Reisebericht Adria Unterwegs in Montenegro

Gerade einmal 600.000 Einwohner hat Montenegro, das ein wenig kleiner ist als Schleswig-Holstein. Doch immerhin gut 1,5 Millionen Touristen kommen pro Jahr an die südöstliche Küste der Adria. Tourismus ist die Nummer Eins der Wirtschaft des Landes zwischen Bosnien-Herzegowina, Serbien, Kroatien und Albanien. Doch eigentlich ist das Land weitgehend Niemandsland auf der Liste beliebter Urlaubsziele. Zu unrecht.

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Das findet auch Urlauberin Audrey. "Montenegro, der raue Diamant", hat sie ihr Facebook-Foto-Album genannt und damit wohl eine ziemlich genaue Beschreibung geliefert. Rau und strahlend. Aber noch etwas anderes hat die Französin überrascht. Ganz allein ist sie zehn Tage lang kreuz und quer durchs Land gereist. Allein und nur per Anhalter oder Bus. "Aber es war immer sicher", erzählt die 25-jährige. "Es ist ein tolles Land", sagt sie. "Die Landschaften sich einfach so schön. Und immer wieder Berge."

Nun ja, immerhin heißt Montenegro ja auch schwarzes Gebirge. In diesem ließ dereinst auch Karl May, bei dem das Land auch den Namen Karadagh bekam, unter anderem Kara Ben Nemsi und den Schut Abenteuer erleben. Später diente es als Drehort für die entsprechenden Filme. Und Abenteuer kann man heute immer noch erleben. Etwa bei einer Wanderung in den Bergen oder bei etlichen Aktivitäten an der Küste. Diese ist 293 Kilometer lang und lediglich 73 Kilometer sind Strand. Freilich fast größtenteils Steinstrand.

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Dafür aber mit glasklarem Wasser. Und wo in Europa kann man im Frühjahr am Vormittag Ski laufen und nachmittags im Meer baden?! Am Meer indes finden sich auch viele wunderbare, fast verwunschene Orte. Der schönste ist sicherlich Sveti Stefan. Eine auf einem Felsen liegende Stadt nur über eine schmale Brücke zu erreichen. Vor allem der Aussichtspunkt oberhalb an der Küstenstraße gelegen ist fast immer überfüllt. Überhaupt bietet die Straße am Meer entlang immer wieder schöne Ausblicke. Ebenso wie die Routen, die ins Landesinnere, etwa in die einstige Königsstadt Cetinje. Imme wieder geht der Blick über die Weite der Küste hinaus auf die Adria.

Beeindruckend ist auch ein Besuch im Kloster Ostrog in der Nähe der nach der Hauptstadt Podgrica zweitgrößten Stadt Niksic. Das Kloster ist über eine Serpentinenstraße und dann auf einem kurzen Fußmarsch zu erreichen. Schon aus der Ferne ist der direkt in den Felsen gehauene othodoxe Klosterbau aus dem 17. Jahrhundert als kleiner weißer Fleck an der Felswand zu sehen.

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Wieder Richtung Meer geht es zum südlichsten Fjord Europas. Manch Kreuzfahrtschiff hat ihn aus seiner Route. Hafen: Kotor. Es lohnt einer Rundfahrt auf der am Ufer gelegenen Straße. Kleine Orte, immer wieder mal eine Badestelle oder auch eine schöne Herberge. Die wohl exklusivste ganz Montenegros findet man in Tivat. Dort im Porto Montenegro ankern die großen Privat-Yachten und die Hotelkette Regent eröffnete 2014 das Regent Porto Montenegro. Gerade erst wurde der ein weiterer Teil mit riesiger Poollandschaft hinzugefügt. Und die Planungen für den nächsten Abschnitt laufen schon.

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Am Abend kann man dort - übrigens auch als Nichthotelgast - an der Bar einen Drink mit Blick auf den schönen Sonnenuntergang genießen, vielleicht beim BBQ dabei sein. Aber keine Angst. Auch wenn das Regent ein Fünf-Sterne-Haus ist, die Preise sind moderat den örtlichen Gegebenheiten angepasst. So kostet etwas das BBQ lediglich 35 Euro pro Person. Barchef Ivo sorgt für die passenden Getränke in ruhiger Atmosphäre.

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Wer es doch etwas wilder mag, ist eine halbe Autostunde weiter in Budva genau richtige Auch hier gibt es eine schöne Altstadt. Aber vor allem eine gut ein Kilometer lange Partymeile. Wer denkt, dass in Mallorca gefeiert wird, war noch nicht in Budva. Und das zu unglaublich günstigen Preisen. Beispiel: Bier 1,50 Euro, Cuba Libre 5 Euro. Fast überall gibt es einheimische Live-Musik und zwischendurch immer wieder Snackstände mit frischem Fisch und Mais und natürlich auch eine große Zahl Restaurants.

Ruhe und Einsamkeit wiederum findet man auf dem an der Grenze zu Albanien gelegenen Skadarsee. Ein Meer von Seerosen an den Ufern, Pelikane und andere Vögel, umschlossen von Bergen. Eine Bootsfahrt mit Badestopp mitten auf dem See lohnt allemal. Am besten lässt sich Montenegro mit einem Mietwagen erkunden. Es gibt noch viele andere Strecken und immer wieder ist man von der Natur beeindruckt. Man blickt in Schluchten und mäandernde Flüsse oder auch über schier unzählbare Berggipfel.

Ach ja und dann ist da ja auch noch der Wein. Die einheimischen Sorten Vranac und Krstac sind sehr verbreitet aber auch Chardonnay und Pinot Blanc. Schon im 2. Jahrhundert wurde Wein angebaut. Der eigentliche Aufbau der Weinwirtschaft erfolgte im 20. Jahrhundert zwischen den Weltkriegen. Viele Weingüter liegen nicht weit vom Meer entfernt, versteckt in den Bergen. Ein Besuch und natürlich inklusive Kostprobe ist also unkompliziert nach einem Tag am Meer möglich. Ein kleines, interessantes Land. Ein Grund um nicht nur ein Mal dagewesen zu sein.

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Bin dann mal wieder unterwegs