Schwere Frostschäden an den Weinreben in Deutschland

Das Weinbauministerium Rheinland-Pfalz hat Soforthilfen für die vom unerwarteten Frost geschädigten Weinbauern der Pfalz angekündigt. «Die Winzer müssen teils erhebliche Einbußen befürchten», teilte Minister Hendrik Hering (SPD) am Freitag mit.

Damit die Bauern, deren Weintriebe so unerwartet erfroren sind, nicht in finanzielle Schwierigkeiten kommen, sollen sie bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank in Frankfurt günstigere Kredite bekommen. Für sie gelte nun ein um einen Prozentpunkt gesenkter Zins. Außerdem würden die bürokratischen Hürden, die sie im Zuge der neuen EU-Weinmarktordnung nehmen müssten, für die betroffenen Winzer gesenkt.

Zusätzlich richten die Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück und Rheinpfalz von Montag an eine Telefon-Hotline für Fachfragen der Weinbauern ein. Auch steuerlich würden die Betroffenen entlastet, kündigte Hering an.

Der strenge Frost in der Nacht zum Mittwoch hatte vor allem in den Weinanbaugebieten Rheinhessen und Pfalz viele Knospen erfrieren lassen. Von den insgesamt 23 000 Hektar Rebfläche in der Pfalz seien nach ersten Schätzungen 10 bis 20 Prozent betroffen, sagte Jürgen Oberhofer vom DLR in Neustadt an der Weinstraße.

Besonders die empfindliche Rotweinsorte Dornfelder habe gelitten. Die Schäden seien lokal sehr unterschiedlich, gerade in tiefen Lagen habe der Frost die Rebstöcke angegriffen. Die Rebstöcke überlebten zwar die Kälteattacke, trügen jedoch in diesem Jahr keine Trauben mehr.

Die Schäden in Hessen und der Pfalz

Kräftiger Frost hat den Weinreben in den hessischen Anbaugebieten mächtig zugesetzt. Durch die Minusgrade in der Nacht zum Mittwoch sind die Knopsen auf tausenden Hektar erfroren. «Da ist die Ernte vernichtet», sagte Reinhard Antes, der Vorsitzende der Bergsträßer Winzer Genossenschaft. Ähnlich erging es Obstbauern mit ihren Erdbeerpflanzen. Bis zu 80 Prozent der Reben aus einzelnen Weinbergen seien betroffen. Dabei gehe es den Winzern in Hessen noch verhältnismäßig gut. Rheinland-Pfalz habe es noch schlimmer betroffen.

«Das ist eine mittlere Katastrophe», sagte Hans Helmut Schmitt von der Abteilung Agrarmeteorologie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Geisenheim/Rheingau. Minus 3,5 Grad Bodentemperatur hatte der DWD in der Nacht in hessischen Weinbaugebieten gemessen. Auch für die Nacht auf Donnerstag prognostizierte der DWD Bodenfrost.

Junge Weinreben vertragen nur minus ein Grad, wie Antes erklärt. Die Nacht sei einfach zu kalt gewesen für die Pflanzen. Im Moment seien die Weinreben schon 20 bis 25 Zentimeter groß. «Die haben kaum Frostschutz», sagte Antes. Aber hessische Winzer könnten sich noch glücklich schätzen. Besonders die Hessische Bergstraße sei durch den Odenwald zumindest etwas vor Kälte geschützt.

Das Problem neben dem Frost: Durch den warmen April sind viele Pflanzen früher und schneller gewachsen. «Wir sind drei Wochen voraus», sagte Schmitt. Genau das mache die Pflanzen jetzt so angreifbar. Bis zu 5000 Hektar Wein könnten in Hessen durch den Frost in der Nacht auf Mittwoch vernichtet sein.

Die Pfalz hat es ebenfalls schlimm erwischt. Vermutlich seien 10 bis 20 Prozent der insgesamt 23 000 Hektar Rebfläche betroffen, sagte Jürgen Oberhofer vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum in Neustadt. Die Schäden seien lokal sehr unterschiedlich, besonders in tiefen Lagen habe der Frost die Rebstöcke angegriffen. Diese überlebten zwar die Kälteattacke, trügen jedoch in diesem Jahr keine Trauben mehr. «Es ist wohl jetzt schon wieder sicher, dass wir eine unterdurchschnittliche Ernte erwarten», sagte Oberhofer. Dies sei besonders schmerzlich nach der ohnehin schon sehr kleinen Ernte 2010. «Das ist alles andere als erfreulich.»

«Die Ernte ist dort futsch. Alles an grünen Trieben ist betroffen», sagte auch Georg Hill vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen in Oppenheim. Solch einen Frost habe es das letzte Mal 1997 gegeben. Besonders die empfindliche Weinsorte Dornfelder habe gelitten. Die genaue Höhe des Schadens in dem 26 000 Hektar großen Anbaugebiet sei noch nicht absehbar.

Der Frost kommt als weiteres Problem auf die Winzer und Bauern in Hessen zu. Denn in den vergangenen Monaten haben die Felder bereits unter der Trockenheit gelitten. Im März fielen laut Angaben des DWD nur 13 Liter pro Quadratmeter, das Monatssoll liegt bei 62 Litern. Im April blieb es trocken: Statt 59 Liter regnete es nur 21 Liter pro Quadratmeter.

