Procigar 2013 in der Dominikanischen Republik

Wenn es um Zigarren geht, denken sicherlich die meisten zuerst an Kuba. Doch Kuba ist vor allem ein Mythos. Die eigentliche Heimat exklusiver Zigarren liegt auf Hispaniola. Davon konnten sich nun schon zum sechsten Mal gut 200 Gäste des Procigar Festivals in der Dominikanischen Republik überzeugen. Fast 200 Millionen Premiumzigarren kommen von dort (zum Vergleich: aus Kuba sind es ca. 80 Millionen, was sogar noch weniger ist als auch Nicaragua. Dort rollt man jährlich fast 95 Millionen Stück).

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Marken wie La Aurora, The Griffins, Avo, Macanudo und natürlich Davidoff haben auch in Deutschland einen guten Ruf. Sorgen doch die Genießer zwischen Oder und Rhein, Nordsee und Alpen dafür, dass nach den USA Deutschland der zweitwichtigste Markt für die dominikanischen Produzenten ist. Bei diesem Festival indes geht es um mehr als nur blauen Dunst. Genuss in jeder Form steht alle Jahre wieder im Mittelpunk. Überwältigende Strände, die grandiose Hotelanlage Casa de Campo, guter Rum, die Entdeckung der einheimischen Kultur, Gespräche mit gleichgesinnten Genussfreunden aus aller Welt und nicht zu vergessen karibische Nächte sorgten auch 2013 wieder für unvergessliche Stunden.

Der eigentliche Hotspot dieser genussfreudigen Tage liegt in Santiago de los Caballeros. Im angrenzenden Cibao Tal reifen die besten Tabake. Dort liegen auch die Plantagen auf denen der Rohstoff für Davidoff gedeihen: Olor, Piloto und San Vicente Tabake. Mit 35 Millionen Zigarren sind die Schweizer die unangefochtenen Nummer ein. 10 Millionen Pflanzen sorgen für stetigen Nachschub an guten Tabakblättern, die dann fünf bis acht Jahre reifen.

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Zum Glück ist die Tabakpflanze jedoch bereits nach 100 bis 120 Tagen ausgewachsen, so dass genug produziert werden kann. Bis eine Davidoff oder Avo, Montecristo oder La Aurora indes ihren Weg zum Zigarrenliebhaber findet, vergeht nicht nur viel Zeit. Etwa 300 Menschen haben bis dahin den Tabak bzw. die Zigarre in der Hand gehabt. Bei so viel Arbeit überrascht der Herstellungspreis: der beträgt bei etwa Zweidrittel der Produktion 0,23 bis 0,76 Dollar.

Das restliche Drittel ist ein wenig teurer. Vielleicht denkt der eine oder andere mal daran wenn er demnächst im Zigarrengeschäft seines Vertrauens die Rechnung begleicht. Diese Preise sind indes sicherlich auch dem geringen Einkommen in der Dominikanischen Republik geschuldet. Etwa 250 Dollar beträgt das Mindesteinkommen. Davidoff etwa zahlt seinen Leuten 300 Dollar und etliche Sozialleistungen oben drauf. Nach diesem kleinen wirtschaftlichen Exkurs zurück zum Festival.

Wer einen Besuch plant sollte unbedingt schon die ersten Tage in La Romana mitbuchen. Erstens liegt dort die Tabacalera des Garcia. Die grüßte Zigarrenfabrik der Welt. 4700 Mitarbeiter sind dort dem blauen Dunst verpflichtet und fertigen etwa 900.000 Zigarren pro Woche. Insgesamt 65 verschiedene Marken. Ein Besuch bei Garcia ist jedes Mal wie ein Ausflug ins Zigarrenparadies. Trotz der Größe und der Menge der Produktion spürt man die Leidenschaft der Mitarbeiter. Und was macht mehr Spaß als eine frisch gerollte Braune direkt vom Tisch geschenkt zu bekommen.

Diese lässt sich dann trefflich im benachbarten Casa des Campo genießen. Diese zu den schönsten Resorts der Karibik gehörende Anlage ist Partner des Festivals. Etwa in der Größe einer Kleinstadt, mit allem was eine Stadt der Karibik so benötigt. Heliport, Hafen, Restaurants, Geschäfte, Golfplätze, Reitplatz, Pools, Strand und hervorragende Unterkünfte. Ob nun Hotel oder Villa. Einige der Villen sind privat. So zählen etwa Shakira und Julio Iglesias zu den Besitzern.

Bei der Weitläufigkeit der Anlage (dafür bekommt jeder Gast einen eigenen Golfcar) steht allerdings kaum zu vermuten, dass man ihnen begegnet. Überhaupt unterscheidet sich Casa de Campo gänzlich von den in den üblichen Katalogen angebotenen Destinationen in der Dominikanischen Republik. Keine Massenanimation, kein Lärm, pures karibisches Feeling. Dazu am Abend an der Bar eine gute Zigarre und einen Rum.

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Apropos Rum. Auch diesen kann man beim Festival ein wenig näher kennen lernen. Liegt doch etwa eine Stunde von Santiago entfernt, in Puerto Plata, die Destillerie Brugal. Nach Bacardi und Captain Morgan mit etwa 48 Millionen Litern pro Jahr Nummer Drei in der Welt. Reifen darf der Rum übrigens in gebrauchten Jack Daniels und auch Sherry Fässern. Und das nur am Rande: Eines ist jetzt auch von mir signiert.

Zum Abschluss der Reise signiert mir Hendrik Kellner, der einst die Vereinigung Prociar mitgründete und Chef bei Davidoff ist, eine ganz besondere Kiste Zigarren: Davidoff Reserva Privada. Nur 300 Kisten wurden davon gefertigt. Auch Vincent Krembel unterschreibt. Er ist der Internationale Botschafter der Traditionsmarke. "Zigarre ist Emotion, nicht nur Tabak", gibt er mir auf den Weg. Nach einem Tag mit ihm auf den Feldern und in der Fabrik, weiß man, dass das für ihn mehr als nur ein Spruch ist. Besonders leidenschaftlich bleibt mir auch einer Mitarbeiter bei Davidoff in Erinnerung, der die fertigen Zigarren mit ihren Bauchbinden versieht. Acht- bis zehntausend Stück schafft er pro Tag. Und das ohne die übliche Schablone.

Für mich war es das zweite Mal bei diesem Festival zu dem natürlich auch die karibischen Partys am Abend gehören, Treffen mit genussfreudigen Besuchern aus aller Welt, neue Freundschaften und bei der Heimreise die Frage: Wie viele Zigarren darf man eigentlich zollfrei einführen? (Antwort: 50)

Ich freue mich schon auf 2014 und meine Rückkehr auf die Insel, auf die sich 1492 Christoph Columbus verirrte und der er den Namen Hispaniola gab dabei. Zumal man so dem unfreundlichen deutschen Wetter dieser Jahreszeit für ein paar Tage entfliehen kann.

Ich bin dann mal wieder unterwegs

Euer Honza

www.procigar.org