Kurhaus Wiesbaden Im Restaurant Käfer's wird aufgeräumt

Von Katia Rathsfeld

In den Kellern des Wiesbadener Kurhauses bietet sich ein Bild der Verwüstung: Massive Feuerschutztüren wurden bei der Überflutung am vergangenen Freitag aufgebogen, ein Weinkeller mit edlen Tropfen ist zerstört. An den Wänden ist noch gut zu erkennen, bis wohin das Wasser in den unterirdischen Gängen und Räumen stand.

Nun tragen Männer in weißen Overalls schubkarrenweise Müll hinaus und stapeln ihn hinter dem Prachtbau, der 1907 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht wurde. Wo normalerweise Spaziergänger flanieren, liegen meterhoch verschlammte Stoffbahnen, Konzertstühle und unbrauchbar gewordene Möbel.

«Ich war noch nie so hilflos wie am vergangenen Freitag», erzählt Kurhaus-Geschäftsführer Markus Ebel-Waldmann. Er musste mitansehen, wie nach einem Sommergewitter mit Starkregen der Rambach im Kurpark «zum reißenden Strom» wurde. Auch von anderen Seiten her kam das Wasser und bahnte sich seinen Weg in die Keller. Viele Menschen vor Ort hätten erst nicht geglaubt, dass es so dramatisch werden würde, sagt Ebel-Waldmann.

Dazu gehörte auch der Musiker Bobby McFerrin, der in seiner unterirdischen Garderobe saß. Kurhaus, Spielbank und das Restaurant Käfer's wurden evakuiert.

Heute ist McFerrins Garderobe nur mit Überwindung zu betreten: Ein Spiegel am Eingang ist zerborsten, die Wände sind braun vom Schlamm, und es stinkt. Einige Türen weiter steht ein Steinway-Flügel, den das Kurhaus für 150 000 Euro angeschafft hat und der nun schrottreif ist. Neben der bis zu 1,70 Meter hoch überschwemmten Keller-Etage mit Garderobe, Instrumenten, Schaltkästen und Lüftungsanlagen hat das Kurhaus auch Tiefkeller, die acht Meter unter der Erde liegen und komplett überflutet wurden. Hier hat Käfer's seinen Weinkeller, der nach dem Abpumpen des Wassers einem Schlachtfeld gleicht.

Durch die Wassermassen standen auch Transformatoren unter Wasser und das Kurhaus wurde komplett vom Strom getrennt, mittlerweile steht die Versorgung wieder zu 60 Prozent. Auch eine 60 000 Euro teure neue Telefon- und die Brandmeldeanlage wurden zerstört. Seit Anfang der Woche hat das Kurhaus teilweise wieder funktionierende Telefonleitungen. Auch der Betrieb in der Spielbank und im Restaurant läuft wieder.

Wie hoch die Schäden insgesamt sind, kann Ebel-Waldmann noch nicht sagen. Als ein Unwetter das Kurhaus im Jahr 1999 unter Wasser setzte, wurde der Schaden auf zwei Millionen D-Mark geschätzt. Dieses Mal liege er höher, auch wenn repräsentative Räume des Kurhauses wie der Friedrich-von-Thiersch-Saal oder der Muschelsaal von den Wassermassen wohl verschont blieben. Mit der Versicherung gebe es bereits Gespräche, und sie komme voraussichtlich komplett für die Schäden auf, sagt Ebel-Waldmann.

Im August soll das Kurhaus dann wieder für Veranstaltungen öffnen. «Wir gehen davon aus, dass wir dann mit Einschränkungen wieder am Markt sind», betont der Geschäftsführer. Bis dahin wird es keine Konzerte geben - auch nicht sechs geplante Aufführungen des Rheingau Musik Festivals. Sie mussten kurzfristig ins Staatstheater Wiesbaden und nach Mainz in die Rheingold- und Phönixhalle verlegt werden, berichtet eine Sprecherin.

Kartenhinhaber würden nun per E-Mail, telefonisch oder per Brief über die Änderung informiert. Besucher, die trotzdem zum Kurhaus kommen, sollen mit Shuttle-Bussen nach Mainz gebracht werden. dpa