Reise nach Brooklyn in New York

Für die meisten Touristen ist Brooklyn kein bevorzugtes Reiseziel. Wenige wissen überhaupt, dass die Stadt New York nicht nur aus Manhattan, sondern eben auch aus Bronx, Queens, Staten Island und Brooklyn besteht, den «Five Borouhgs», fünf Stadtbezirken mit jeweils eigener Verwaltung. Dabei hat sich die einstmals selbstständige Stadt Brooklyn in den letzten Jahren zu einem Geheimtipp entwickelt.    

Nicht nur gut verdienende, junge Leute mit Kindern ziehen in die Gegend und werten damit ein Viertel nach dem anderen auf. Auch die Hoteliers haben Brooklyn entdeckt, immer mehr trendige und hochpreisige Herbergen werden gebaut. Im Mai 2010 hat ein «Sheraton» in Downtown Brooklyn seine Pforten geöffnet, ein Boutique-Hotel soll im September 2011 in Williamsburg folgen. Bis 2012 sollen im Zentrum Brooklyns 1500 Zimmer entstehen.    

Die Argumente der Hoteliers klingen überzeugend: Niedrigere Grundstückspreise als in Manhattan und ein stetig wachsendes Interesse an dem Stadtteil. Ein Zimmer in einem 2-Sterne-Hotel kostet in Brooklyn um die 150 Dollar, 100 Dollar weniger als in Manhattan. Doch nicht nur geringere Hotelpreise sind ein Grund, warum immer mehr Touristen nach Brooklyn kommen. «Wir stellen fest, dass mit dem Pier in Brooklyn immer mehr Besucher am Ende oder zu Beginn einer Kreuzfahrt auch dort übernachten», sagt Jeanette Dye von der Marketingfirma New York Guest.    

Brooklyn, nach der Stadt Breukelen in der Nähe Utrechts benannt, liegt auf der Insel Long Island, südöstlich von Manhattan. Die Stadt füllt den gesamten Kings County, Queens liegt ebenfalls auf dem westlichen Ende Long Islands. Auf einer Fläche, die etwas größer ist als die Stadt Rostock, wohnen 2,56 Millionen Menschen. Somit teilen sich 13 978 Menschen einen Quadratkilometer Fläche. In Rostock teilen sich nur 1101 Einwohner die gleiche Fläche.    

Brooklyn wirkt wie eine Mischung aus Klein- und Weltstadt. Die Höhe der Häuser entspricht eher europäischen Maßen, niedriger als in Manhattan. In vielen Straßenzügen sieht man die gepflegten Reihenhäuser aus braunen Ziegeln, die im 19. Jahrhundert entstanden sind. Junge Paare mit Kinderwagen gehören zum Bild der ruhigen, gediegeneren Straßenzüge.    

Doch biegt man um die Ecke, so kann sich das Bild schon wieder komplett ändern. Es riecht nach fremden Welten und anderen Kulturen. Die Geschäfte verkaufen afrikanische Kleidung oder bieten eine ähnliche Gewürzauswahl an wie ein Händler auf einem syrischen Markt. Auf der Fifth Avenue finden sich kleine Cafés und Boutiquen - große Ketten sucht man hier vergeblich. Den kulturellen Mix zeigen schon die inoffiziellen Namen einiger Teile Brooklyns: Etwa «Little Odessa», die Heimat von Auswanderern aus der Ukraine und Russland in Brighton Beach. In Crown Heights und Flatbush hat sich die größte westindische Gemeinde außerhalb der Karibik angesiedelt.    

Orthodoxe und chassidische Juden haben sich in Williamsburg niedergelassen, genau gegenüber von Manhattan. Die strenggläubige Gemeinschaft ist nicht zu übersehen: Frauen, die grundsätzlich eine Kopfbedeckung tragen und in schwarz und weiß gekleidet sind, Männer mit Kippa oder Hut, unter dem die Schläfenlocken hervorschauen. Weiter weg könnte der hektische, von grellen Lichtern überschäumende Times Square nicht sein. Die Vielfalt der Kulturen macht einen Teil des Charmes von Brooklyn aus. Gerade für noch nicht New-York-gestählte Besucher ist auch angenehm, dass Brooklyn weniger aufgeregt ist als Manhattan. Hier kommt man eher zur Ruhe, hier ist das Leben gemächlicher.    

Doch Brooklyn hat nicht nur Flair zu bieten, Reisende finden hier auch einige Sehenswürdigkeiten. Der Prospect Park braucht einen Vergleich mit dem Central Park Manhattans nicht zu scheuen, wurde er doch von den gleichen Männern geplant. Kurz nach der Planung des Central Parks bekamen der Landschaftsplaner Calvert Vaux und sein Partner Frederick Law Olmsted den Auftrag, einen Park um den schon bestehenden am Mount Prospect zu gestalten.

1866 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, ein Jahr später wurde der Park schon eröffnet, obwohl die letzten Arbeiten erst 1873 zum Abschluss kamen. In dem 2,4 Quadratkilometer großen Areal kann man im Sommer Konzerte gratis hören und auf dem See rudern.

