Sachsen-Anhalt und Ritter von Kempski Privathotels Modellprojekte zur Öffnung in Corona-Zeiten

Die Anträge gestellt hatten die Landkreise Harz und Mansfeld-Südharz. Demnach könnte in Ballenstedt, Blankenburg, Falkenstein, Harzgerode, Ilsenburg, Oberharz, Quedlinburg, Thale und Wernigerode trotz der Corona-Maßnahmen des Landes die Außengastronomie bis 21 Uhr geöffnet werden. Geplanter Beginn des Projektes im Harz ist nach Angaben des Ministeriums der 9. April, der Versuch ist bis zum 30. April befristet.

Der Antrag des Landkreis Mansfeld-Südharz sieht laut Ministerium die Öffnung zweier Hotels zwischen dem 16. April und 14. Mai vor. Bedingung ist, dass die Sieben-Tage-Inzidenz von 200 Corona-Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen zum jeweiligen Startzeitpunkt der Projekte nicht überschritten wird.

«Das sind keine leichtsinnigen unkontrollierten Öffnungsschritte; es ist vielmehr die konsequente Umsetzung der Forderung nach einem Leben mit dem Virus, solange es keinen flächendeckenden Impfschutz gibt», sagte Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD). Wenn Modellprojekte erfolgreich verliefen, könnten sie Vorbild sein für weitere Öffnungsschritte in Sachsen-Anhalt.

Die Landesregierung hatte in der neuen Corona-Landesverordnung Öffnungen im Rahmen von Modellprojekten ermöglicht. Davon verspricht sich das Kabinett einerseits Erkenntnisse zu pandemiefesten Sicherheits- und Veranstaltungskonzepten, außerdem will sie damit illegalen Öffnungen vorbeugen. Eine Bedingung für die Öffnungsversuche ist beispielsweise, die elektronische Nachverfolgbarkeit der Kontakte, die Sachsen-Anhalt über die Luca-App gewährleisten will. dpa

Ritter von Kempski Privathotels öffnen im April als Modellprojekt

Die Ritter von Kempski Privathotels, zu denen das „Romantik Hotel FreiWerk“ und das Wellnesshotel „Naturresort Schindelbruch“ zählen, haben zum 3. April 2021 als erste Hotelgruppe in Deutschland einen Modellversuch für sicheres touristisches Reisen genehmigt bekommen. Das von der Staatskanzlei und dem Wirtschaftsministerium in Sachsen-Anhalt gegenüber dem Landkreis Mansfeld-Südharz genehmigte Modellprojekt hat das Ziel nachzuweisen, dass unter wissenschaftlich abgeleiteten Voraussetzungen sicheres touristisches Reisen umsetzbar ist und damit touristische Betriebe zukünftig wieder öffnen können.

Möglich wurde das Projekt, nachdem Bund und Länder sich Ende März darauf verständigt hatten, dass einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens in ausgewählten Regionen als Modellversuch öffnen dürfen. Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, betonte daraufhin, dass Modellprojekte keine Öffnungs-Szenarien seien, sondern wesentlich dazu beitragen, wichtige Erkenntnisse zum Umgang mit dem Virus zu gewinnen. Der Wirtschaftsminister des Landes, Prof. Dr. Armin Willingmann, befürwortet die Modellprojekte ausdrücklich und unterstreicht, dass es sich um verantwortungsbewusste Projekte handele, die Vorbild für weitere Schritte werden könnten.

Im Bereich Tourismus werden das „Romantik Hotel FreiWerk“ und das Wellnesshotel „Naturresort Schindelbruch“ am 16. April 2021 für zunächst vier Wochen wieder öffnen und touristische Übernachtungen anbieten dürfen. Voraussetzungen für das Modellprojekt sind unter anderem umfangreiche Schutzmaßnahmen, ein strenges Test-Prozedere sowie eine IT-gestützte Kontaktverfolgung in einem räumlich abgrenzbaren Bereich. Im Falle einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 200 Infizierten je 100.000 Einwohnern wird die Modellprojektfortführung abermals überprüft.

Das Projekt sieht sich als konzeptionelle Antwort für wesentliche Teile der Tourismusbranche auf die Schließungs-Szenarien und das Infektionsschutzgesetz, damit in Zukunft pauschale Lockdowns und Beherbergungsverbote reduziert werden können. „Mit großem Respekt höre ich die Warnrufe von RKI und den Fachkollegen auf den Intensivstationen. Deshalb ist unser Ansatz eben auch keine Lockerung in der Fläche, sondern eine differenzierte und kontrollierte Bewirtschaftungsalternative für den Existenzerhalt von Betrieben. Wir brauchen dringend Konzepte zum Leben mit dem Virus. Denn niemand weiß, welchen Weg die Mutanten gehen, wie lange welche Immunität hält, mit welchen Vakzinen wir nachschärfen müssen und wie deren Verfügbarkeit im Falle des Bedarfs aussieht – und länger kann die Branche nicht geschlossen bleiben“, so Dr. Clemens Ritter von Kempski, Eigentümer und Geschäftsführer der Ritter von Kempski Privathotels.

