Rheinland-Pfalz Weinkontrolleure auf der Suche nach schwarzen Schafen unter den Winzern

Von Jens Albes

Die rheinland-pfälzischen Weinkontrolleure sind den schwarzen Schafen unter den Winzern auf der Spur. Manche Weinbauern verheddern sich nur im Dickicht der Vorschriften, andere jedoch manipulieren ihr Produkt bewusst - zum Schaden der gesamten Branche.

Die rheinland-pfälzische Weinüberwachung hat 2013 jede siebte Probe beanstandet. Diese Quote entspricht in etwa dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. "Die sich ständig ändernden und teils komplizierten Kennzeichnungsvorschriften lassen auch gutwillige Winzer leicht den Überblick verlieren", sagte Deutschlands einzige Weinbauministerin Ulrike Höfken (Grüne) am Donnerstag in Mainz.

Doch in 147 Fällen seien schwerwiegende Täuschungen und echte Verfälschungen aufgedeckt worden. Hier müsse von vorsätzlichem Handeln ausgegangen werden, das der gesamten Branche schade. Dabei ging es laut Höfken beispielsweise um unzulässige Aromatisierungen, zu viel Zugabe von schwefeliger Säure oder die Streckung mit Wasser.

Die 24 rheinland-pfälzischen Weinkontrolleure machten laut Ministerium im vergangenen Jahr 5800 Betriebsbesuche. Sieben Chemiker nahmen gut 4300 Proben im Mainzer Weinlabor des Landesuntersuchungsamtes unter die Lupe. "Sie schützen die redlich arbeitenden Winzerinnen und Winzer vor den schwarzen Schafen der Branche", sagte die Ministerin.

Nach dem Verbot der Vermarktung eines Großteils der Eisweinernte 2011/2012 wegen unzureichender Kälte wies im Juni 2014 das Oberverwaltungsgericht in Koblenz die Klage einer pfälzischen Kellerei dagegen ab. An Gerichten der ersten Instanz sind laut Ministerium noch weitere derartige Verfahren anhängig. Inzwischen hat die Landesregierung für die Winzer eine neue Meldepflicht eingeführt, die bei Frost Trauben für Eiswein lesen wollen. Im vergangenen Winter fiel die Ernte für diese Spezialität mangels Frostes weitgehend aus.

Für Aufsehen sorgte im Dezember 2013 der wohl größte Wein-Rückruf der Landesgeschichte. Damals musste eine Kellerei an der Mosel 4,9 Millionen Flaschen aus dem Handel nehmen, weil Hefe in der Flasche nachgärte und Explosionsgefahr bestand.

Rheinland-Pfalz ist das Weinland Nummer eins in der Bundesrepublik: Rund 10 000 Betriebe produzieren in sechs der 13 deutschen Anbaugebiete etwa zwei Drittel der bundesweiten Erntemenge. dpa