In der großen Parkanlage liegen der Botanische Garten und das Brooklyn Museum. Das Museum zeigt volkstümliche und moderne Kunst. Eine große Sammlung amerikanischer Künstler ist in der obersten Etage zu sehen. Hier kann man den Wandel der Stadt, die erstmals 1646 urkundlich erwähnt und 1898 in New York eingemeindet wurde, an Gemälden nachvollziehen. Oft gibt es die Möglichkeit, das Museum gratis zu besuchen. Große amerikanische Konzerne ermöglichen an einem Samstag im Monat den freien Eintritt von 17.00 bis 23.00 Uhr. An allen anderen Samstagen schließt das Museum schon um 18.00 Uhr.

Wer mit Kindern reist, hat es manchmal schwer, die Jüngsten von einem Museumsbesuch zu überzeugen. So auch Alicia Stephens aus New Jersey. Ihre Kinder, die fünfjährige Sophia und der achtjährige Harrison, wollten erst gar nicht ins Kindermuseum mitkommen. «Ich habe eine U-Bahn gefahren», sagt Sophia nun aber begeistert. Auch Kräuter hat sie probiert und Geräusche erzeugt. «Man kann verschiedene Geräusche anwählen und dann seinen eigenen Sound herstellen. Oder den einer Stadt nachbauen», erklärt ihre Mutter. «Erst wollten sie nicht mit und jetzt ist schon wieder alles viel zu schnell vorbei für die beiden.»    

Das Museum ist das erste nur auf Kinder ausgerichtete Museum der Stadt, 1899 wurde es gegründet. Seither vermittelt es Kindern, wie ihre Umwelt funktioniert, und ermuntert sie zum spielerischen Entdecken von Natur und Wissenschaft. In Einzelausstellungen erfahren die kleinen Besucher, wie andere Kinder in fremden Kulturen leben.

In einem alten Schacht wurde das Verkehrsmuseum eingerichtet, das New York Transit Museum. Hier erfährt man alles über die Untertunnelung der Stadt, die ersten Bahnen und wie ein Führerhaus aussieht. Wen das Untergrund-Fieber gepackt hat, der lässt sich einen weiteren Tunnel nicht entgehen. Der Atlantic Avenue Tunnel im Zentrum Brooklyns ist der älteste U-Bahn Tunnel New Yorks. Der im Jahr 1844 gegrabene Schacht ist eine halbe Meile lang und diente der Long Island Railroad. Führungen werden regelmäßig von einem Club für historische Bahnstrecken angeboten.

Die Brooklyn Academy of Music (BAM) bietet nicht nur Konzertliebhabern ein Programm. Neben Tanz-Produktionen und Filmen zeigt das Kulturzentrum auch Kunstausstellungen. Auf dem sonntäglichen Flohmarkt werden von April bis Ende November Trödel, Kleidung und Leckereien angeboten.

DUMBO wiederum steht für «Down Under Manhattan Bridge Overpass» und liegt in der Gegend um die Manhattan Brücke. Hier, wo einst Brillo-Schwämme hergestellt wurden, haben sich heute Restaurants und Kneipen breit gemacht. Längst sind auch die ehemaligen Fabrikgebäude zu Wohnhäusern umgebaut. Steht man an den Ufern des East Rivers und blickt in Richtung Westen, so breitet sich Manhattan vor dem Betrachter aus - und dann ist der Times Square auch wieder ganz nah. (Kira Semmler, dpa)   

Reise nach Brooklyn

REISEZIEL: Brooklyn ist einer von fünf Teilen New York Citys und liegt auf dem westlichen Ende der Insel Long Island. Auch der Flughafen John F. Kennedy liegt hier, allerdings im Kings County.

ANREISE UND FORMALITÄTEN: Von vielen Flughäfen mit internationalen Verbindungen gehen Flüge zum John F. Kennedy Airport in New York oder nach Newark in New Jersey. Für die USA müssen Deutsche sich kein Visum besorgen, jedoch im Internet unter esta.cbp.dhs.gov eine elektronische Einreiseerlaubnis mittels ESTA-Verfahren einholen. Seit dem 8. September müssen Besucher für die Reiseerlaubnis 14 Dollar zahlen (rund 10 Euro). Wichtig zu wissen: Viele Fluggesellschaften haben ihre Gepäckregelungen überarbeitet und gestatten auch bei USA-Flügen nur noch ein aufgegebenes Gepäckstück. Es lohnt sich, in die Vorschriften für das Handgepäck zu schauen. Da gibt es große Unterschiede, maximal erlaubt sind von 6 bis 18 Kilo.

KLIMA UND REISEZEIT: Für einen Stadturlaub in New York empfiehlt sich das Frühjahr oder der Herbst. Die Sommer sind meist heiß und feucht. Bis in den November hinein kann man jedoch milde Tage erleben. Im Winter kann es viel schneien, manchmal wird bei zu viel Schnee der Flughafen gesperrt.

UNTERKÜNFTE: Fast alle Hotelsuchmaschinen bieten Hotels in Brooklyn an. Es empfiehlt sich aber, auf die Lage der Unterkunft zu achten. Nicht immer ist ein naher Anschluss an die U-Bahn gegeben. Am günstigsten sind Hostels, in denen man sich mit bis zu acht Personen ein Zimmer teilt. 

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