Der Mediziner und Betriebswirt hat bereits im Laufe des vergangenen Jahres für seine Hotels ein Hygiene-, Infrastruktur- und Verhaltenskonzept entwickelt, das einen hohen Schutz ermöglicht. Ergänzend wurde im Herbst 2020 in den Ritter von Kempski Privathotels eine umfangreiche und detaillierte PoC-Covid-19-Antigen-Schnelltest-Strategie für Veranstaltungen entwickelt, publiziert und eingeführt. Die Testungen wurden nach einer Probephase für alle Gäste und Mitarbeiter verpflichtend gemacht.

Die von Dr. Clemens Ritter von Kempski entwickelte Strategie gleicht einem T-Modell (sogenanntes „Schindelbruch-T-Shape-Modell“). Es umfasst

  • als übergeordneten Schutz für alle Mitarbeiter und Gäste ein umfangreiches Hygiene-, Infrastruktur- und Verhaltenskonzept – als verpflichtender horizontaler Schirm.
  • stützend wird als vertikaler und zentral-strategischer Träger unternehmensspezifische Aspekte hinzugefügt. So beispielsweise das Konzept zur Infektionssicherheit der Ritter von Kempski Privathotels mit der PCR-/PoC- sowie Laien-Covid-19-Antigen-Schnelltest-Pflicht.

 

Ein solches Verfahren bedeutet, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit Neuinfektionen verhindert, infektiös gewordene Gäste frühzeitiger erkannt, Infektionsketten unterbrochen werden können, die Nachverfolgungslast der Gesundheitsämter gemindert wird, die PCR-Labortest-Kapazitäten entlastet sowie die touristischen Reiseaktivitäten verbessert aufrechterhalten werden können. Im Kern ist dies ein Paradigmenwechsel gegenüber den flächenhaften Lockdowns.

„Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff hat sich deutschlandweit als erster Spitzenpolitiker für die Möglichkeit eingesetzt, die Privatwirtschaft gezielt zu motivieren mithilfe ihrer Organisationskraft in innovative Pandemiebewältigungs-Konzepte für die eigenen Betriebe zu investieren und diese im Rahmen von Modellprojekten anzubieten. Mit Prof. Dr. Armin Willingmann haben wir einen Wirtschafts- und Wissenschaftsminister, der die wissenschaftlich-konzeptionellen Ansätze, welche weit über normale Hygienemaßnahmen hinausgehen, versteht und honoriert. Unsere mit diesem Modellversuch verbundene Erwartung lautet: Wer Infektionssicherheit bietet, darf öffnen und weiter wirtschaften“, so Dr. Clemens Ritter von Kempski. „Eine hohe Aufenthaltssicherheit durch eine wissenschaftsbasierte Kombination von Schnelltests und stringentem Hygiene-, Infrastruktur- und Verhaltenskonzept ist als Alternative zu den pauschalen und undifferenzierten Lockdowns auf Basis des Einzelparameters ‚Inzidenz‘ zu verstehen. Also als ein Konzept, das eine gewisse Unabhängigkeit von der als einzelne und allein ausschlaggebende Kennzahl nicht geeignete ‚Inzidenz‘ ermöglicht.“

Das Konzept ist in die Fläche und den ländlichen Raum leicht transportierbar, denn es kann in Zusammenarbeit mit lokalen Gesundheitsdienstleistern wie Testzentren und Apotheken von Hotels jeder Größe ohne große Investitionen umgesetzt werden.

„Mit dem Sicherheits- und Testungskonzept, das in einem ausgezeichneten Abstimmungsverfahren mit der Gesundheitsbehörde und dem Landkreis Mansfeld-Südharz erarbeitet wurde, verfügen wir über den praktisch bestmöglichen Schutz. Als Arzt sehe ich darin eine belastbare Strategie für die Hotellerie, um den existenzgefährdenden Auswirkungen der Pandemie auch langfristig entgegenzutreten“, betont Dr. Clemens Ritter von Kempski abschließend. „Daher werden wir die Details des Konzeptes mit erfolgreichem Abschluss des Modellprojektes allen Interessierten zur Verfügung stellen.“

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