Odessa Kunst, Kultur und Kulinarik

Zugegebenerweise gilt die Ukraine gilt nicht gerade als bekannte Urlaubsdestination. Das ist schade, denn Gäste erwartet nicht nur eine immens große Gastfreundschaft in einem unwahrscheinlich vielfältigen Land, sondern auch ein sehr ausgewogenes Preis-Leistungsverhältnis. Zudem lohnt sich auch der Blick auf so manche Wein- und Speisekarte, denn dort gibt es viel zu entdecken.

Eines der Highlights im größtem Land Europas ist Odessa. Die „Perle am Schwarzen Meer“ gilt auch als Hauptstadt eines schrägen Humors, der am 1. April mit einem eigenen Festival zelebriert wird. Um das zu verstehen, sollte man jedoch Kenntnisse der russischen und ukrainischen Sprache mitbringen. Und wenn man schon beim Thema ist: Man sollte die Ukraine nie mit Russland vermischen. Das wäre der gleiche Faux-pas wie wenn man Deutschland und Österreich in einen Topf werfen würde. Immerhin feierte die Ukraine im August 2021 den 30. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit.

Odessa ist eine junge Stadt – gerade mal so alt wie Washington DC. In Jahren ausgedrückt, sind es genau 226. Der Grund, warum aus der viel älteren Festung mit der Siedlung nie eine Stadt wurde, hat indirekt mit dem Wein zu tun. Dieser war nämlich um mehr als die Hälfte billiger als sauberes Trinkwasser. Zuvor hatten fünf Ausbrüche der Pest das Leben hier ziemlich erschwert. In anderen Worten ausgedrückt: die Umgebung war karg, trocken und es fehlte zudem an Baumaterial. Als Katherina die Große die Errichtung der Stadt beauftragte, wurden Grundstücke billig hergegeben, allerdings war daran die Bedingung an die neuen Eigentümer geknüpft, Bäume pflanzen zu müssen. Das Problem der fehlenden Baustoffe wurde insofern gelöst, als man begann, den porösen Sandstein unter der neuen Siedlung abzubauen. So entstand ein riesiges Netz an unterirdischen Gängen, die heute als „Katakomben“ zu den Top-Sehenswürdigkeiten zählen.

Odessa präsentiert sich heute als internationaler Schmelztiegel mit reicher Kunst- und Kulturgeschichte. Überall stehen Denkmäler, die auf die Söhne und Töchter der Metropole hinweisen – auch wenn manche hier „nur“ ein paar Jahre lebten. Die breiten Avenues sind von Alleebäumen gesäumt, die reichlich Schatten spenden. Auf der zur Fußgängerzone erhobenen Deribasovskaya-Straße kommt, besonders abends, mediterranes Flair auf: unzählige Lokale laden zum Verweilen ein und Gaukler und Artisten stellen ihr Können unter Beweis. Im Herzen der Straße befindet sich der Stadtgarten mit dem berühmten Denkmal zum Roman „Der 12. Stuhl“. Am bronzenen Sessel, der hier steht, nehmen Gäste wie auch Einheimische Platz und posieren für einen Schnappschuss.

Ein weiteres Highlight der Stadt ist das Opernhaus. Das prachtvolle Gebäude, das von den Wienern Ferdinand Fellner und Hermann Helmer gebaut und 1887 eröffnet wurde, gilt nicht nur als Wahrzeichen, sondern auch als schöpferisches Meisterwerk der beiden Architekten, die rund 50 Theater in Ost- und Mitteleuropa konzipiert haben. Elegant ist auch die Umgebung des Opernhauses – vor allem Richtung Fußgängerzone zum Primorskyi Boulevard. Die 30 Meter über dem Schwarzen Meer liegende, schattenspendenden Allee ist ein idealer Platz zum Flanieren. Der Weg führt vorbei am legendären Londonskaya-Hotel und weiter zur Potemkischen Treppe. Wie Reiseleiter gerne zu sagen pflegen, gibt es kaum ein anderes Bauwerk in Odessa, das so sehr im kollektiven Bewusstsein der Besucher steht, wie die wahrscheinlich „berühmtesten Stufen“ der Welt. Die 142 m breite Treppe, die vom italienischen Architekten Franz Boffo zwischen 1837 und 1841 errichtet wurde, gilt wegen seiner Perspektive als Meisterwerk. Ihren Ruhm verdankt die Verbindung zwischen Hafen und Altstadt allerdings dem Sergey-Eisenstein-Stummfilm „Panzerkreuzer Potemkin“ (1925). In der Schlüsselszene verüben die Zaren-Truppen auf der Treppe ein Gemetzel an den friedlichen Bürgern Odessas.

Die großzügig angelegten Plätze mit den Statuen und Denkmälern – egal ob jener von Katharina der Großen, oder dem ersten Gouverneur der Stadt, dem Duc de Richelieu – vermitteln eine Eleganz wie man sie sonst nur von Paris oder Wien kennt. Zunehmend werden jetzt Gebäude restauriert und liebevoll revitalisiert. Dass man hier so unmittelbar am Meer ist, wird einem auch dann bewusst, wenn man sich die neuen. Strandhotels an der Küste ansieht – oder aber auch, wenn man sich der Kulinarik dieser außergewöhnlichen Stadt widmet.

