Fünfzehn Filme über Essen und Umwelt laufen im Kino des Martin-Gropius-Baus. Nach den Filmen um 19.30 Uhr servieren die Spitzenköchin Sonja Frühsammer und die Sterneköche Michael Kempf, Christian Lohse, Marco Müller aus Berlin sowie Andoni Luis Aduriz aus dem Baskenland im Spiegelzeltrestaurant Gropius Mirror jeweils ein Menü, das von den Filmen inspiriert ist.
______________________________________________________
"Essen ist Vertrauenssache", erläutert Dieter Kosslick das diesjährige Motto. "Der Verbraucher sollte sich nicht nur nach Bio-Siegeln und klein gedruckten Etiketten richten, sondern vor allem seinem Geschmacksinn vertrauen. Erfahrene Köche können schmecken, ob Lebensmittel aus industrieller Massenproduktion stammen, ob Bindemittel, Geschmacksverstärker oder andere Zusatzstoffe verwendet wurden. Geschmack ist eine Sache der Erfahrung, die man auch im Kulinarischen Kino der Berlinale machen kann".
"Vor den kulinarischen Genüssen präsentieren wir wieder aktuelle filmische Feinkost, in der Nahrung und Geschmack aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden", beschreibt Kurator Thomas Struck das Programm. Den Auftakt macht Comme un chef (The Chef, Foto) von Daniel Cohen, eine französische Komödie, die so locker und lecker ist, wie die Brioches, die Chefkoch Lagarde (Jean Reno) für seine Tochter zubereitet, um den Familienfrieden und außerdem die französische Haute Cuisine vor der Molekularküche zu retten. Sonja Frühsammer wird nach dem Film ein Menü servieren.
Dieses Jahr gibt es auffällig viele Premieren im Kulinarischen Kino. Nach fünf Jahren hat sich das Programm etabliert:
In Mugaritz B.S.O. von Juantxo Sardon übersetzt der Musiker Felipe Ugarte die kulinarisch und visuell delikaten Gerichte des baskischen Starkochs Andoni Luis Aduriz aus San Sebastián in Musik. Musiker und Koch zeigen, wie überall auf der Welt die Zutaten eines Gerichts und die Musik in einer Konstellation aus Landschaft und Tradition entstehen. Andoni Luis Aduriz wird extra nach Berlin anreisen und das Menü zu seinem Film vorbereiten.
Entre les Bras (Step Up to the Plate) von Paul Lacoste dokumentiert den spannenden Generationswechsel in dem französischen 3-Sterne Restaurant Bras aus Laguiole, Aubrac. Der Vater Michel Bras glaubt, dass der Weg nach oben leichter ist, als der Kampf, um an der Spitze zu bleiben. Michael Kempf hat die delikate Aufgabe, nach dieser Dokumentation ein französisch inspiriertes Menü zu kreieren.
Im Dokumentarfilm Last Call at the Oasis von Oscar-Preisträgerin Jessica Yu kämpfen Experten und unerschrockene Aktivisten, wie die reale Erin Brockovich, gegen den lokalen und globalen Missbrauch des Wassers. Die Filmemacher und Experten diskutieren überraschende Lösungen, um den Mangel an Trinkwasser zu beheben. Ein Vorschlag besteht darin, Abwasser zu recyclen. Christian Lohse wird anschließend ein Menü kochen.
Ein Spitzenkoch der vegetarischen Küche muss in TSAO Jui-Yuans Spielfilm Joyful Reunion sein Restaurant aufgeben, weil er das Gedächtnis verliert. Mit einem Gericht aus seiner Jugend kehrt die Erinnerung zurück und er erkennt seine erste Liebe wieder. Marco Müller, vom Magazin Der Feinschmecker zum Koch des Jahres gekürt, überträgt das Melodrama auf sein Menü.
In den Spätvorstellungen um 22:00 Uhr stehen soziale und ökologische Themen im Mittelpunkt. In Das Rohe und das Gekochte (The Raw and the Cooked) dokumentiert Monika Treut das erwachende green movement in Taiwan. Canned Dreams porträtiert auf einer bildgewaltigen Reise um die Welt die Schicksale einfacher Arbeiter, die an der Herstellung einer Dose Ravioli beteiligt sind. Lupe el de la Vaca (Lupe of the Cow) zeigt mexikanische Kleinbauern, die mit Witz und Musik ihr hartes Leben meistern. In dem koreanischen Gangsterfilm Hindsight verliebt sich ein Bandenboss bei einem Kochkurs in seine Mitstudentin. Alexa Karolinski zeigt in Oma & Bella wie ihre Oma und deren Freundin in Charlottenburg jüdische Traditionen pflegen.
Begleitend zum Programm werden Kurzfilme präsentiert: Should The Wife Confess? (Bernardo Camisao), Asparragos (Laura Zuallaert), Lepokoa (Safy Nebbou) und Pokot Ash Yoghurt (Francesco Amato, Stefano Scarafia).
Beim Youth Food Cinema am 17.2. um 9:30 Uhr wird die Bedeutung von Traditionen in der Familie thematisiert. Der mexikanische Film Canela (Cinnamon) von Jordi Mariscal erzählt die Geschichte eines Mädchens, ihrer Großmutter und der Liebe beider zur Küche. Anschließend bereitet der Koch der mexikanischen Botschaft Armando Hernández mit SchülerInnen ein mexikanisches Menü vor, denn wie die Großmutter Tere im Film sagt "Gut zu kochen ist keine Frage des Alters, sondern des Talents."
Zur TeaTime um 17:00 Uhr finden im Spiegelzeltrestaurant Gropius Mirror Lesungen, Diskussionen und Tastings statt. Am 14.2. präsentiert Michael Hoffmann sein neues Kochbuch für Blinde und Sehende Trust in Taste. Im Anschluss serviert er Fingerfood mit Gerichten aus dem Buch (in deutscher Sprache, Eintritt 10 Euro).
Am 15.2. findet die Diskussion The Real Erin Brockovich mit der Umwelt-Aktivistin Erin Brockovich statt. Sie wird über ihre aktuellen Erfahrungen im Kampf für eine saubere Umwelt sprechen (in englischer Sprache, Teilnahme nur mit Anmeldung unter kulinarisches.kino(at)berlinale.de). 25 Millionen Menschen sahen Steven Soderberghs Film Erin Brokovich - Eine wahre Geschichte mit Julia Roberts in der Titelrolle.
Der Vorverkauf für das Kulinarische Kino beginnt am 6. Februar 2012 um 10 Uhr an den Zentralen Vorverkaufsstellen in den Arkaden am Potsdamer Platz, im Kino International und im Haus der Berliner Festspiele sowie online unter www.berlinale.de und an allen an das Eventim-Netz angeschlossenen Theaterkassen.
Die Preise bleiben so wie im letzten Jahr: 59 Euro für die Vorstellungen um 19.30 Uhr (Film inkl. Essen, Wein, Saft und Wasser) und 8 Euro für die Vorstellungen um 22 Uhr (nur Film).
Das Foto oben zeigt eine Szene aus dem Film Comme un chef (The Chef), Frankreich, Von Daniel Cohen, Mit Jean Reno, Michaël Youn, Raphaëlle Agogué, Julien Boisselier, Salomé Stevenin, Serge Larivière, Issa Doumbia, Bun Hay Mean - Internationale Premiere, Foto: Gaumont/Nicolas Schul