Neulich im Restaurant Mondo Pazzo in Berlin

Von Thomas Siering

Reservierung am letzten Samstag für 9 Personen um 20 Uhr unter meinem Namen. Die Vorhut bestehend aus meiner Frau, unserem Sohn und dessen Freund (letztere beide 11 Jahre alt), betritt das Restaurant Mondo Pazzo.

Nach Blick auf die Kinder unterzog sich der Patron noch der Mühe, im Reservierungsbuch nachzuschauen, konnte jedoch angeblich keinen Eintrag unter meinem Namen finden.

"Gehen Sie doch zu Adnan, gleich gegenüber, sicher ist dort reserviert worden." Nach Insistieren meiner Frau lässt die Erklärung nicht lange auf sich warten: "Wir bedienen jetzt hier ohnehin keine Kinder. Kommen Sie doch im Sommer wieder!"

Bei meinem Erscheinen - und dem meiner Freunde - nur wenige Minuten später war die Leseschwäche überraschend beseitigt, der unter meinem Namen gebuchte Tisch steht wie selbstverständlich zur Verfügung.

Warum er meine Frau und die beiden Kinder rausgeworfen habe, will ich, sichtlich verärgert, vom Patron wissen? Er wiederholt die Geschichte mit den Kindern. Ich soll ihn nicht falsch verstehen, er sei schließlich kinderfreundlich, habe selbst drei Kinder.

Nachdem andere Gäste der Auseinandersetzung teilhaftig wurden, versucht er einzulenken. "Na gut, holen Sie doch Ihre Familie, ich mache eine Ausnahme."

Meine Familie sitzt inzwischen, bornierten Gehabes überdrüssig und auch nicht rückkehrwillig, schräg gegenüber in der - übrigens vorzüglichen - Sushibar Sake, Schlüter Str. 33, wohin ich mich dann auch begab.

Da kommt die Frage auf, welche Gäste welcher Größe oder welcher couleur im Mondo Pazzo denn noch so unerwünscht sind - ein weites Feld. Interessant jedenfalls ist die Selbstdarstellung des Restaurants, das in den Tiefen des Netzes mit Kinderfreundlichkeit wirbt. Frei nach dem Motto: Wir schicken die Kids zu Adnan, dann sind sie glücklich und wir auch.

Der Patron vergaß nicht, mich auf die 12jährige Erfolgsgeschichte des Restaurants hinzuweisen. Ausgrenzung als Erfolgsrezept?

Wir kommen jedenfalls nicht zurück - in keinem Sommer - selbst wenn die Erfolgsgeschichte des Ladens noch weitere zwölf Jahre andauern sollte.