Neben Weinreben sind auch Obstpflanzen sehr empfindlich bei Frost. «Das ist katastrophal», sagte Obstbauer Berthold Heil. Bis zu 60 Prozent seiner Erdbeerpflanzen seien erfroren. Er müsse hilflos zusehen, wie ihm die Kälte alles zerstört. «Wir können uns kaum dagegen schützen», sagt er. Auch Äpfel, Kirschen und Zwetschken seien betroffen.

«Frost ist im Obstbau ein großes Problem», erklärte Bernd Weber vom Hessischer Bauernverband. Bislang seien die Schäden für hessische Obstbauern noch nicht zu beziffern. Aber Oberbauer Heil wird schon jetzt sehr vorsichtig: «Ich habe alle Investition vorerst verschoben».

Frostschäden in fränkischen Weinbaugebieten

Der jüngste Frosteinbruch macht den fränkischen Weinbauern große Sorgen. Es gebe erhebliche Frostschäden, teilte der Fränkische Weinbauverband am Mittwoch in Würzburg mit. «Das ist natürlich ein großer Schock. Jetzt müssen wir die nächsten Tage abwarten, dann werden wir sehen, wie die Rebstöcke reagieren», sagte Verbandsgeschäftsführer Hermann Schmitt.

Gerade nach dem milden Wetter der vergangenen Wochen könnten die eisigen Temperaturen den Weinreben beträchtlichen Schaden zufügen. Die Reben an den Hangfüßen sind den Angaben zufolge besonders stark betroffen. «Leider sind die kostbaren Weinreben ganz oben nicht verschont worden. Es hält sich jedoch in Grenzen, da ein Großteil der Kälte in den Hangfluss abgeflossen ist», relativierte Schmitt. Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Lese im Herbst will er aber nicht begraben. «Wir hatten einen guten Start und ich bin überzeugt, dass die Weinreben davon profitieren und der Kälte trotzen.»

Bei größeren Frostschäden dürften die Preise des Frankenweins wie schon 2010 deutlich steigen. Auswirkungen auf die Weinbaubetriebe seien dann nicht auszuschließen. Schon in den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Winzer nach Verbandsangaben um mehr als ein Viertel auf 4500 gesunken.

RHEINLAND-PFALZ: Besonders getroffen wurden die rheinland-pfälzischen Anbaugebiete. Allein in Rheinhessen und der Pfalz erfroren jeweils auf mehreren tausend Hektar die Knospen. «Die Ernte ist dort futsch. Alles an grünen Trieben ist betroffen», sagte Georg Hill vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen am Mittwoch in Oppenheim. Einen solchen Frost habe es zuletzt 1997 gegeben. Besonders die empfindliche Weinsorte Dornfelder habe gelitten. Die genaue Höhe des Schadens in dem 26 000 Hektar großen Anbaugebiet sei noch nicht absehbar.

In der Pfalz seien vermutlich 10 bis 20 Prozent der insgesamt 23 000 Hektar Rebfläche betroffen, ergänzte Jürgen Oberhofer vom DLR in Neustadt. «Es ist wohl jetzt schon wieder sicher, dass wir eine unterdurchschnittliche Ernte erwarten.» Auch in der Pfalz war nach den Worten des Experten besonders der Dornfelder betroffen. Allen Rebsorten sei zum Verhängnis geworden, dass die Triebe wegen des warmen Frühjahrs schon sehr weit entwickelt gewesen wären. In dieser Woche seien in der Pfalz bis zu minus 4,6 Grad gemessen worden.

FRANKEN: Große Sorgen auch bei den fränkischen Weinbauern. Es gebe erhebliche Frostschäden, teilte der Fränkische Weinbauverband in Würzburg mit. «Das ist natürlich ein großer Schock. Jetzt müssen wir die nächsten Tage abwarten, dann werden wir sehen, wie die Rebstöcke reagieren», sagte Verbandsgeschäftsführer Hermann Schmitt. Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Lese im Herbst will er aber nicht begraben. «Wir hatten einen guten Start und ich bin überzeugt, dass die Weinreben davon profitieren und der Kälte trotzen.» Bei größeren Frostschäden dürften die Preise des Frankenweins wie schon 2010 deutlich steigen.

HESSEN: In Hessen sind bis zu 80 Prozent der Reben aus einzelnen Weinbergen erfroren, sagte Reinhard Antes, Vorsitzender der Bergsträßer Winzer Genossenschaft am Mittwoch. «Da ist die Ernte vernichtet.» Minus 3,5 Grad Bodentemperatur hatte der DWD in der Nacht in hessischen Weinbaugebieten gemessen. «Das ist eine mittlere Katastrophe», sagte Hans Helmut Schmitt von der Abteilung Agrarmeteorologie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Geisenheim/Rheingau.

WÜRTTEMBERG: In Baden-Württemberg sind rund 30 Prozent der Rebflächen geschädigt, berichtete der Weinbauverband. In einigen Regionen sei es sogar zu Totalausfällen gekommen. Besonders stark betroffen ist demnach das Taubertal. Präsident Hermann Hohl sieht es dennoch gelassen: «Wir müssen abwarten, wie die Vegetation dieses Jahr verläuft. Es kann noch viel passieren bis zum Herbst.» Eine Normalernte sei noch möglich. Neben dem Wetter könnten immer auch Krankheiten und Schädlingsbefall Auswirkungen auf den Ertrag haben. Ziel sei es, die Preise nicht erneut zu erhöhen. dpa