Rose-Sekt Rosafarbener Jahresausklang

«Mit Rosé-Sekt verbinde ich eine ganz besondere Leichtigkeit des Seins», sagt Sandra Isabelle Ackermann, Autorin des Buchs «Champagne for the Ladies!». Die Farbtöne seien faszinierend. «So kann auch das neue Jahr beginnen, leicht, prickelnd, zwischen elegantem Lachs-Ton und wachem Pink.»

An der Mosel schätzt Johannes Singer vom Sektgut St. Laurentius, dass sich die Aufträge von Winzern der Region für die Herstellung von Rosé-Sekt zuletzt verdreifacht haben: «Inzwischen wollen alle auch einen Rosé-Sekt anbieten.» Auch bei den eigenen Rosé-Sekten steige die Nachfrage stetig. Dazu gehört ein 2019er Spätburgunder Crémant «Cuvée Nadine», der in diesem Jahr einen Sonderpreis des Deutschen Weininstituts für den besten Rosé-Sekt erhalten hat. Im Rosé-CUP 2021 der GOURMETWELTEN holte die «Cuvée Nadine» aus 2015 den Titel "Bester Rose-Sekt Deutschlands" mit 93 Punkten.

Die weltweit verstärkte Nachfrage nach Rosé registriert auch das rheinhessische Sekthaus Raumland, das jetzt als erster Sekthersteller dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) angehört. «Das Spannende beim Rosé-Sekt ist, dass er eine gewisse Tannin-Struktur hat, eine Balance von Eleganz und ein bisschen mehr Körper», sagt Katharina Raumland. «In der Champagne sind die Rosés mit die hochwertigsten Champagner.» Übrigens: Im aktuellen Sekt-Cup der GOURMETWELTEN wurde der Chardonnay Réserve Brut von Raumland mit 97,2 Punkten  Bester Sekt Deutschlands.

Rosé-Sekt wird meist aus Spätburgunder hergestellt. Die rote Traubenhaut darf beim Pressen aber nur kurz in Kontakt mit dem hellen Most bleiben. So entsteht ein hellrosafarbener Grundwein. Der preisgekrönte Rosé-Sekt von der Mosel wurde als Blanc de Noir ausgebaut, also als Weißwein, und bekam seine Farbe dann bei der Dosage, also der geschmacklichen Abstimmung nach der Flaschengärung, von einem trockenen Rotwein. Bei der Zweitvergärung eines bereits roséfarbenen Weins könne sonst leicht eine ungewünschte Kupfertönung entstehen, erklärt Sektmacher Singer.

Auch bei Raumland kommt bei der Dosage im Anschluss an die Flaschengärung ein wenig Rotwein dazu, höchstens 0,3 Prozent, wie Katharina Raumland sagt. Wenn ganz auf die Nachsüßung einer Dosage verzichtet wird, kann der Rosé mit einem weiteren Trend verbunden werden, dem zum besonders trockenen Sekt der Geschmacksrichtung «brut nature».

Die Einschränkungen im mittlerweile zweiten Pandemie-Jahr haben dazu geführt, dass mehr auf Qualität und etwas weniger auf den Preis geachtet wird. «Es findet mehr in den eigenen vier Wänden statt», sagt Henkell-Chef Andreas Brokemper. «Davon profitieren vor allem Premium-Produkte, es wird hochwertiger getrunken.»

Hochwertiger - und im längerfristigen Trend etwas weniger: Während der Pro-Kopf-Konsum 2011 noch bei 49 kleinen Gläsern (0,1 Liter) lag, waren es 2020 39 Gläser - bezogen auf die Bevölkerung in Deutschland im Alter ab 16 Jahren. Insgesamt wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2020 in Deutschland 274 Millionen Liter Schaumwein abgesetzt.

Bislang verkauften die Sekthersteller etwa ein Fünftel ihrer gesamten Jahresproduktion im Dezember. Doch das ändert sich langsam. Brokemper spricht von einer «Desaisonalisierung» und einer «Entformalisierung» des Schaumweins: «Zu einem Glas Sekt braucht man nicht so sehr wie früher einen förmlichen Anlass oder ein Datum im Kalender.» Der Dezember mit Weihnachten und Silvester verliere seine Rolle als überragender Absatzmonat. «Jeder findet inzwischen einen eigenen Anlass.» dpa