Steillagenzentrum zum Weinbau startet

Rund um den Weinbau in steilen Lagen forschen, beraten und lehren - das sind die Aufgaben des neuen Steillagenzentrums in Bernkastel-Kues an der Mittelmosel. Für 5,8 Millionen Euro in den vergangenen zwei Jahren vom Land Rheinland-Pfalz gebaut, soll das bundesweit einmalige Zentrum am 3. Dezember offiziell an den Start gehen.

«Schule, Labor und Versuchskellerei unter einem Dach - das gab es bisher noch nicht», sagt der Leiter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel, Hubert Friedrich, in Bernkastel-Kues (Kreis Bernkastel-Wittlich).    

Die meisten der rund 40 Mitarbeiter sind bereits in den Neubau eingezogen. Auch die Versuchskellerei hat ihre Arbeit schon aufgenommen. «Wir testen gerade eine neue Maschine, die faule von gesunden Trauben trennt», berichtet Friedrich. 500 bis 600 Kilo Trauben pro Tag liefen derzeit über den Sortierer. «Wir wollen die Abläufe noch optimieren.» Es sei das erste Versuchsprojekt im neuen Zentrum. «Es klappt schon ganz gut.» Im Anbaugebiet Mosel zählt etwa die Hälfte der rund 8000 Hektar Weinberge zu Steillagen - das bedeutet eine Steigung von mehr als 30 Prozent.    

Das neue Zentrum soll dazu beitragen, den Steillagen-Winzern die Arbeit leichter zu machen und ihre Produktionskosten zu senken. «Es geht darum, die Kulturlandschaft zu erhalten, indem man den Winzern die Möglichkeit gibt, kostengünstig zu arbeiten», sagt Friedrich. Um die hohe Zahl von Arbeitsstunden zu verringern, muss zum Beispiel die Mechanisierung im Weinberg weiterentwickelt werden. Mit 900 bis 1300 Arbeitsstunden pro Hektar und Jahr braucht ein Steillagenwinzer zwei- bis dreimal so viel Zeit für die Bewirtschaftung seines Weinbergs wie ein Kollege in der Ebene.    

Zu den Neuerungen gehören neben der Traubensortier-Maschine auch ein Steillagen-Vollernter, der in den Weinbergen des fünftgrößten deutschen Weinbaugebiets schon seit längerem im Test ist. Oder aber neue Pflanzenschutzmittel, die in einem ans Zentrum angegliederten «Staatsweingut Mosel» erprobt werden. «Neue mediterrane Schädlinge, die mit der Klimaerwärmung nach Deutschland kommen, kommen zuerst in die Steillage, weil es da wärmer ist», erklärt Friedrich. Das acht Hektar Weingut sei ein reines Versuchsweingut.    

Den Neubau bezogen haben auch der Lehr- und Versuchsbetrieb des DLR mit einer Versuchskellerei, ein weinchemisches Labor, die berufsbildende Schule für Winzer und Weinküfer und eine Abteilung eines Bundesforschungsinstituts, des Julius Kühn-Instituts. Mit den Wissenschaftlern stünden bereits zehn Forschungsprojekte für die nächsten Jahre fest, sagt Friedrich. Die Mosel gilt als größtes zusammenhängendes Riesling-Steillagenweinbaugebiet der Welt.    

Das neue Zentrum mit einer Fläche von gut 1800 Quadratmetern soll erste Adresse für Steillagenwinzer in Rheinland-Pfalz sein, berichtet der DLR-Chef. Prinzipiell stehe es aber auch Winzern in ganz Deutschland und Europa offen. «Es braucht aber sicher ein bisschen Zeit, bis alles etabliert ist», sagt Friedrich. (Birgit Reichert, dpa)