Die Oetker-Gruppe hat erstmals in der 120-jährigen Unternehmensgeschichte die Umsatzmarke von 10 Milliarden Euro übersprungen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 5,9 Prozent. Das Ergebnis des Geschäftsjahres 2011 sei zufriedenstellend, sagte Konzernchef Richard Oetker bei der Vorstellung der Jahresbilanz am Dienstag in Bielefeld. Zu Gewinnen und Verlusten sagt Oetker traditionell nichts.
Auch auf eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr verzichtete der Unternehmer. Er sei da traditionell vorsichtig, aber: «Natürlich, wir werden wachsen, im Umsatz und im Ergebnis. Um wie viel, das werden wir erst am Jahresende wissen.»
Größte Sparte war erneut die Schifffahrt, mit der das Familienunternehmen fast jeden zweiten Euro seines Umsatzes erzielte. Damit hat die Reederei Hamburg Süd den größten Einfluss auf das Geschäft. 2009 hatte ein Umsatzeinbruch der Reederei von 28 Prozent die Gruppe nach unten gezogen, 2010 war ein Zuwachs um knapp 39 Prozent Hauptgrund für das glänzende Ergebnis der Gruppe. 2011 bremsten Überkapazitäten und steigende Treibstoffkosten das Wachstum, es blieb ein Plus von 7,3 Prozent beim Umsatz.
Oetker will das Gewicht der Schifffahrtssparte im Konzern nicht verringern. Vielmehr werde versucht, die Kosten zu verringern, etwa durch neue und größere Schiffe, die für niedrigere Geschwindigkeiten ausgelegt sind und so Treibstoff sparen. Damit ließen sich rechnerisch die Kosten pro Container um rund 40 Prozent reduzieren, sagte der Chef der Hamburg Süd, Ottmar Gast.
Nahrungsmittel trugen mit 2,3 Milliarden Euro knapp ein Viertel zum Umsatz der Gruppe bei. Auch hier hätten oft steigende Rohstoffpreise nicht immer an den Markt weitergegeben werden können. Die Rabattschlachten des Einzelhandels sehe er «nicht mit Begeisterung», unterstrich Oetker. «Damit wird ein gutes Produkt abgewertet. Das ist tendenziell eine Wertvernichtung.»
Weitere Geschäftsbereiche sind die Radeberger Gruppe, Marktführer in Deutschland bei Bier (Umsatz 1,81 Milliarden Euro, plus 10,8 Prozent), Sekt, Wein und Spirituosen aus der Henkell & Co Gruppe (671 Millionen Euro, plus 4,2 Prozent) sowie Chemie und Hotels (438 Millionen Euro, plus 2,1 Prozent) und die Lampe Bank mit einer leicht gesunkenen Bilanzsumme von 3,05 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,14 Milliarden Euro).
Insgesamt investierte die Gruppe im letzten Jahr 762 Millionen Euro (plus 27,7 Prozent), vor allem in neue Schiffe (479 Millionen Euro. Zu investieren und Verbindlichkeiten abzubauen sei eine logische Konsequenz aus den äußerst niedrigen Zinsen, sagte Finanzchef Ernst Schröder. In diesem Jahr sollen wiederum etwa 700 Millionen Euro investiert werden. Die Zahl der Mitarbeiter stieg um 2,5 Prozent auf 26 228. Davon arbeiten fast 11 500 in der Nahrungsmittelsparte, knapp 4500 in der Schifffahrt. dpa
Die Oetker-Gruppe: Dicke Pötte, Pizza, Pudding, Bier und Sekt
Fast die Hälfte ihres Umsatzes macht die Oetker Gruppe mit den dicken Pötten der Reederei Hamburg Süd. Knapp 4,8 Milliarden Euro Umsatz (plus 7 Prozent) erzielte dieser Geschäftszweig 2011. Die Nahrungsmittelsparte kam auf mehr als 2,3 Milliarden Euro Umsatz, knapp zwei Milliarden Euro erzielte allein die Dachgesellschaft Dr. Oetker mit dem Verkauf von Pizza, Pudding und Backmischungen. Das Bankhaus Lampe kam auf eine Bilanzsumme von gut 3,0 Milliarden Euro.
Die Radeberger Gruppe, Branchenprimus auf dem deutschen Biermarkt (Radeberger, Jever, Schöfferhofer, die Brau-Limonade Bionade und Selters), kam auf etwa 1,8 Milliarden Euro Umsatz. Die Sektkellerei Henkell (unter anderem Metternich, Henkell und Wodka Gorbatschow) erzielte einen Umsatz von 671 Millionen Euro. Außerdem gehören Luxushotels und eine Chemiefabrik zum Konzern. Oetker hält zudem eine 25,8-Prozent-Beteiligung am Douglas-Konzern (Parfümerien, Thalia-Buchkette, Juwelier Christ, Mode und Süßwaren).
Was die Familie Oetker mit all den kleinen und großen Unternehmen - unterm Strich mehr als 404 an der Zahl - tatsächlich verdient hat, legt sie nicht offen.