Kunst in München Vorsicht Dackel!

Der Dackel gehört zu München, wie der Bär zu Berlin und der Löwe zu Venedig. Er wurde das Maskottchen für die Olympischen Spiele 1972 weil er für den Charakter der Münchner steht: treu aber nicht erziehbar. Viele Prominente hatten oder haben einen Dackel, wie Pablo Picasso, Romy Schneider, seine königliche Hoheit Herzog Franz von Bayern, Gustl Bayerhammer und Kabarettistin Luise Kinseher, die eine Dackel-Laudatio bei der Eröffnung hielt.

Die Liebe zu dieser dickschädeligen Hunderasse hat in München eine lange Tradition. Als 1845 zum ersten Mal die humoristische Zeitung "Fliegende Blätter" erscheint, erkannte man rasch, dass der Dackel als Bildmotiv besonders gut ankommt. Der von Natur aus clownesk anmutende Dackel eignet sich nämlich bestens für zeichnerische Kommentare politischer und kultureller Ereignisse. Der Karikaturist August Roeseler (1866 - 1934) hat für die "Fliegenden Blättern" hunderte von Dackel gezeichnet und ihn zur Leitfigur politischer Satire erhoben.

Am 1. Juli 1928 beschloss der Stadtrat von München die Hundesteuer drastisch zu erhöhen und verordnete zudem dass alle Hunde einen Maulkorb tragen müssen und nicht mehr mit der Trambahn fahren dürfen. Daraufhin versammeln sich 6000 Münchner auf der Theresienwiese und marschierten, begleitet von einer Blaskapelle, Richtung Rathaus. Auf einem Wagen hatten sie einen übergroßen Maulkorb aufgebaut und darin einen Dackel platziert. Ihr Marsch vor das Rathaus hatte Erfolg und aus dieser Geschichte entstand zwei Jahre später das Theaterstück "Der Sturm in Wasserglas", von Bruno Frank , in dem Therese Giese und später Liesl Karlstadt in den Münchner Kammerspielen die betroffene Frau Vogel spielten, die ihre Hundesteuer für ihren Dackel nicht mehr zahlen konnte.

Dackel haben sofort erkannt, dass ständiges Markieren der eigenen Grenzen zu Engstirnigkeit und Intoleranz führt. Deshalb agieren Dackel prinzipiell transnational. Dackelwelpen werden europaweit vermittelt, Zuchtrüden international getauscht - nationale Grenzen existieren für Dackel nicht. Aufgrund ihres hervorragenden Geruchssinns - der Mensch besitzt 5 Millionen Riechzellen, der Dackel 125 Millionen - bewegen sie sich in ihrem eigenen Netzwerk der Düfte. In Frankreich treffen sie ihre Verwandten "les teckels" in Italien "i cani basotti" in England "the sausage dogs". Lediglich das Fressen erfordert die Bereitschaft neue Geschmacksnoten entdecken zu wollen. Sie revidieren aber schnell ihre urkonservative Haltung "was der Dackel nicht kennt, das frisst er nicht" wenn sie einmal auf dem Place d´Aligre in Paris entlang getrottet sind. Die feinen Düfte die ihnen in die Nase steigen lassen sie sogar ihre geliebte Münchner Weißwurst vergessen. Schnell bildet sich ein europagewandter Dackel heraus, der in Italien "trippa" in Spanien "Sobrasada" und in Frankreich "Rillettes de canard" zu genießen weiß. Aus dem Münchner Burschi wird so eine internationaler Feinschmecker.

Dennoch, am allerliebsten mag der Dackel eine Weißwurst, er ist allerdings auch zufrieden wenn für ihn nur die Haut abfällt. Am liebsten genießt er diese Köstlichkeit mit seinem Herrchen oder Frauchen am Stammtisch oder noch lieber im Biergarten unter einem schattigen Kastanienbaum.

Da die Protagonisten nicht in die Ausstellung in das Valentins-Musäum im Isartor-Turm dürfen, wird am 17. März um 14 Uhr eine Dackelzug vom Deutschen Museum zum Musäum im Isartor stattfinden, angeführt von einem "Trojanischen Dackel" auf einem Wagen. Alle Dackelbesitzer sind herzlich eingeladen.

"Vorsicht ! Dackel" ist eine Ausstellung die Freude macht, auch wenn man keinen Dackel besitzt. Vorsicht ! Dackel ist noch bis 21. Mai im Münchner Valentins-Musäum zu sehen. Die von Dr. Helmut Bauer kuratierte Ausstellung zeigt 150 Exponate: Karikaturen, Fotos und Gegenstände, wie den Olympia-Dackel. Der wirklich schöne und interessante Katalog kostet 16 Euro. www.valentin-musaeum.de

Eure Monika Kellermann