Reisebranche zu ITB-Beginn in Rekord-Stimmung

Die deutsche Reisebranche nimmt in der neuen Saison Kurs auf Rekordumsätze. «2011 wird sicherlich ein Spitzenjahr», sagte Klaus Laepple, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) zur weltgrößten Reisemesse ITB.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sagte der Branche bei der Eröffnung ein erfolgreiches Jahr voraus: Die Wirtschaft laufe auf Hochtouren und fülle die Reisekassen, zugleich wachse Deutschlands Anziehungskraft. «Made in Germany kennt jeder in der Welt, Holiday in Germany wird zunehmend in gleicher Weise umgesetzt und bewertet», sagte Brüderle.

Von diesem Mittwoch bis Sonntag präsentieren sich in Berlin mehr als 11 000 Aussteller aus 188 Ländern. Partnerland ist Polen, das bei der Eröffnung unter anderem durch den früheren Staatspräsidenten Lech Walesa vertreten war. Zahlreiche Aussteller kommen aus Ländern wie Ägypten und Tunesien, die noch ganz im Zeichen der Revolutionen stehen.

Die steigenden Ölpreise und die Unruhen in der arabischen Welt machen der Branche kaum Sorgen. Die Vorausbuchungen insgesamt lägen deutlich über dem Vorjahreswert sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Jürgen Büchy, der die deutschen Reisebüros und Veranstalter vertritt. «An diesem Trend ändern auch die Ereignisse in der arabischen Region nichts.» Reisen nach Ägypten und Tunesien seien nach den Aufständen wieder möglich, die Buchungen dorthin zögen wieder an. Während der Unruhen waren Tausende ausländische Gäste ausgeflogen worden.

Der größte deutsche Reiseveranstalter Tui erwartet, dass sich der Tourismus in Ägypten und Tunesien gegen Ende der Sommersaison normalisiert. Tui Deutschland-Chef Volker Böttcher glaubt sogar an weiteres Wachstum: «Der nunmehr eingeleitete Demokratisierungsprozess wird für frischen Wind und neue Urlauber sorgen.» Mit der aktuellen Geschäftslage ist Tui trotz der Rückschläge in Nordafrika überaus zufrieden. «Das Geschäft mit Urlaubsreisen boomt wie lange nicht.»

Zuwächse erwartet der Spitzenverband BTW im Gastgewerbe, wo nach 60 Milliarden Euro Umsatz 2010 ein Plus von 1,5 bis 2 Prozent möglich sei. Im Luftverkehr könne nach 190 Millionen Passagieren im Vorjahr die Marke von 200 Millionen geknackt werden. Bei Autoreisen sei ein Plus von drei bis fünf Prozent denkbar, sagte BTW-Präsident Laepple. «Wir werden das bisherige Spitzenjahr 2008 in nahezu allen Bereichen übertreffen.»

Nach der tiefen Wirtschaftskrise 2009 hatte die Reisebranche im vergangenen Jahr wieder zugelegt. Ganz im Trend liegen Städte- und Kulturreisen sowie Wellness- und Gesundheitsangebote. Deutschland sei inzwischen hinter Spanien das zweitbeliebteste Reiseziel der Europäer. «Made in Germany kennt jeder in der Welt, Holiday in Germany wird zunehmend in gleicher Weise umgesetzt und bewertet», sagte Minister Brüderle.

Ausländer zieht es bislang aber vor allem in die Großstädte, sagte Laepple und forderte, dass Politik und Unternehmen sich bemühen, auch Gäste auf das Land zu locken. «Nicht, dass die Städte explodieren und das Land ausblutet.»

Weltweit ist der Tourismus seit der Jahrtausendwende rasant gewachsen, wie der Generalsekretär der Welttourismusorganisation UNWTO, Taleb Rifai, sagte. Von 480 Milliarden US-Dollar im Jahr 2000 sei der Umsatz auf 900 Milliarden gestiegen. Die Umweltverschmutzung sei eine große Herausforderung. «Tourismus kann zu wirtschaftlichem Wachstum, sozialem Wandel und gesunder Umwelt beitragen», zeigte sich Rifai überzeugt. dpa