zone, feuchte Zone und schließlich in die Wasserzone am Fuß der Spirale über. «Grundsätzlich gilt: Je größer eine Kräuterspirale ist, desto schöner ist sie», sagt Hudak. Es sollte mindestens eine Fläche von 2,5 mal 2,5 Metern zur Verfügung stehen. Ist sie zu klein, können sich die Kräuter nicht optimal entfalten.

Die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen ist ein passender Standort. Laut Joachim Röschenbleck, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Botanischen Garten in Münster, macht es nicht in jedem Fall Sinn, eine Kräuterspirale zu bauen. Nur geschützte und sonnige Standorte im Garten können den unterschiedlichen Pflanzen gerecht werden. «Auf exponierten Flächen werden im Winter gerade die halbstrauchigen, mediterranen Kräuter wie Rosmarin und Lavendel kaltem Wind und Barfrösten ausgesetzt und gehen schneller ein.»

Dann müsse man entweder für guten Frostschutz sorgen oder in Kauf nehmen, dass im Frühjahr einige Pflanzen ersetzt werden müssen. «Ansonsten kann man Rosmarin auch von der Kräuterspirale nehmen und ihn frostfrei im Haus überwintern», ergänzt Renate Hudak.

Die Spirale kann entweder aus Mauersteinen in Mörtelbauweise oder aus unbehauenen Natursteinen in Trockenbauweise, also ohne Mörtel, geformt werden. «Dabei sollte immer auf eine leichte Neigung der Wände nach Innen geachtet werden, damit sich in den Fugen und Ritzen Pflanzen ansiedeln und Kleintiere verstecken können», sagt Hudak. Sie rät, mit Hilfe von Sägemehl den optimalen Grundriss auf dem Boden vorzuzeichnen und dann mit Steinen nachzubauen.

Beim Bau mit Natursteinen wird laut der Fachbuchautorin abwechselnd eine Lage Steine schneckenförmig ausgelegt, dann werden die Innenräume mit Erde beziehungsweise sonstigem Füllmaterial aufgefüllt. Schrittweise werden die Schichten nun erhöht, bis man in der Mitte etwa eine Höhe von 80 Zentimetern erreicht. Gerade für die hochragenden Bereiche in der Mitte eignen sich zerbrochene Steine als Füllmaterial und Drainage.

Die Pflanzen der mediterranen Zone benötigen ein leichtes Substrat. «Das kann mit Sand und feinem Kies vermischte Gartenerde sein. Wichtig ist, dass sie sehr wasserdurchlässig sowie eher mager und trocken ist», erklärt Hudak. Hier wachsen neben Rosmarin, Lavendel und Thymian auch Salbei und Currykraut, die alle die in den Steinen gespeicherte Wärme lieben.

Im Anschluss an den mediterranen Bereich befindet sich die normale Zone, die Basilikum, Koriander, Kamille und Kapuzinerkresse beherbergen kann. Renate Hudak empfiehlt hierfür fertige Kräutererde, die meist leicht gedüngt ist. Dieser Bereich sollte möglichst im Halbschatten liegen, weshalb es wichtig ist, beim Bau auf die richtige Ausrichtung der Kräuterspirale zu achten.

Je weiter man der Schnecke nach unten folgt, desto weniger Sand sollte das Substrat enthalten und desto humoser, feuchter und nährstoffreicher sollte die Erde werden. «Hier kann man Kompost mit der Erde vermischen», rät die Gartenexpertin. Im humosen, feuchten Bereich wachsen Schnittlauch, Petersilie und Kerbel. In der Wasserzone, die aus einem Kübel oder einer mit Folie ausgelegten Vertiefung bestehen kann, fühlen sich Brunnenkresse und Wasserminze sehr wohl.

«Durch die Blüte verändert sich das Aroma der Kräuter», erläutert Joachim Röschenbleck. «Bärlauch etwa wird geschmacklich stärker, und die feine Note geht verloren.» Er rät deshalb, die Kräuter schon vor der Blüte zu ernten. Bei Rosmarin mache das allerdings kaum einen Unterschied, denn sein Aroma sei immer kräftig.

Auch das Wie der Ernte ist entscheidend: Will man Basilikum ernten, so empfiehlt Röschenbleck, jeweils einen ganzen Trieb um sechs bis acht Blätter bis zum nächsten Blattknoten zurückzuschneiden. Die Pflanze treibt dann an dieser Stelle wieder neue Blätter aus, da hier Nährstoffe gespeichert sind. «Keinesfalls sollten Blätter einfach einzeln abgezupft werden.» So könne die Pflanze sich nicht weiterentwickeln. dpa

Ein Standort für die Kräuterspirale

«Schön ist es, wenn die Kräuterspirale in die Gestaltung des Gartens integriert wird», sagt Renate Hudak, Diplomgartenbauingenieurin aus Augsburg. Ein Platz neben einem Staudenbeet oder einem schönen Sitzplatz sei ideal. Mitten auf den Rasen gesetzt wirke die Kräuterspirale dagegen eher wie ein störendes Fremdobjekt. Das sollte vermieden werden. (Renate Hudak: Kräuter. Schritt für Schritt zum eigenen Gartenparadies, Gräfe und Unzer Verlag, 6,95 Euro)