Von Alexandra Bülow
Vor dem Jahreswechsel standen Plätzchen, Gans und Glühwein auf dem Tisch, danach wurde der Kälte mit deftiger Kost und Schokolade getrotzt. Doch dann kommt der Moment, in dem es zu viel ist. «Irgendwann muss es raus», findet Simone Jacobius. Die Berlinerin setzt seit sieben Jahren auf eine bewährte Methode, um innerlich aufzuräumen: Sie fastet.
Traditionell beginnt die Fastenzeit nach dem Aschermittwoch (in diesem Jahr am 5. März) und dauert bis zum Osterfest. Fasten bedeutet generell, eine Zeit lang auf bestimmte Nahrungsmittel zu verzichten, etwa Alkohol oder Fleisch. Man kann aber auch individuell bereits jetzt beginnen - um sich zum Start in den Frühling frischer und gesünder zu fühlen.
Die Methode nach Buchinger - benannt nach ihrem Erfinder Dr. Otto Buchinger - geht weiter: Nach einer gründlichen Darmreinigung wird fünf bis zehn Tage nichts gegessen, nur getrunken und leichter Sport getrieben. «Wer das erste Mal fastet, sollte sich einer Gruppe mit ärztlich geprüftem Fastenleiter anschließen», rät Andrea Chiappa von der Deutschen Fastenakademie in Oberursel.
Wer nicht auf das Essen verzichten, dennoch entsäuern und entgiften möchte, kann die Schrothkur in einer Kureinrichtungen wählen. Namensgeber Johann Schroth entwickelte sein Naturheilverfahren vor über 180 Jahren, um die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen.
Die Kost besteht aus Getreidebreien mit Pflaumen oder Aprikosen sowie gedünstetem Gemüse. Täglich stehen Schwitzkuren mit feuchten Wickeln auf dem Programm, die die Ausscheidung anregen sollen. Außerdem wird an bestimmten Tagen getrunken, an anderen nicht: An den Trockentagen soll ein Sog aus dem Zwischengewebe in das Blut entstehen und die Substanzen dann an den Trinktagen ausgeschieden werden. Erlaubt ist neben Tee und Wasser sogar Wein in moderaten Mengen. Abgerundet wird die Kur mit Bewegung an den Trinktagen, um den Stoffwechsel anzuregen.
Neue Kraft für den Darm soll die F.-X.-Mayr-Kur schenken, benannt nach ihrem Erfinder Franz-Xaver Mayr. «Sie ist im Grunde eine Darmsanierung und soll das Magen-Darm-System entlasten», erklärt Chiappa. Der Darm wird jeden Tag mit Glaubersalz durchgeputzt. Das Trinken von Wasser und Tees sowie spezielle Bauchmassagen unterstützen das Ausscheiden.
Besonderen Wert legt die Kur auf das richtige Kauen. So isst der Teilnehmer morgens und mittags alte Semmeln, speichelt Bissen für Bissen ein, kaut, schlürft etwas Milch dazu, durchkaut den Brei weiter und schluckt ihn herunter. So wird gutes Kauen statt üblichem Schlingen geschult - damit wird die Nahrung schon im Mund vorverdaut, der Magen-Darm-Trakt geschont, entlastet und das Sättigungsgefühl bewusst gemacht. «Für Menschen mit empfindlichen Magen ist diese Kur gut geeignet», erklärt Günther Gunzelmann, Fastenarzt und 1. Vorsitzender des Berufsverbandes Fasten und Ernährung in Stuttgart.
Für welche Methode man sich auch entscheidet, das Geheimnis ist eine gute Vorbereitung. «Ich plane langfristig, wann ich faste», sagt Jacobius. «Wenn viele Einladungen anstehen oder ich viel arbeiten muss, würde es nicht funktionieren.» Zwei Tage vor Fastenbeginn sollte nur noch leichte Kost wie gedünstetes Gemüse und kein Fleisch und Alkohol auf dem Speiseplan stehen.
Ein Ritual macht bei jeder Fastenmethode wenig Spaß: Der Darm muss gereinigt und entleert werden. Mit Hilfe von Glaubersalz werden die Innereien binnen drei bis vier Stunden befreit. Das ist besonders bei der Methode nach Buchinger am ersten Tag wichtig. «Ein Einlauf würde nur den Dickdarm leeren», erklärt Gunzelmann. Es muss aber der gesamte Darm leergeräumt werden, sonst beginnen die Überbleibsel im Dünndarm zu faulen und zu gären.
Da gerade der Fastenbeginn eine Umstellung für den Körper bedeutet, die oft mit Müdigkeit einhergeht, sollten Fastende sich in den ersten zwei Tagen Ruhe gönnen und am besten am Wochenende beginnen. Ab dem dritten Tag fühlen sich die meisten tatkräftig, dann sollte jeden Tag mindestens eine Stunde Bewegung auf dem Programm stehen. So bleiben die Muskeln aktiv und der Kreislauf stabil. «Ausdauersportarten wie Wandern, Schwimmen, Radfahren oder leichtes Laufen sind ideal», rät Chiappa. «Dabei sollte man jedoch nicht an seine Leistungsgrenze gehen.»
Zweieinhalb Liter Wasser und dünne Tees gehören täglich zum Fastenplan, dazu einmal am Tag Gemüsebrühe ohne das Gemüse. So soll der Körper die abgebauten Giftstoffe los werden. «Bei der Verstoffwechselung fallen stets Endprodukte an, die der Körper nicht abbauen kann und einlagert», erklärt Gunzelmann. Diese werden beim Fasten freigesetzt und ausgeschieden.
Fasten kann jeder Mensch, der gesund ist und keine verschreibungspflichtigen Medikamente nehmen muss. Für Menschen mit Diabetes, Bluthochdruck oder metabolischem Syndrom ist Heilfasten - ärztlich geleitetes Fasten - laut Gunzelmann der Königsweg zur Gesundheit. «Die Blutwerte verbessern sich deutlich.»
Auch über das Fasten hinaus kann man einiges in den Alltag mitnehmen: täglich ausreichend trinken und sich regelmäßig bewegen. «Ich achte mehr auf meine Ernährung», stellt Jacobius fest. Das kann sie dann ja im nächsten Dezember wieder etwas lockerer sehen. dpa