Auf dem virtuellen Marktplatz von McDonald's erinnert nichts an fettige Pommes und kalorienreiche Burger. Auch bei anderen Fastfood-Ketten wirbeln Salatblätter fröhlich durch die Luft, suggerieren Möhren und prallrote Tomaten Frische und Gesundheit. «Innovationen wie die McWraps und der Veggieburger kommen bei den Deutschen hervorragend an», berichtet McDonald's-Deutschlandchef Bane Knezevic bei der Vorlage der Jahreszahlen.
Der Wachstumshunger des Riesen ist noch nicht gestillt: 2011 sei ein Umsatzplus von fünf Prozent möglich. Dabei stehe dieses Jahr ganz im Zeichen neuer Produkte. Das Geschäft mit dem schnellen Essen floriert, die gesamte Branche ist in Bewegung. Neue Konzepte locken experimentierfreudige Großstädter in immer kuscheliger werdende Tempel der Außer-Haus-Massenverpflegung.
Suppen- und Salatbars, Bagel-Shops, Sushi-Läden und moderne «Managerkantinen» mit Lounge-Bereich und offenen Showküchen wie das Vapiano, MoschMosch, Cha Chà oder Coa schießen wie Pilze aus dem Asphalt der Städte. «Sie stehen für eine neue Entwicklung - dem Fast Casual, eine Kombination aus der Effizienz von Fastfood und dem erweiterten kulinarischen Spektrum und dem höherwertigen Ambiente von Casual Dining, also frisch, schnell und schön,» erläutert Gretel Weiß, Herausgeberin vom Branchenmagazin «Food-Service».
Die Branche versucht den Wechsel vom Fast Food zum Fine Food. Auch der Pionier der Schnellrestaurants in Deutschland, die Brathähnchen-Kette Wienerwald, will mit modernem Design und Frischeprodukten neu durchstarten. Zunehmend wandeln sich auch Bäckereien wie Kamps und Co zu trendigen Vollversorgern. «Sie werden von reinen Backshops mit Snackecke zu kleinen Gastronomiewelten, die ihre Kunden auch mit warmen Speisen zu jeder Tageszeit versorgen wollen», sagt Valerie Holsboer, Hauptgeschäftsführerin vom Bundesverband der Systemgastronomie (BdS). «Ein riesiges Thema», bestätigt Stefanie Heckel vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga).
Fastfood-Ketten basteln schon seit einigen Jahren am grünen Image. Mehr oder weniger glaubwürdig, meinen Kritiker. Systemgastronomie und Bio schlössen sich eigentlich aus, weil die meisten Produkte das ganze Jahr angeboten werden müssen - egal, was wann und wo gerade wächst. Gretel Weiß urteilt milder: «Die Anbieter haben schwer an ihren Rezepturen gearbeitet. Viele Produkte werden inzwischen auch nicht mehr kreuz und quer durch die Welt gekarrt.»
McDonalds konnte besonders mit seinen McCafés punkten. Sie liegen voll im Trend zur Wohnzimmeratmosphäre in Schnellrestaurants. Mit großem Abstand folgt die Nummer zwei der Branche, Burger King, mit bundesweit knapp 700 Restaurants. Es folgen die Catering-Gesellschaft der Lufthansa LSG, die Autobahnraststätten Tank&Rast, Nordsee und Subway.
Die 100 größten Betriebe der Gastronomie verschlingen einen immer größeren Teil der Umsatzmahlzeit. 2009 erwirtschaftete die Branche in Deutschland insgesamt 33,1 Milliarden Euro, ein Rückgang von nominal 5,2 Prozent. Die Top 100 der Branche behaupteten sich gegen den Trend und legten um 1,1 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro zu.
Schon jetzt machen die Größten der Branche nach Angaben von «Food-Service» etwa 55 Prozent ihres Umsatzes mit Fastfood-Produkten, Tendenz steigend. Genaue Zahlen für 2010 wollen der BdS und «Food-Service» Mitte März vorlegen. dpa