Die Coronavirus-Pandemie beschert dem Tourismus schwere Zeiten. Darauf reagiert auch eine der bekanntesten Reiseführermarken der Welt. Anstatt für das Jahr 2021 zehn beste Städte, Länder und Regionen in seinem Buch «Best in Travel» zu präsentieren, will der «Lonely Planet» jetzt lieber online 30 Orte, Menschen und Gruppen würdigen, die die Reisebranche verändern.
Bei der globalen Kampagne «Lonely Planets Best in Travel 2021» sind auch Menschen aus Deutschland vertreten. Zum einen ist es der Berliner Hesham Moadamani, der Stadttouren über Migrationsgeschichte anbietet, und zum anderen Karl Krause, der mit seinem Lebensgefährten Daan Colijn von Amsterdam aus einen LGBTIQ-Reiseblog betreibt.
Der aus Syrien geflohene Moadamani bietet in Berlin Touren (Refugee Voices Tours) an, bei denen es um die Geschichte und Geschichten der Migration geht. Das deutsch-holländische Paar Krause/Colijn beleuchtet in seinem Blog «Couple of Men» die Welt für lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, intersexuelle und queere Reisende.
«Reisen im Jahr 2021 und danach wird mehr von Rücksichtnahme geprägt sein als jemals zuvor», sagt Lonely-Planet-Hauptgeschäftsführer Luis Cabrera. Wenn Reisende wieder vorsichtig mit der Welt in Kontakt treten, konzentrierten sie sich nun wohl auf Aktivitäten, die für sie und Gastgeber sicher und positiv seien. Deshalb wolle man Ziele und Personen hervorheben, die es ermöglichten, regenerativ zu reisen. Es gehe darum, zu zeigen, «wie sich der Tourismus verantwortungsbewusst regenerieren kann, sobald wir die Pandemie überwunden haben».
So wird zum Beispiel als «beste Städtereise» in Sachen Nachhaltigkeit das schwedische Göteborg empfohlen, weil die Stadt messbare Maßnahmen ergriffen habe, «um bis 2030 unabhängig von fossilen Brennstoffen zu sein». «Bestes Feinschmeckerziel» sei Griechenland: «Mit seinen Märkten für Bioprodukte und dem Fischfang auf den Inseln ist das Land unbeabsichtigt einer der Orte mit der nachhaltigsten Ernährung weltweit.» «Bester Wanderweg» sei das 395-Kilometer-Wegenetz Dante-Straßen (Le Vie di Dante) in Italien. Als «bestes Mehrgenerationenziel» wird die Kanarische Insel El Hierro verkündet: «Dieses entlegene, entschleunigte Juwel Spaniens ist eine umweltbewusste Zufluchtsstätte für Reisende jeden Alters.»
«Lonely Planet» kürte in den letzten Jahren 15 mal jeweils zehn «beste» Städte, Länder und Regionen. «Best in Travel» gehörte jährlich zu einer Vielzahl redaktioneller Listen, die angesagte Ziele küren. Im Reisebuch «Lonely Planets Best in Travel 2020» war noch ohne Corona-Kenntnis Salzburg als Top-Reisestadt verkündet worden, vor allem wegen des 100. Jubiläums der Festspiele. Bonn lag auf Rang fünf wegen Beethovens 250. Geburtstag. Für 2019 war Deutschland wegen des Bauhausjubiläums auf dem zweiten Platz bei den Ländern gelandet.
«Lonely Planet» lädt Leserinnen und Leser auf seiner Best-in-Travel-Website auch dazu ein, Nominierungen für ihre Lieblingsmenschen und Lieblingsorte hinzuzufügen, die die Zukunft des Reisens prägen. Die Abstimmung ist seit Dienstag möglich. Gewinner der «Readers' Choice Awards» sollen im Januar bekanntgegeben werden. dpa
- Die prämierten Projekte können kostenlos mit der englischsprachigen Lonely Planet Guides App erkundet werden.
- Die vollständige Liste von «Lonely Planet Best in Travel 2021» lautet:
- NACHHALTIGKEIT
- ● Beste Städtereise: Göteborg (Schweden) hat eine Reihe Maßnahmen ergriffen, um bis 2030 unabhängig von fossilen Brennstoffen zu sein.
- ● Beste Inseln: Palau, Pazifischer Ozean. Schutzmaßnahmen haben den Archipel zu einem Vorreiter in Sachen Umweltverträglichkeit gemacht.
- ● Beste Unterkunft: Grootberg Lodge (Etendeka-Plateau), Namibia. Eine Lodge, die hilft, Löwen und Spitzmaulnashörner zu retten.
