Preussen-Wasser für Berliner Restaurants

Von Gudrun Janicke

Der spätere Preußenkönig Friedrich II. (1712-1786) residierte im Schloss Rheinsberg einige Jahre als Kronprinz. Seit 2007 gibt es in der Parkanlage eine Attraktion der etwas anderen Art: 80 Kilometer nördlich von Berlin sprudelt die kleinste Mineralwasserquelle Brandenburgs. Der Mittelständler Rheinsberger Preussenquelle füllt das Wasser ab - allerdings in sicherer Entfernung von dem unter Denkmalschutz stehenden Areal.

Bundesweit gibt es nach Angaben Verbandes Deutscher Mineralbrunnen knapp 300 Mineralbrunnen, im Märkischen etwa ein halbes Dutzend. Schon die Römer schätzten den Genuss. Jeder Deutsche trank im Vorjahr etwa 137 Liter, 1,3 Liter mehr 2011. Für Restaurants der Spitzengastronomie gehört es mittlerweile dazu, nicht nur eine gute Weinkarte zu bieten. Serviert werden auch Mineralwasser aus aller Herren Länder.

«Dem Wasser wird zurecht mehr Aufmerksamkeit gewidmet», sagt Peter Schropp von der Weinsommelier Union mit Sitz in München. Dort wurden bereits 45 Wasser-Sommeliers ausgebildet. «Wasser ist ein wertvolles Lebensmittel, damit sollte man sich auseinandersetzen», betont er. Wer sich intensiv damit beschäftigte, lerne eine ungeheure geschmackliche Vielfalt kennen.

Wasser-Sommelier Jerk Riese über das Preussen-Wasser

Eigentlich suchte Rheinsberg nach Thermalwasser. «In 170 Meter Tiefe wurde dann in der Eiszeit entstandenes Mineralwasser entdeckt», sagt Vertriebsleiter Andreas Henschel. Das kühle Nass hatte sich in Gesteinsschichten gesammelt. Mit der amtlichen Anerkennung war der Verkauf möglich.

Jetzt wird das Wasser über eine Pumpe zu Tage gefördert und fließt quer durch die Stadt über eine extra verlegte zwei Kilometer lange Leitung in ein Gewerbegebiet - «in unsere Manufaktur», wie Henschel sagt. «Wir rechnen in Kästen und in Flaschen, nicht in Paletten.»

Vorstellungen von riesige Abfüllanlagen mit sekundenschnell vorbeiziehenden Flaschen zerstreuen sich bei einem Gang durch die Halle. Es wirkt fast gemütlich, wenn ein Mitarbeiter nacheinander sechs Glas-Mehrwegflaschen in eine Vorrichtung legt. Per Handarbeit fließt nacheinander in jede Mineralwasser. Der Verschluss wird teilmaschinell festgeschraubt. Dann folgt ein knapp zwei Meter langes Band und die Flasche erhält ihr Etikett. In der nächsten Etappe füllt ein Mitarbeiter wieder per Hand die Flaschenkästen.

Abgefüllt wird stilles und medium Wasser, es hat wenig Natrium, Kalium und Magnesium. Vertriebsleiter Henschel hat vor allem Kunden in der Gastronomie im Blick. Auch im Gästehaus der Bundesregierung in Meseberg wird die Rheinsberger Preussenquelle angeboten.

Nach Angaben des derzeitigen Betriebsleiters Peter J. Stulfa, der mit seinem Geschäftspartner das Unternehmen führt, werden im Jahr rund 13 Millionen Liter abgefüllt. Die kleine Firma mit knapp 20 Mitarbeitern ist ein David unter den deutschen Mineralwasserproduzenten. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen lieferten die rund 200 Betriebe im Vorjahr etwa 10,3 Milliarden Liter Mineral- und Heilwasser - 1,7 Prozent mehr als 2011.

«Wir bleiben eine Manufaktur. Dafür schätzen uns die Kunden», sagt Firmenchef Stulfa. Die Region reiche als Absatzmarkt aus. Von 2011 bis 2012 sei der Umsatz um 30 Prozent gestiegen. Im Januar und Februar liege er schon 14 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Weitere Angaben zum Betriebsergebnis werden nicht gemacht.

Doch es gibt Pläne für Investitionen. Für rund 3,5 Millionen Euro entsteht eine zweite Abfüllanlage - dann werden gleichzeitig zwölf Flaschen gefüllt. Stulfa hat keine Angst, dass irgendwann die Quelle versiegt. «Wenn man 24 Stunden am Tag 35 000 Liter abfüllt und das 365 Tage im Jahr, wäre die Wasserblase immer noch nicht leer.» dpa