Von Ingo Senft-Werner
Die erste Spargelernte in Durmersheim bei Rastatt ist eine Herausforderung. «Das erinnert eher an Pilzesuchen», sagt Franziska Gehrer», die unter dem aufgeblähten Foliendach steht und die Reihen abgeht. Draußen rieselt der Schneeregen. Nur selten zeichnet sich eine der Spitzen des erlesenen Gemüses ab.
Im Laufe des Tages rechnet Franziska Gehrer mit einer Ernte von 30 bis 40 Kilogramm - nicht der Rede Wert. Die Stangen gehen zur Vermarktung an die Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft (OGA) Nordbaden in Bruchsal und werden dort wohl rund 20 Euro pro Kilo einbringen. «Das ist ein echter Liebhaberpreis», sagt OGA-Geschäftsführer Hans Lehar.
Das Wetter spielt in diesem Jahr einfach nicht mit. «Ohne Sonne geht es eben nicht», sagt Gehrer. Auch nicht in den großen Folientunneln, die von Luft getragen werden und damit die Wärme länger halten als die dicht über dem Boden angebrachten kleinen Überdachungen. «Die kalten Nächte haben das Wachstum empfindlich behindert.» Es wird wohl bis nach Ostern dauern, bis die Ernte auf den drei Hektar im Tunnel richtig anläuft. Und dann noch einige Sonnentage, bis es auch auf den 40 Hektar Freiland so weit ist.
«Wir sind ungefähr 14 Tage im Verzug», sagt Lehar. Das sei gerade angesichts der Osterfesttage bitter. «Da zeigt sich jetzt ein echter Engpass; wir können den Bedarf nicht decken.» Bislang sei nur Spargel aus Griechenland und Peru auf dem Markt, aber auch in diesen Ländern habe die gute Witterung gefehlt. «Das zeigt uns Menschen wieder einmal, dass wir die Natur nicht überlisten können.» Lehar hofft nun inständig, dass die Temperaturen ab Mittwoch steigen. «Wenn erstmal die ersten Sonnenstrahlen durchkommen, kann es mit dem Spargel schnell gehen.»
Für eine Prognose, wie sich die Spargelsaison entwickeln wird, ist es definitiv zu früh. Im vergangenen Jahr machte ein kühler April den Landwirten zu schaffen. Das Ernteergebnis blieb um zehn Prozent hinter dem Rekordjahr von 2011 zurück. Damals waren im Südwesten 8784 Tonnen des «weißen Goldes» gehoben worden. Das führte zu einem Mai-Tiefpreis von 5,10 Euro pro Kilo. Im vergangenen Jahr lag er bei 5,90 Euro. dpa