- ● Beste Radroute: Virginia Mountain Bike Trail, USA. Ein fast 800 Kilometer langer Trail über die Blue Ridge Mountains.
- ● Bestes Feinschmecker-Reiseziel: Griechenland. Mit Bio-Märkten und verträglichem Fischfang Ort mit der nachhaltigsten Ernährung.
- ● Beste Zugreise: Rocky Mountaineer, Kanada. Der Slow-Travel-Pionier hat seine CO2-Emissionen und Recycling an Bord reduziert.
- ● Bestes aufstrebendes Reiseziel: Antigua und Barbuda. Opfer des Klimawandels fallen mit Verbot von Einwegplastik und Styropor auf.
- ● Bestes Artenschutzprogramm: Ruanda. Ein Gorillaschutzprogramm rettete den fast ausgestorbenen wilden Berggorilla.
- ● Bester Wanderweg: Le Vie di Dante, Italien (Dante-Straßen). Ein grandioses 395-Kilometer-Wegenetz.
- ● Beste Geschichtenerzählerin: Soraya Abdel-Hadi. «Soraya.earth» und die Social-Media-Channels verbinden Reisen und Naturschutz.
- GESELLSCHAFT
- ● Bestes Tourangebot: Invisible Cities. Britischer Veranstalter für Stadtführungen, bei denen Obdachlose Tourguide sind.
- ● Bestes Rekultivierungsprogramm: Australien. Nach der Buschfeuer-Saison gemeinschaftliche Rekultivierungsbemühungen.
- ● Bestes Tourismusprojekt: Burren EcoTourism Network. Das Netzwerk hat über 70 Betriebe vereint, um nachhaltigen Tourismus zu stärken.
- ● Beste Unterkunft: Kasachstan. Dorfbewohner werden für die Aufnahme von Gästen geschult, um eine Unterkunft in ihrem Zuhause anzubieten.
- ● Bestes Eintauchen: Färöer-Inseln. Die eng vernetzte Gemeinschaft bietet einen sympathischen, heimatverbundenen Tourismus.
- ● Beste Revitalisierung: Medellín, Kolumbien. Ein Wandel von der gefährlichsten zur wohl innovativsten Stadt der Welt.
- ● Bestes Trekking: Tesfa Tours, Äthiopien. Einheimische leiten Wanderungen zu tollen Landschaften und Unterkünften in Gastfamilien.
- ● Bester Geschichtenerzähler: Hesham Moadamani; Tourguide in Berlin (Refugee Voices Tours) verbindet deutsche und syrische Historie.
- ● Bestes Kleinunternehmen: Footprint Café Siem Reap, Kambodscha. Ein Unternehmen, das Khmer-Küche mit Coworking verbindet.
- ● Beste Expat-Geschichtenerzählerin: Georgette Jupe (Girl in Florence) bietet in ihrem Blog mit Kunst-Fokus Florenz-Wissen.
- VIELFALT
- ● Beste wenig erforschte Geschichte: Gullah Islands, USA. Die Abgeschiedenheit der Inseln erhielt ein afrikanisches Kulturerbe.
- ● Beste kulturelle Vielfalt: San Diego, Kalifornien. Die Stadt am Strand ist Künstlerparadies und Hotspot vieler Communitys.
- ● Bestes gastfreundliches Reiseziel: Amman, Jordanien. Ursprünge in levantinischen und beduinischen Traditionen.
- ● Beste aufstrebende Stimme: Gabby Beckford. Gründerin des Young Travellers Network und Mitbegründerin der Black Travel Alliance.
- ● Bestes barrierefreies Reiseziel: Costa Rica. Gesetze zur Barrierefreiheit haben gute Folgen für Rollstuhlfahrende.
- ● Bestes Mehrgenerationenziel: El Hierro (Kanarische Inseln/Spanien) als entlegenes Juwel und umweltbewusste Zufluchtsstätte für alle.
- ● Beste indigene Küche: Restaurant Hiakai, Wellington, Neuseeland. Die Māorisamoanische Köchin Monique Fiso bietet Spitzengastronomie.
- ● Beste Stimme der Inklusion: Jeff Jenkins. Der Blog The Chubby Diaries bietet praktische Informationen für Reisende mit Übergrößen.
- ● Bester barrierefreier Reiseveranstalter: Wheel the World, Kalifornien. Ein Reiseunternehmen für Menschen mit Behinderungen.
- ● Beste LGBTQ+-Stimme: A Couple of Men. Die Amsterdamer Blogger geben Einblicke in LGBTIQ-freundliche Ziele und inspirieren Reisende.