Odessas Kulinarik als „Amalgam der Kulturen“

Odessas multiethische Vergangenheit mit den unterschiedlichsten kulinarischen Einflüssen und seine Lage am Schwarzen Meer, finden natürlich auch in der lokalen Gastro-Szene ihren Niederschlag. Up-to-date sind bei der Jugend derzeit Pubs und andere Trink-Lokale. Wer gerne heimische Spezialitäten kosten will, sollte dem Restaurant „Sonkina Malina“ einen Besuch abstatten. Ganz abgesehen von der urigen Dekoration von Sowjet-Uniformen bis hin zu Damenunterwäsche, herrscht hier vor allem abends volles Programm. Wenn es hier Live-Konzerte gibt, dann ist die Hütte zum Bersten voll. Geboten werden neben diversen Fischgerichten aus dem Schwarzen Meer auch Schashlik (gegrilltes Fleisch) und die typischen, mit geräuchertem Sulunguni Käse gefüllten Fladenbrote.

Wer neben den kulinarischen Genüssen auch noch erstklassige Aussicht genießen will, sollte im Restaurant Oblaka („Wolke“) vorbeischauen. Wenn man beim Mittagstisch sitzt, merkt man, dass dies auch ein hipper Treffpunkt für junge Business-People ist. Trotz der umfangreichen Internationalen Speisekarte, fehlen auch ukrainische Spezialitäten nicht. Ganz besonders großartig waren die Vareniki (Ukrainische Antwort auf Ravioli) und die köstlichen, kleinen gebackenen Fischchen, die hier Tsatsa genannt werden.

Ein ideales Lokal um sich mit der Küche des Landes vertraut zu machen, ist das Selbstbedienungslokal „Puzata Khata“. Diese Restaurants gibt es in vielen Städten der Ukraine. Die Filiale in Odessa befindet sich im 6. Stock einer Shopping Mall und bietet neben günstigen ukrainischen Gerichten zudem auch noch einen tollen Ausblick auf das Schwarze Meer.

Erstklassiger lokaler Wein

Für große Überraschung sorgte der Wein, der in den trockenen Böden im ukrainischen Teil Bessarabiens angebaut wird. Dazu lohnt sich ein Besuch im Ethno-Dorf Frumushika-Nova -rund 100 km vor den Toren Odessas. Der Unternehmer Alexander Palariev hat in Mitten der bessarabischen Steppe seinen Lebenstraum verwirklicht und neben einer Schafzucht, einem Weinkeller auch noch ein Ethno-Feriendorf errichtet. Hier kann man in feiner Umgebung das genießen, was diese Kulturlandschaft den Menschen seit Jahrhunderten liefert. Das ist nicht nur ein kulinarisches Erlebnis, sondern sorgt auch für bis dato unbekannte Hochgenüsse in Sachen Weinkultur: die großen Sensationen waren die Weißweine „Suholimanske“, „Citronniy Magaracha“ sowie der einzigartige „Muscat Ottonel“, der in der Region zu ungeahnter Reife heranwächst. Erwähnenswert auch der vollmundige Rote „Odeskiy Cheerniy“. Selbstverständlich kommen alle Produkte aus der Umgebung - von den verschiedenen luftgetrockneten Schinken bis hin zum Käse. Die kleinen Bungalows sind ideal für ein paar Nächte der vollen Entspannung. Wenn der Eigentümer vor Ort ist, steht er für diverse Fragen jederzeit zur Verfügung. Rund um die Ferienanlage wurden Häuser der verschiedenen Ethno-Dörfer Bessarabiens originalgetreu nachgebaut. Dass Frumushika-Nova etwas weit abgelegen von der Hauptstraße und nur auf unbefestigten Wegen erreichbar ist, tut dem keinen Abbruch. „Wer uns finden will, findet uns auch“, meint Palariev. Wem es an der nötigen Zeit fehlt, kann die erstklassigen Weine auch in Odessa verkosten.

Adressen und Informationen:

Hoteltipp: Hotel Londonskaya, Prymorskyi Blvd, 11. (in unmittelbarer Nähe zur Potemkinschen Treppe). Neben erstklassigen Suiten, die nach den Berühmtheiten benannt sind, die hier nächtigten, gibt es auch preiswerte, deutlich kleinere Zimmer. Auch wenn der Lack da und dort ein bisschen ab ist, lohnt sich der Aufenthalt alleine schon wegen der Lage https://londonskaya-hotel.com.ua/en/

 

Restauranttipps:

Restaurant Oblaka („Clouds“) , Yekateriniskaya St 27/1, Odessa. Tel: +380 98 453 0404

https://www.facebook.com/oblakarestoran

 

Restaurant Sonkina Malina, Mala Arnauts'ka St, 109, Odessa. Tel: +380 68 855 5109

https://tomato.ua/en/odessa/restaurants/sonkina-malina

 

Puzata Khata, Deribasovskaya 21, Odessa. Tel: +380 48 780 1760 

 

 

Erstklassige Stadtrundfahrten in Deutsch und Englisch - mit offenen E-Bussen - bieten Citytours https://citytours.org.ua/en/

 

Odessa Katakomben: https://catacombs.od.ua/en

Tour Guide http://www.odessaguide.net

 

Ethno-Dorf und Weingut Frumushika-Nova https://frumushika.com/