Starkoch Jamie Oliver Restaurantkette ist insolvent

Von Christiane Oelrich

Jamie Oliver ist wie eine Popikone unter den klassischen Meisterköchen: er platzte vor 20 Jahren als junger Mann in eine gediegene Szene, war witzig, frech, und gerne auch mit derben Sprüchen unterwegs. Während seine Kreativität in der Küche in Großbritannien und darüber hinaus gefeiert wird, hat er unternehmerisch kein so glückliches Händchen: Seine Restaurantkette «Jamie's Italian» musste am Dienstag Insolvenz anmelden.

«Ein Empire bricht zusammen», schrieb der «Guardian» - aber so groß war das Imperium des Multimillionärs nicht. Rund 1300 Beschäftigte müssen in den 25 Filialen in Großbritannien um ihre Jobs fürchten. Das Unternehmen hofft, mit externen Verwaltern zu retten, was zu retten ist. Gut zwei Dutzend «Jamie's Italian»-Restaurants im Ausland, die unter Lizenz betrieben werden, sind nicht betroffen.

«Ich bin sehr betrübt über diese Entwicklung und würde gerne allen Mitarbeitern und unseren Zulieferern danken, die mit Herz und Seele im vergangenen Jahrzehnt in diesem Unternehmen gearbeitet haben», teilte Oliver (43) mit. «Wir haben «Jamie's Italian» 2008 mit der Absicht gestartet, den Restaurantmarkt im mittleren Preissegment aufzumischen, mit Zutaten von höherer Qualität und besserem Preis-Leistungsverhältnis (...) und genau das haben wir gemacht.»

Fast im Alleingang hat Oliver die englische Küche aufgemischt: sie war einst bekannt für Kreationen wie matschige Fritten in Zeitungspapier oder gekochte Bohnen auf Toast, aber Oliver führte die Briten mit einfachen Rezepten und cleveren Küchentricks an frisches Gemüse heran. «Die Sprache des Kochens, das Selbstvertrauen zu kochen und die Tatsache, dass das wie Atmen oder Gehen ist, ist verschwunden», beklagte er bei der Vorstellung seines jüngsten Kochbuchs im Herbst 2018. «Vieles, was ich mache, dreht sich darum, Menschen und besonders Schulkinder zu ermutigen, mehr zu kochen.»

Der Koch hat Sendungsbewusstsein: wie man mit kleinem Budget gesund kochen kann, oder wie man komplizierte Rezepte durch einfache Handgriffe beherrschbar macht - das sind typische Jamie Oliver-Themen. «Jamies 5-Zutaten-Küche» oder «Jamies Wohlfühlküche» heißen seine Titel. Wie man auch in Schulkantinen mit kleinem Budget trotzdem gesundes Essen zubereiten kann, ist auch sein Anliegen.

Im Vermarkten ist Oliver, der seine Kochleidenschaft als Teenager im Restaurant seiner Eltern entwickelte, immer Weltmeister gewesen: Supermarktketten hat er schon seinen Namen geliehen, um gesündere Produkte anzupreisen; eine Serie zum günstigen Schulessen ließ er als mehrteilige Realityshow produzieren. Seine Kinder Poppy, Daisy, Petal, Buddy und River hat er auch oft in Szene gesetzt: Oliver füttert seiner Tochter Gemüsepüree, oder Oliver tollt mit seinen Kindern im Obstgarten.

Oliver arbeitete als Kind im Restaurant seiner Eltern und entdeckte dort seine Leidenschaft. Ende der 90er Jahre entdeckte der britische Sender BBC ihn, gab ihm eine eigene Sendung, «The Naked Chef», und die Karriere begann. Als Unternehmer hat er viel versucht und ist mit einigem gescheitert. Steak-Restaurants hat er schon geschlossen, Kochläden, und 2017 stellte er seine Zeitschrift ein.

Olivers Fernseh- und Buchautorkarriere ist von der Insolvenz nicht betroffen. Die läuft bislang erfolgreich weiter. Bei der Vorstellung seines Kochbuchs «Jamie kocht Italien» meinte er vor ein paar Monaten noch: «Ich hätte mir das hier alles nie träumen lassen.» dpa